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Die Türken vor Wien oder in Brüssel?

Dieses Thema im Forum "Small Talk" wurde erstellt von macixus, 24. Februar 2004.

  1. Hodscha

    Hodscha New Member

    Mh ich weiss nicht so Recht. In der Türkei leben ca. 65 Millionen Menschen und davon alleine 13 Millionen (offizielle Zahl) in Instanbul. Wenn man davon ausgeht, dass fast dreiviertel der Menschen im westlichen Teil der Türkei oder einer Großstadt leben, die alle westlich geprägt sind, wie du selbst sagst, können nicht mehr viele für einen Gottesstaat sein.

    Einen wirtschaftlichen Aufschwung wird es nicht nur durch einen EU-Beitritt geben, sondern der kommt ganz allein.
    Schon jetzt ist das wirtschaftliche Wachstum der Türkei um einiges höher, als in Deutschland und in vielen Teilen der EU. Im Moment mag es noch in vielen Teilen, insbesondere im Osten, mit der Wirtschaft schlecht aussehen, aber auch dort entstehen in letzter Zeit große Fabriken, die Arbeitsplätze schaffen. Wenn das Wachstum der Türkei so weiter geht, wird bald das ganze Land den gleichen Standard haben, wie das westliche Europa!
     
  2. Hodscha

    Hodscha New Member

    Die jungen Türken wollen auch gar keinen Gottesstaat ;) ich weiss es nicht nur aus den Nachrichten:cool:
     
  3. Macmacfriend

    Macmacfriend Active Member

    @ macixus

    Also, ich seh da keine Gespenster. ;)
     
  4. macixus

    macixus Hofrat & Traktorist

    Vielleicht musst du nur die Augen bisschen weiter aufmachen:

    War's nicht Mitte der 90er Jahre, als die islamistische Wohlfahrtspartei die Parlamentsmehrheit erzielte? War's nicht Erbakan, der als erster islamistischer Präsident trotz Atatürks "Vorgaben" erst durch das "Militär" wieder zurück ins Glied geschubst wurde?

    Und sind die neuen Moscheen bei uns auch alle Gespenster und die Zunahme der kopftuchtragenden Frauen?

    Ironischerweise war es der jetzige Ministerpräsident Erdogan, der dereinst das Gedicht des türkischen Nationalbarden Gökalk vortrug:

    „Die Minarette sind unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme; die Moscheen sind Kasernen, die Gläubigen unsere Soldaten.“

    Er musste dafür ein paar Monate in den Knast. Ob er es heute auch noch vorträgt, weiß ich nicht...:rolleyes:
     
  5. Hodscha

    Hodscha New Member

  6. macixus

    macixus Hofrat & Traktorist

    Wenn ich dich (weiter oben) recht verstanden habe, so bist du Türke und insofern natürlich "näher dran" als ich und ich würde mich freuen, wenn es so wäre, wie du es sagst.

    Es gilt aber auch, dass die Türkei wegen ihrer demografischen "Explosion" im Jahre 2012 etwa 90 Millionen Einwohner zählen wird und am Ende dieses Jahrhunderts so viele wie Deutsche und Franzosen zusammen. Wer also Pro-EU-Türkei ist, sollte sich auch mit diesen Zahlen auseinandersetzen.
     
  7. pewe2000

    pewe2000 New Member

    Ich bin gegen eine Aufnahme der Türkei.

    Die Gründe:

    Menschenrechtsverletzungen allgemein
    (ist zwar etwas zurückgegangen, aber immer noch Fakt)
    Behandlung der Kurden, Menschenrechtsverletzungen speziell
    Bis heute bestrittener und ungesühnter Massenmord an den Armeniern
    Fragt mal türkische Politiker danach
    (aber erkundigt Euch zuvor bei neutralen Historikern)
     
  8. Hodscha

    Hodscha New Member

    Äh, ich bin kein Türke. Habe ich das irgendwo gesagt? :rolleyes:

    Allerdings habe ich einieg Freunde und Bekannte dort und fahre auch mindestens einmal im Jahr dorthin und wir haben uns dort schon des öfteren über diese Thematik unterhalten.
    Es gibt auch dort kritische Stimmen zu einem EU-Beitritt.

    Doch man sollte auch daran denken, selbst wenn die Eu sich für einen Beitritt der Türkei entscheidet, wird es noch Jahre dauern, bis sie Mitglied der EU wird. Im Juni 1993 hat man die Verhandlungen mit den Osteuropäischen Staaten aufgenommen und es hat 11 Jahre (!!!) bis zu ihrem Beitritt gedauert.
    Man kann sich also lange genug auf einen Beitritt einstellen und die Türken können noch viele Reformen erlassen und umsetzten.
     
  9. macixus

    macixus Hofrat & Traktorist

    Und? Was wäre "schlimm" daran?

    Ich habe einfach deine Worte "Die jungen Türken wollen auch gar keinen Gottesstaat, ich weiss es nicht nur aus den Nachrichten" so gelesen, als wärest du Türke.

    Zum Thema: ich hab's ja schon einleitend gesagt - trotz aller Verve unseres Kanzlers für den Beitritt der Türkei: das Datum fehlt nach wie vor. Er ist ja schliesslich ein weiser Kanzler :rolleyes:

    Aber von 10 jährigen Verhandlungen gehe ich auch aus - mindestens....
     
  10. Hodscha

    Hodscha New Member

    Gar nichts, dann könnte ich auch endlich diese komische Sprache :cool:
     
  11. RaMa

    RaMa New Member

    kebab mit scharf?
    is doch leicht ;-)
     
  12. Hodscha

    Hodscha New Member

    :cool: Wer soll das verstehen? :party:

    Mh Hunger hätte ich auch!
    Diese Dönerbuden, wie hier in Deutschland, findet man in der Türkei nur sehr selten und dann auch meistens eher in Touristengebieten.
    Scheint eine deutsche Erfindung zu sein.
     
  13. Thine

    Thine mit Eisenschwein

    Kleine Ergänzung, damit der barocken Lockenpracht des Eugen nich irrtümlich ein Renaissance-Hut übergestülpt wird, sofern man dazumal überhaupt einen Hut trug: Der Eugen kam etwas später nach Wien, 1683, und kämpfte im zweiten Großen Türkenkrieg, also 1683 bis 1699 (wie übrigens auch August der Starke, dessen Hofbildhauer B. Permoser den Eugen wundervoll in Stein meißelte). Aber das nur nebenbei, beim Lesen könnte man leicht den Eugen in den ersten Türkenkrieg stecken, was Du ganz sicher so nicht meintest.


    Zur eigentlichen Frage. Ich bin mir da genauso unsicher, die Pro und Kontras halten sich beinahe die Waage. Und ich muss auch gestehen, dass ich mich mit dieser Frage bisher noch nicht intensiv beschäftigt habe. Ich kann die von graphitto angeführten Gründe für ein Kontra nur unterstreichen. Dennoch habe ich - aus dem hohlen Bauch raus gesprochen - kein generelles Problem mit einer EU-Mitgliedschaft seitens der Türkei. Die Türkei könnte eine wichtige Mittlerrolle als Tor zu Asien und den arabischen Staaten einnehmen. Ich denke auch nicht, dass sich die Türkei zu einem Gottesstaat entwickelt, schon gar nicht, wenn sie in der EU drin ist. Die Tendenz geht, denke ich, eher Richtung "moderner Westlichkeit", was das Bemühen um eine Aufnahme in die EU noch unterstreicht. Prinzipiell habe ich auch nix gegen Moscheen in Deutschland. Ganz im Gegenteil, ich find's prima, wenn neben dem christlichen Gotteshaus eine Synagoge und nebendran eine Moschee steht - oder nebenan in einer Bude buddhistisches Gemurmel zu hören ist. Gerade in Berlin genieße ich die Vielfalt der Kulturen und Religionen und finde sie bereichernd. Und ich habe keine Angst, dass Deutschland irgendwie islamisiert wird oder so. Völliger Quatsch. Die deutsche Kultur, wenn man sie mal beim Schopfe nimmt, gerät nicht "in Gefahr", meingott, sie hat sich und konnte sich im Laufe der Jahrhunderte durch den Kontakt mit anderen Kulturen erst zu einer solchen entwickeln. Deutschland als Nationalstaat ist gerade mal 130 Jahre alt. Kein Wunder, dass gerade die Deutschen ein Problem mit ihrer Nationalität haben, die sie, auf Teufel komm raus, zu verteidigen suchen. - Wir befinden uns momentan irgendwie in einem Wandel. Das alte Konzept der Nationalstaaten gerät ins Wanken, es funktioniert nicht mehr oder löst sich auf, verändert sich. Die Grenzen haben sich geöffnet. Und für Europa, gerade für Deutschland!, finde ich das gut.

    Nun, das sind jetzt hingeworfene Gedanken, die keineswegs politisch fundiert sind. Wie ich schon sagte, aus dem Bauch raus gesprochen. Dennoch, die EU ist jung, ihre Bildung braucht Zeit und kühlen sachlichen Verstand. Mir scheint, sie ist momentan überfordert, und das ist nicht gut. Und bevor die Türkei in die EU eintreten sollte, muss sie die menschenrechtlichen Probleme (Kurden, Zypern) unbedingt geregelt bekommen, ebenso wie die wirtschaftlichen Aufnahmekriterien. Also gemach, gemach.

    .... und nu hab ich doch so viel geschrieben, obwohl ich von der ganzen Sache doch eigentlich nich wirklich was verstehe. :rolleyes: Ende der Epistel. :D
     
  14. macixus

    macixus Hofrat & Traktorist

    Mann, Thine - äh Frau Thine: musst du jetzt um 0:45 Uhr mit so einem fundierten Beitrag kommen (nicht vorhandene Haare rauf!) ;)

    Heute gibt's keine Antwort mehr - aber zieh' dich morgen schon mal warm an. Mit Schal und Handschuhen! :D
     
  15. Thine

    Thine mit Eisenschwein

    Ohje, ich glaub, ich nehme lieber das rasselnde Kettenhemd und nen Helm. Mistmistmist, ich hab das Schwert verlegt. *schlotter*

    :D
     
  16. graphitto

    graphitto Wanderer

    @Thine
    Mir gehts genauso wie macixus. Ich finde den Beitrag sehr bemerkenswert, aber für ne richtige Antwort brauch ich erstmal ne Mütze Schlaf.

    Bis morgen.

    gruß
     
  17. Thine

    Thine mit Eisenschwein

    Kein Problem, ich hab die Schlafmütze schon auf.

    Himmel, ich hab aber morgen nicht den ganzen Tag Zeit, mich einem Gefecht wacker zu stellen. Wäsche waschen, packen, Vorbereitungen usw. usf. Eine Woche Reise ... himmel, ist das aufregend. Samstag geht die Tuftuff nach Frankfurt. Und am Freitag nächste Woche stehe ich vor dem Mainzer Dom. Wie ick mir freu! :) *zappel*
     
  18. maceddy

    maceddy New Member





    Das wollen doch die Befürworter gar nicht wissen. In Hannover sollen sie jetzt Sprachunterricht bekommen - in Türkisch - zur besseren Integration.


    maceddy
     
  19. macixus

    macixus Hofrat & Traktorist

    Bevor entweder der tapfere Graf Niklas Salm (der Held Wiens von 1529) oder der edle Eugen, Prinz von Savoyen, weiter ob ihrer Verwechslung durch mich (*schäm*) in ihren Ruhestätten beleidigt rotieren , hüpfe ich ganz schnell zur eigentlichen Frage bzw. zu deiner klugen Antwort. Und das "schön der Reihe nach".

    Die Türkei könnte eine wichtige Mittlerrolle als Tor zu Asien und den arabischen Staaten einnehmen.

    Stimmt - diese "Scharnier-Funktion" erhoffen sich viele der Beitrittsbefürworter. Ob sie allerdings durch die Türkei wahrgenommen werden kann und will, ist eine andere Frage. Den gerade der "Abfall" der arabischen Staaten beim Kampf der Türkei gegen die Briten (Stichwort Lawrence von Arabien) schmerzt die Türken doch sehr - immer noch. Das Gedächtnis der Völker ist ein langes - deswegen ja auch viel "ungutes Gefühl im Bauch" der Europäer beim Gedanken eines EU-Beitritts dieser "Osmanen".

    Statt der Mittlerrolle spielen da wohl eher sicherheitspolitische Erwägungen eine Rolle: die Türkei als "Frontstaat" gegen eben diese "Araber" und als "Flugzeugträger" westlicher Interessen (nicht nur amerikanischer, auch wenn wir gerne mit dem Finger auf die bösen Buben aus Washinton zeigen) gegenüber dem einen oder anderem Schurkenstaat mit und ohne Öl. Und wenn man mal länger als eine Legislaturperiode denkt, dann könnte man die "Eroberung" Iraks auch als "Option" beurteilen, bei einem Abdriften der Türkei in einen "Gottesstaat" den (westlichen) Fuß im nahen Osten stehen lassen zu können - halt ein paar Kilometer weiter südlich und noch "näher dran" an dem Tropf, die wir alle zwingend brauchen.

    Prinzipiell habe ich auch nix gegen Moscheen in Deutschland. Ganz im Gegenteil, ich find's prima, wenn neben dem christlichen Gotteshaus eine Synagoge und nebendran eine Moschee steht - oder nebenan in einer Bude buddhistisches Gemurmel zu hören ist.

    Finde ich wie du prima. Aber bei aller Begeisterung für "multikulti" (nicht abwertend gemeint), sollten wir die verzückten Augen und Ohren nicht ganz verschliessen. Denn fest steht, dass sich "unsere Türken" im Gegensatz etwa zu "unseren Italienern, Spaniern und Griechen" eben nicht integrieren (lassen), sondern weiter in ihrer Welt verharren (wollen). Und solange dabei jeder noch ein hinreichend lebenswertes Auskommen vorfindet und "leben und leben lassen" für beide Seiten Gültigkeit besitzt, solange sehe ich wie du keine "Islamisierung Deutschlands". Aber was ist ,wenn sich die Lebensumstände für "unsere Türken" weiter verschlechtern (Stichwort Jugendarbeitslosigkeit bei weiter hoher Geburtenrate) und ein türkischer "Osama" oder "Mufti" seine Jünger zur "Verbesserung" ihrer "ungerechten" Lebensumstände aufhetzt und die Vielfalt der Kulturen nicht nur in Berlin zerdeppert wird?

    Wir befinden uns momentan irgendwie in einem Wandel. Das alte Konzept der Nationalstaaten gerät ins Wanken, es funktioniert nicht mehr oder löst sich auf, verändert sich.

    So ansteckend dein Optimismus wirkt, so wenig angebracht ist er. Gewiß, wir in Deutschland haben dem "Nationalstaat" aus bekannten und guten Gründen den Laufpass gegeben. Woanders ist das noch lange nicht so und wird sich auch noch lange nichts daran ändern. Auch die EU ist bis jetzt über einen "Wirtschaftsinteressenclub" nicht hinausgekommen, eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik steht noch in weiter Ferne. Bei der angestrebten europäischen Verfassung geht es nicht um gemeinsame Ziele und Werte, sondern die Durchsetzung nationaler (sic!) Interessen und ökonomischer Pfründe.

    Also langsam mit die jungen Pferde, äh Thines... Deinem abschliessenden "Gemach - gemach" schliesse ich mich gerne an, wenn auch nicht ganz in deinem Sinne...

    Ich hoffe, ich habe dir jetzt deine Reise ordentlich versaut! :D
     
  20. Thine

    Thine mit Eisenschwein

    :D Achwas. War mir klar, dass ich einigen Widerspruch ernten werde, zumal ich nun wirklich nicht den tiefen politischen Einblick habe. Drum lass ich mich auch gern belehren. - Werde vielleicht heute zum späten Abend noch auf den einen oder anderen Gedanken eingehen, muss jetzt erstmal Fell scheren gehen, dann zur Bibliothek usw.

    Liebe Grüße,
    Thine
     

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