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Für und Wider "Leitkultur"

Dieses Thema im Forum "Small Talk" wurde erstellt von macixus, 20. November 2004.

  1. Kay-Uwe

    Kay-Uwe New Member



    Gääääähhhhhhnnn!!!!
     
  2. Macziege

    Macziege New Member

    Ja, sehr interessant, Was sagtest du gerade??
     
  3. macixus

    macixus Hofrat & Traktorist

    "Der Kopf ist rund, damit die Gedanken die Richtung ändern können."

    Deine Signatur gilt aber nur dann, wenn Gedanken drin sind. Bei Hohlbirnen lässt sich schwerlich die Richtung von Nichts ändern.
     
  4. Statt "Leitkultur" - "Kultur der Annäherung humanistischer Werte" - ein anderer Begriff, der auch anderes meint.

    Zu Theo van Gogh: der hat ja die Muslime "Ziegenficker" und "Schuhputzer Allahs" genannt. Das zeigt zwar seinen schlechten Geschmack, ist aber natürlich kein Grund ihn umzubringen.

    Ein ähnliches Kaliber ist ja Michel Houllebecq. in seinem Roman "Plattform" sagt er fast wörtlich: immer wenn ein palästinensisches Kind oder eine palästinensische Mutter stirbt, erfüllt ihn das mit tiefer Befriedigung. Der Roman ist übrigens "Pro Sextourismus" und findet seine Begründung dafür.

    Der Protagonist des Romans verliert seine Geliebte in Thailand nach einem muslimischen Terrorangriff.
     
  5. Macziege

    Macziege New Member

    Wie schon gesagt, egal wie man es nennt, ob Leitkultur oder sonstewie, wenn sich jemand in einem fremden Land für längere Zeit, aus welchen Gründen auch immer, aufhalten will, hat er sich gefälligst an die Gegebenheiten des Gastlandes anzupassen. Das gilt für Deutsche im Ausland genau so, wie Gäste, oder Einwanderer die zu uns kommen.

    Deswegen kann man doch auch durchaus seine heimischen Gepflogenheiten nebenher weiter pflegen, wenn dadurch die Gesetzte des Gast- oder Einwanderungslandes nicht verletzt werden.

    Es würde einem Engländer oder Australier ja doch bestimmt nicht einfallen, bei uns auf den Straßen links zu fahren.

    Etwas weit hergeholt als Beispiel, aber durchaus treffend.
     
  6. macixus

    macixus Hofrat & Traktorist

    Auch nicht besser, weil es noch nie gelungen ist, "humanistische Werte" kultur- oder religionsübergreifend so "festzumachen", dass alle damit und danach leben können.

    Ausserdem geht es zunächst mal nicht um die ganze Welt, sondern um unser kleines Deutschland und das wenig größere Europa. Und das ist schon schwierig genug, weil wir zu lange Toleranz mit Beliebigkeit verwechselt haben.
     
  7. pewe2000

    pewe2000 New Member

    Gemach, gemach, bin ja schon ruhig.


    Wäre es nicht ehrlicher und vielleicht auch praktischer, Deutschland würde offiziell Einwanderungsland? Mit entsprechenden Quotierungen, wie das andere Einwanderungsländer auch tun? Mit Verpflichtungen und auch Ausweisungen bei Verstößen gegen diese – quasi eine zu entwickelnde europäische Leitkultur light, welche Einwanderungswillige unterschreiben müssen. Dazu gehört, die Sprache in einem absehbaren Zeitraum zu erlernen oder sie gar schon zu können und sich ein wenig mit der deutschen Geschichte vertraut zu machen.

    Ich habe, wenn ich im Ausland weilte, mich an die zuvor gelesenen Tips aus Reiseführern gehalten, um nicht auffällig zu werden, bzw. aus Unkenntnis die Bewohner des besuchten Landes zu beleidigen. Habe aber des öfteren den Eindruck, daß solche Tips für das Verhalten in Deutschland in anderen Ländern, deren Bewohner uns besuchen, bzw. hier zu leben gedenken, nicht gegeben werden.

    Das größte Problem eine Leitkultur zu entwickeln oder durchzusetzen, sehe ich in der Ghettobildung, gegen die man allerdings kaum etwas unternehmen kann. Durch diese entsteht ein Staat im Staat, in dem es möglich ist, 30 Jahre mit nur rudimentären Deutschkenntnissen zu überstehen und der deutschen Kultur und den Deutschen teils verächtlich gegenüberzustehen. Dies findet dann auch Ausdruck in Predigten, wie jüngst in einer Berliner Moschee (Frontal 21 vom vorletzten Dienstag). Der predigende Imam lebt übrigens seit 30 Jahren in Deutschland und ist kein gerade importierter Haßprediger.
     
  8. graphitto

    graphitto Wanderer

    Mal abgesehen vom Begriff ist das die entscheidende Frage. Also fangen wir doch mal an, Ideen zu sammeln.

    a) Sprache
    Mir als (auch)Autor ist die besonders wichtig. Und beim Thema Integration für mich der erste Punkt.

    b) kulturelle Anpassung
    Die klassischen Einwanderungsländer (Frankreich, GB, Niederlande, Australien, Kanada, USA) setzen auf stetige Assimilation. Haben aber auch eine koloniale Vergangenheit, soweit es die Europäer betrifft.
    In den USA gibt es massive Probleme bei der Integration der Latinos, meist weil die kein Englisch können und kulturelle Enklaven bilden.
    Was können wir hier besser machen?

    c) Arbeitsmarkt/Schule
    Ein verdammt heißes Thema. Die beste Integration passiert in einem gemischten Umfeld. Wenn aber, wie bei Opel in Rüsselsheim, am Fließband nur Türken arbeiten und die Vorarbeiter Deutsche sind, wird es wieder schwierig. Und in der Schule nebenan sitzen 18 türkische und 4 deutsche Kinder vor einem deutschen Lehrer. (Beispiel ist stark vereinfacht und soll im Wortsinn ein Beispiel sein.)

    d) bürgerliche Freiheiten
    Wieviel Freiheit gestehe ich jemandem zu, der von anderswo hierher kommt um hier zu leben?
    Darf er wählen?
    Darf er gewählt werden?
    Darf er in der Öffentlichkeit ausschließlich seine Muttersprache sprechen?
    Darf er eigene Vereine gründen?
    Darf er sich eine Russisch-Orthodoxe Kirche bauen?
    usw. usw.

    Wie seht ihr das?

    gruß
     
  9. macixus

    macixus Hofrat & Traktorist

    Mich stört da das Wort "gefälligst" - der Rest gehört eigentlich zu den Selbstverständlichkeiten, ist aber nicht selbstverständlich. Das Problem im Umgang mit dem Islam in diesem unserem Land (und wir sprechen nur davon) geht tiefer.

    Ich zitiere noch mal Prantl:

    "Toleranz nimmt niemandem seine Religion, sein Kopftuch, seine Lebensgewohnheiten weg. Toleranz setzt aber voraus, dass die heiligen Bücher, wie immer sie heißen, ob Bibel oder Koran, nicht über oder gegen die Leitkultur gestellt werden. Integration fordert also auch von Muslimen Toleranz - und eine Distanzierung vom Islam als einem zwingend vorgeschriebenen Rechtssystem.

    Von diesem Ziel sind Islamisten Lichtjahre, aber auch gemäßigte islamische Organisationen noch ziemlich weit entfernt."


    Das Problem, das ich meine, lautet: wie bringe ich das oben Gesagte einem Muslim näher? Mit einem "gefälligst" wohl nicht...
     
  10. graphitto

    graphitto Wanderer

    Na endlich, pewe, ich wußte doch, das du ne Meinung hast.

    Richtig. Meine Rede seit Jahren. Allerdings geht es in der momentanen Diskussion mehr um die bereits hier lebenden Ausländer. Ein Einwanderungsgesetz hilft für die Zukunft.

    Genau da liegt das Problem. Kann eine Gesellschaft Getthobildungen (Politikerdeutsch: Parallelgesellschaften) verhindern?

    gruß
     
  11. macixus

    macixus Hofrat & Traktorist

    Gewiss wäre es sowohl einfacher als auch praktischer. Aber auch ein Einwanderungsgesetz, das seinem Namen gerecht würde, käme nicht umhin, "linke und rechte Grenzen" aufzuführen, die als Maßstab und Richtschnur für den/die Einwanderer gelten müssten.

    Und schon sind wir wieder - auch ohne diesen vermaledeiten Begriff - bei unseren Fragen hinsichtlich der konkreten Forderungen und Maßnahmen.
     
  12. pewe2000

    pewe2000 New Member

    Ich verstehe nicht, warum Letzteres nicht auf europäischer Ebene entwickelt wird – für ganz Europa. Wir haben eine (weitestgehend) gemeinsame Währung, es wäre an der Zeit, auch da Gemeinsames zu entwickeln, mit jeweils ein wenig Raum für nationale Besonderheiten. Zumal das Horrorbild von der europäischen Wagenburg gegen die anstürmenden Armen der Welt ja mehr als einmal gezeichnet wurde.

    Ist aber auch noch nicht das konkret Geforderte.

    Ich möchte die Einwanderer keiner strikten Disziplin unterwerfen, deutscher als die Deutschen zu sein (oder spanischer als die Spanier). Sie sollen selbstverständlich ihre nationalen Eigenarten behalten. Dazu kann allerdings nicht die Zwangsverheiratung der Töchter und andere negative Dinge gehören, die hier sowieso strafbewehrt sind.
     
  13. macixus

    macixus Hofrat & Traktorist

    Diese "Disziplin" will hier (in diesem Thread) bislang keiner. Aber kennst du jemand oder eine Institution, die diese Art der Heirat schon mal untersagt hat (sofern sie "dank" Parallelwelt überhaupt offenkundig wird)?

    Ich auch nicht.

    Und insofern hat der Mord in unserem Nachbarland tatsächlich Fragen aufgeworfen, um deren Beantwortung wir bislang immer weit rumgekurvt sind oder indem wir meinten, ein islamischer Feiertag würde unserem Multikultiwohlfühlland das eine oder andere Problem ersparen.
     
  14. macKnall

    macKnall Halbtagsphilosoph

    Ich denke, es ginge in erster Linie um Dinge, die noch nicht strafbewehrt sind. Von denen müssten wir sprechen dürfen, ohne gleich in die Fascho-Ecke abgedrängt zu werden.
     
  15. graphitto

    graphitto Wanderer

    Ja. Sicher. Aber um welche?
    Ich hab auf der letzten Seite ein paar Sachen aufgezählt. Wie ist es mit diesen Vorgängen?

    gruß
     
  16. pewe2000

    pewe2000 New Member

    a) Die jeweilige Landessprache zu erlernen ist Pflicht.

    b) Kein Zwang sich kulturell anzupassen (obwohl mir Billy Moe mit Tirolerhut gut gefallen hat). Selbstverständliche Duldung der fremden Kultur, solange keine Gesetze des Gastlandes verletzt werden. Allerdings habe ich persönlich Probleme damit, wenn mir in der Metro ein Pärchen entgegenkommt – die Frau Burkhaträgerin, der Mann mitteleuropäisch gekleidet.

    c) Ein Problem der Sprache und der Ausbildung? Oder Diskriminierung?

    d) Darf er wählen? Wenn er Deutscher ist Ja.

    Darf er gewählt werden? Dto. wie zuvor.

    Darf er in der Öffentlichkeit ausschließlich seine Muttersprache sprechen? Sollte nicht sein, aber wie will man es verhindern. Er zahlt den Preis dafür, siehe a.

    Darf er eigene Vereine gründen? Ja

    Darf er sich eine Russisch-Orthodoxe Kirche bauen? Ja.
    Wobei ich ein wenig die Anwohner verstehe, die dagegen protestieren, daß von der nahe gelegenen Moschee der Muezzin über Lautsprecher die Gläubigen zum Gebet ruft. Da müßte es wahrscheinlich Kompromisse geben.
     
  17. SC50

    SC50 New Member

    Welche Fragen hat der Mord den konkret aufgeworfen? Ein durchgeknallter Moslem hat einen mit verlaub gesagt recht rassistischen Filmemacher erschossen. Das jemand aus religiösen Gründen mordet ist nicht das erste Mal vorgekommen und wird auch noch öfter passieren. Auch fanatische Christen bringen manchmal auf Befehl von Gott Menschen um.
    Was ist aber danach passiert, eine Welle der Gewalt gegen muslimische Einrichtungen läuft über Holland und wir fragen uns hier ständig ob man den Muslimen nicht zuviel Freiheiten eingeräumt hat und wie man sie dazu bringen kann sich doch bitte in unsere Gesellschaft zu integrieren, damit sie doch bitte keine fanatischen Terroristen werden.
    Man sollte vielleicht auch mal ein Augenmerk darauf richten, daß die oft gewünschte aber nie wirklich fassbare Leitkultur nicht am Ende eine Leitkultur der Angst wird.
    Was ist eigentlich mit der Integration der Russland-deutschen? Von Standpunkt der realen persönlichen Gefahr ein Opfer eines Verbrechens zu werden sind die weit gefährlicher als islamische Terroristen.

    Eine verbindliche Leitkultur kann es garnicht geben, da die Kultur einem steten Wandel unterliegt. Wäre sie vor nicht allzu vielen Jahren in Deutschland noch stark christlich geprägt, so könnte man sie heute aus humanistischen Werten ableiten, aber die sind zu Diffus um daraus eine Verbindlichkeit abzuleiten und für eine Erweiterung dieser Leitkultur auf ganz Europa gilt das schon allemal. Natürlich kann man sich auf einige verbindliche Werte einigen, wie die Achtung der Menschenrechte, der Demokratie und der Toleranz gegenüber andersdenkenden, aber für eine Leitkultur reicht das wohl kaum.
     
  18. pewe2000

    pewe2000 New Member

    Hier in Berlin gibt es jährlich ca. 200 Fälle die bekannt werden (die Dunkelziffer wird erschreckend sein). Eine türkische Rechtsanwältin die auf solche Fälle spezialisiert ist, warf vor kurzem im Fernsehen der deutschen Polizei und Richtern ein Zurückweichen bzw. Wegsehen gegenüber den türkischen Familien vor. Im für das türkische Mädchen oder die junge Frau günstigsten Fall wird sie bei Weigerung, einen ihr fremden Mann zu heiraten, von der Familie verstoßen. Ihr bleibt meist nichts anderes übrig, als in eine andere Stadt zu gehen und zu hoffen, von ihren Brüdern oder anderen Verwandten nicht aufgespürt zu werden. Diese türkische Rechtsanwältin (die übrigens schon einmal lebensgefährlich verletzt wurde, als sie ein bedrängtes Mädchen beriet) bewundere ich.

    Ich muß zugeben, daß ich auch lange sozialromantische Vorstellungen hegte, was das friedliche Zusammenleben verschiedener Kulturen betraf. Seit einiger Zeit ist das nicht mehr so. Der Staat muß leider eindeutiger Flagge zeigen. Das wird aufgrund der Vorfälle (klingt jetzt arg beschönigend) wohl auch europaweit kommen.

    Ehe jemand auf falsche Gedanken kommt: Ich bin genauso dafür Rechte zu verfolgen oder diejenigen hart zu bestrafen, die Brandsätze in Moscheen oder muslimische Einrichtungen werfen.
     
  19. macKnall

    macKnall Halbtagsphilosoph

    Unsere Rechtsnormen sehen noch nicht vor, dass fremdländische Ehrbegriffe, wenn sie zu Verbrechen führen, zwingend strafverschärfend wirken müssen. Hier müssten wir nachfassend vorgreifen. Zwangsverheiratung müsste ein Offizialdelikt werden, Einschliessung von Ehefrauen auch. Ermordung von Haustieren ohne Betäubung auch.
    Das gibt es alles bei uns. Aber keiner sagt etwas. Es ist nicht zeitgeistkonform, dagegen zu sein.
     
  20. graphitto

    graphitto Wanderer

    Dito

    Soweit d' accord. Dennoch ergeben sich bei Öffnung für die Kultur des Gastlandes automatisch Assimilationen. Dann ist die Burkha irgendwann weg.
    Wogegen ich bin, ist die beiderseitige Abschottung.

    Auch. Grundlegender noch ein Problem des Selbstverständnisses des Gastlandes.

    D'accord.

    Stimmt.

    Wieviele Kulturvereine in Deutschland stehen unter dem verdacht der Förderung des Isalmismus?

    Russisch-Orthodoxe Kirchen gibt es in Deutschland seit mehreren hundert Jahren. Z.B. in Potsdam. Die bemerkt nur kaum ein Deutscher.
    Eine Moschee mitten in einem Frankfurter Wohngebiet scheint etwas anderes zu sein? Ja, denn da macht der Muezzin Krach.

    gruß
     

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