1. Liebe Forumsgemeinde,

    aufgrund der Bestimmungen, die sich aus der DSGVO ergeben, müssten umfangreiche Anpassungen am Forum vorgenommen werden, die sich für uns nicht wirtschaftlich abbilden lassen. Daher haben wir uns entschlossen, das Forum in seiner aktuellen Form zu archivieren und online bereit zu stellen, jedoch keine Neuanmeldungen oder neuen Kommentare mehr zuzulassen. So ist sichergestellt, dass das gesammelte Wissen nicht verloren geht, und wir die Seite dennoch DSGVO-konform zur Verfügung stellen können.
    Dies wird in den nächsten Tagen umgesetzt.

    Wir danken allen, die sich in den letzten Jahren für Hilfesuchende und auch für das Forum selbst engagiert haben.

Hallo Ihr alten Schriftsetzer!

Dieses Thema im Forum "Small Talk" wurde erstellt von pewe2000, 8. März 2003.

  1. PS

    PS New Member

    die habe ich mir in ruhe aus der nähe angesehen. muß jedoch gestehen, kein echter schweizer degen zu sein, da ich die gesellenprüfung nur als buchdrucker habe. nur der ordnung halber. peter
     
  2. PS

    PS New Member

    Sigmund Jähn war auch Buchdrucker. Zur Erinnerung - erster Kosmonaut der DDR.
     
  3. PS

    PS New Member

    Unsere "geheime" Ablage war das Dach / die Dachrinne vom Haus gegenüber. Schön, daß man heute seine typografischen Ergüsse im Papierkorb versenken kann.
     
  4. 2112

    2112 Raucher

    Ich durfte immer nur die Spazien vom Fußboden aufheben.
    :) :) :) :)
     
  5. PS

    PS New Member

    Wow, komme auch aus dem Mittelalter, habe mal an einer DIATRONIC gearbeitet, das war das Teil mit den Schriftscheiben. Und ich habe auch Tag und Nacht gearbeitet - bis zu dem Tag der Erleuchtung. Da habe ich begriffen, daß das Leben nicht ausschließlich aus Arbeit besteht. Seitdem nehme ich mir gerne mein PB auf den Schoß, setze mich in die Stube oder in den Garten und laß es mir einfach gut gehen. Und ab und zu werf ich mir dann auch mal iTunes ein. Gruß Peter.
     
  6. 2112

    2112 Raucher

    Bei mir war es der STAROMAT
    :) :) :) :)
     
  7. grufti

    grufti New Member

    ...und jetzt macht das dein Lehrbub? Gut sehen kannst du zwar immer noch nicht besonders, aber schlecht bücken kannst du dich gut. Aber du wirst sehen, sobald in Spanien der Fotosatz eingeführt wird, hast du es viel leichter. :)

    Ich war früher mal bei einem Bleisatz-Star-Typographen beschäftigt. Für den war ein Spatium nur ein grober Klotz. Da musste ich als Lehrbub aus 3 verschiedenen Papierstärken für jede Schriftgröße die Spatien mit der Schere herstellen. Und dann wurden mal Versuche gemacht, die Schrift für eine Plakat(!) auszugleichen. Ich Depp hab gemeint, das sei so prima und auch der Setzereileiter war meiner Ansicht. Da hat sich der Boss der Länge nach auf den Boden gelegt, gebrüllt, gleichzeitig geheult und mit den Fäusten auf den Boden geschlagen. Ein paar Monate später kam er in die Klapsmühle. Und ich in einen anderen Lehrbetrieb.
    Da hab ich echt Glück gehabt, sonst wär ich zletscht auch noch balabala geworden.

    Schön, dass ich das :) :) :) :) :) :) wieder sehe.
     
  8. 2112

    2112 Raucher

    >> Schön, dass ich das :) :) :) :) :) :) wieder sehe. <<

    Nach über eine Woche Forumslesen merkte ich das es nicht an mir lag. Aber - ist ja auch nicht meine Familie
     
  9. pewe2000

    pewe2000 New Member

    Ich habe 1969 an einer Diatype mit dem Fotosatz angefangen und danach so ziemlich die ganze Palette von Berthold-Geräten (und teilweise auch die von anderen Herstellern) kennengelernt.
    Als die ersten DTP-Sachen aufkamen habe ich mich  arroganterweise  darüber lustig gemacht. Bin aber bei der rasanten Entwicklung immer kleinlauter geworden.
     
  10. pewe2000

    pewe2000 New Member

    Seitdem nehme ich mir gerne mein PB auf den Schoß, setze mich in die Stube oder in den Garten und laß es mir einfach gut gehen.

    Das wäre uns mit der Diatronic wahrlich schwerer gefallen!
     
  11. grufti

    grufti New Member

    ja da kenn ich auch so einen. Zuvor hat er geschafft wie ein Ochs, dann hat er reich geheiratet und sich einen schlauen Lenz gemacht. So so, Tag der Erleuchtung sagt man also dazu?

    Ok, bin ja nur neidisch.
    :))
     
  12. 2112

    2112 Raucher

    >> habe ich mich  arroganterweise  darüber lustig gemacht. <<
    Stimmt. Ich auch. :) :) :) :)
     
  13. pewe2000

    pewe2000 New Member

    Hallo grufti!

    Die besten Grafiker mit denen ich es zu tun hatte, waren vorher Schriftsetzer. Die wußten was sie wollten und was damals ging. Heute geht ja fast alles. Ich bin erst seit 8 Jahren selbständig, wurde im zarten Alter von 47 arbeitslos und wie da die Chancen aussehen noch einen vernünftigen Job zu bekommen, weiß hier jeder. Alle meine Kollegen von damals sind leider langzeitarbeitslos.
    Ich habe mich in den Betrieben immer für alles interessiert und sehr guten Kontakt zu Kunden gehabt (bis zu 22 Jahren bei einzelnen Kunden und jetzt nochmal 8 Jahre drauf, weil ich noch alle habe!). Die haben dann gesagt, mach Dich doch selbständig, was einem in diesem Alter nicht mehr ganz so leichtfällt. Hat aber alles geklappt und nun genieße ich die Freuden des Selbständigseins (in 8 Jahren insgesamt 2 Wochen Urlaub, keinen Tag krank gewesen, 16-Stunden-Tage, Du kennst das ja).
    Die meisten denken dann immer, boahh ey, muß der ein Geld verdienen. Wenns mal so wäre!
    Grüße an alle Blei- und Altsetzer!
     
  14. grufti

    grufti New Member

    jau, ich war auch so ein Sempel. Eineinhalb Jahre, bevor ich Berthold komplett stillgelegt habe, habe ich noch für für den Sonderpreis 350.000 DM sämtliche Diamontfonts gekauft.
    Ist auch in der Rumpelkammer mit den ganzen Belichtern, Scannern und Workstations. Will nicht mal mehr einer geschenkt haben. Und mir ist die Entsorgung zu teuer.
     
  15. pewe2000

    pewe2000 New Member

    Hallo EL!

    was sind fische flöhe und was ist gautschen (hört sich ja böse an)

    Fische legen
    Im Bleisatz mußten ja die Lettern und das Blindmaterial (fast alles aus Blei) nach dem Druck wieder zurückgelegt werden. Wenn man dann z.B. eine Garamond in einen Times-Setzkasten gelegt hat, nannte man das sogar Zwiebelfische legen (wenn ich mich recht erinnere). Wenn man sich nur mit der Schriftgröße vertat, hieß es Fische legen. Das war für denjenigen der danach diesen Kasten benutzte eine lästige Geschichte.

    Bleiläuse
    Eine Gemeinheit, die ältere Kollegen den Lehrlingen antaten. Da wurde Bleistücke auf einer Arbeitsplatte so aufgebaut, daß in der Mitte eine ca. 6 x 6 cm große Lücke entstand, die mit Wasser gefüllt wurde. Dann wurde dem jungen Kollegen gesagt, willst du mal Bleiläuse sehen? Er beugte sich dann mit einer Lupe darüber und irgendso ein Schweinehund schob das Blei so zusammen, daß die Brühe nach oben ins Gesicht des Neugierigen spritzte. Ähnliches gibt es sicher in jedem Lehrberuf. Es hieß immer: Man darf Lehrlinge schlagen, treten, im Notfall sogar töten.

    Gautschen
    Hast Du sicher schon mal Bilder von gesehen. Diejenigen (Setzer, Drucker, Buchbinder) die die Gesellenprüfung bestanden hatten, mußten sich einem groben Reinigungsritual unterziehen um die Sünden der Lehre abzuwaschen. Das fand  und findet noch  meist im Freien statt und bedeutete, daß man voll angezogen in eine große, mit Wasser gefüllte Wanne geworfen wurde und reichlich Wasser schlucken mußte, bedingt durch recht derbes Untertauchen der Gehilfen des Gautschmeisters.
    Das Gemeine war. Egal in welchem Betrieb Du später angefangen hast, nach spätestens 2, 3 Tagen wurde harmlos gefragt: Bist Du eigentlich gegautscht? Dann war es gut, schnell den Gautschbrief vorzuweisen anderenfalls man Dir im Betrieb auflauerte und Dich in eine gefüllte Wanne warf. Rauhe Sitten halt und jahrhundertealt.
    Ich hoffe die Neugierde der mitlesenden Nichtsetzer befriedigt zu haben.
     
  16. PS

    PS New Member

    Ufff - das kommt mir alles so bekannt vor. Neben 0 Tagen Krankheit habe ich immerhin ca. 50 Tage Urlaub in 11 Jahren geschafft. Und meine satten Gewinne der letzten Jahre habe ich mehr oder weniger gleichmäßig aufgeteilt auf Finanzamt, Bank, Rechtsanwalt, (Apple:), Steuerberater, ..., ..., ...,
    Für mich blieb gerade mal ein schickes Auto und mein PB. Ich dachte immer, daß ich ohne meinen Beruf nicht leben könnte.
    Die ERLEUCHTUNG war die Einsicht, daß es zwischen heute und dem Rentenalter noch etwas gibt, daß nicht mit Arbeit zu tun hat. Ich habe den ganzen Printbereich zugemacht, bastle hin und wieder mal ne Website oder 'nen Flashfilm ==> als Hobby. Aber Geldverdienen geht heute anders! Peter
     
  17. grufti

    grufti New Member

    Prima. Hast du völlig richtig gemacht. Bei mir sind es jetzt bald 30 Jahre die auch sehr entbehrungsreich waren und noch sind. Aber ich bin glücklich dabei und vermisse überhaupt nichts. Würde alles wieder genau so machen.

    Und wenn ich richtig gerechnet habe, bis du ja sogar noch 2 Jahre jünger als ich. In dem Alter steckt man noch voller Kraft und Tatendrang. Da muss ich ja eher vor einer feindlichen Übernahme zittern und du kokettierst da mit deinem Alter rum... Jungspund.

    Alles Gute weiterhin!
     
  18. PS

    PS New Member

  19. pewe2000

    pewe2000 New Member

    Ich bin nicht ganz freiwillig zum Workaholic mutiert. Aber mir gefällt es so trotzdem besser, als wenn ich durch Arbeitslosigkeit jede Menge Freizeit hätte. Da würde ich mit Sicherheit psychisch krank werden.
     
  20. pewe2000

    pewe2000 New Member

    habe ich noch für für den Sonderpreis 350.000 DM sämtliche Diamontfonts gekauft.

    Oh jotte! Ich kenne auch so ein paar Fälle in Berlin. 750.000 DM in eine nie richtig laufende Berthold-Anlage gesteckt und daran kaputtgegangen. Das war schon hart, vor allem weil es gute Leute getroffen hat.

    Ich konnte als Prokurist doch einiges mitentscheiden und hatte anfang der 90er nicht mehr in Berthold investiert sonder in die preiswertere und wesentlich offenere Type Industry Computer aber gleichzeitig auch den ersten Mac angeschafft.

    Daß Du das geschäftlich überlebt hast  alle Achtung!
    Und noch mit uns ganz jungen mithalten kannst  Donnerwetter! ;-)
     

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