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Die Gerechtigkeit siegt

Dieses Thema im Forum "Small Talk" wurde erstellt von maximilian, 30. Juni 2008.

  1. Snorrt

    Snorrt New Member

    Schön polemisiert. Aber dumm ist doch, dass du in unserem Rechtssystem einfach nicht sicher bist vor Zweit-, teilweise sogar Dritttaten. Ich wäre schon dafür, das mit allen Mitteln zu unterbinden. Was erwartet denn einen Menschen, der ein Kind schändet, einen Mörder, der jemanden einfach absticht? In Deutschland max. 25 Jahre, evtl. Sicherheitsverwahrung. In vielen Fällen kommen Täter durch Psychoanalysen vorzeitig aus der Haft, killen ein zweites Mal.

    Ich kann mir nicht helfen. Das ist wie das was du oben beschreibst, nur dass eine Seite nicht mitmachen darf.
     
  2. edwin

    edwin New Member

    Darum ist Recht auch eine Sache für "nüchterne" Menschen (also nicht mit Rachedurst gefüllt). Wären die Menschen, die Recht sprechen, mit Rachegedanken gefüllt, wäre Recht Rache. Daher auch der Begriff "Befangenheit ".
     
  3. Convenant

    Convenant Haarfestiger

    Nicht mit machen darf?! Wie abartig ist das denn! Für mich sind solche Gräultaten absolut nichts Nachahmenswertes. Das ist ja ekelhaft! Soll man nun Pädophile zu Tode vergewaltigen?
     
  4. Snorrt

    Snorrt New Member

    Nein, das hast du falsch verstanden. Ich bin auch nicht dafür, dass wir Ultimate Fighting zum Gesellschaftssport machen. Nur finde ich es auch nicht schön, dass man einer geladenen Waffe ausgesetzt ist und nichts dagegen machen kann, wenn die ein zweites Mal auf einen schiesst.
     
  5. edwin

    edwin New Member

    Das hört sich so an, als würde es jedes mal passieren. Von den Medien so auch dargestellt. War es nicht so, dass die meisten Taten Affekthandlungen sind (von Menschen, die weder vorher noch nachher auffällig sind oder waren). Und deswegen das Recht nach Rache gestalten. Wie unrecht.
     
  6. Convenant

    Convenant Haarfestiger

    Zuerst muss der betreffende Mensch entmenschlicht und verdinglicht werden, ehe man ihn wie einen Schädling beseitigen kann.
     
  7. Snorrt

    Snorrt New Member

    Du findest also, dass jemand, der jemand anderen in einem Sarg ersticken lässt, sich nicht selbst entmenschlicht? Habe ich 'ne andere Ansicht. Es gibt noch Menschen, die sind krank-pervers, das ist eine Ausnahme. Bei denen muss ein Rechtssystem aber irgendwie sicherstellen, dass die nicht auf Kosten anderer Freiheiten bekommen, nur um sie weiterhin "Mensch" sein zu lassen.

    Anscheinend bin ich kein Gutmensch. Wenn ich solch' eine Tat begehe, würde ich von der Gesellschaft jedenfalls nicht die Gnade erwarten, wie ihr sie walten lasst. Ich bin kein Freund von "andere Backe hinhalten".
     
  8. edwin

    edwin New Member

    Was ist ein entmenschlichter Mensch? So was gibt es? Sind die Horrorfilme alle Realgeschichten?
     
  9. Snorrt

    Snorrt New Member

    Nein, sicherlich sind das Ausnahmen (vor allem die Dritt-Täter). Aber es geht nicht darum, wie viele es sind, es geht darum, dass es passieren kann. Einen Fehler (selbst wenn er so krass ist) mit einer zweiten Chance zu begradigen ist (je nach Härte des Falls) einzusehen (auch wenn die Angehörigen von Mordopfern das sicherlich anders sehen). Nur eine Drittchance? Ist zuviel für mein Rechtsverständnis. Diese Menschen wollen über dem Recht stehen, oder sind krank. In beiden Fällen muss eine Gesellschaft dafür Sorge tragen, dass diese Menschen nie wieder zuschlagen können.

    Sonst stellt sich mir die Frage, auf welcher Seite des Rechts das Recht eigentlich steht. Verteidigt es die Gesellschaft hinter sich, oder diejenigen, die versuchen das Recht selbst zu brechen? Ähnliche Diskussion wie die um Parteien, die in ihren Programmen gegen die Demokratie wettern.
     
  10. Convenant

    Convenant Haarfestiger

    Was unterscheidet den Lustmörder vom Rachemörder? Wer im Gerichtssaal nach dem Tode geifert, ist doch selbst der, den er am Galgen sehen will. Und wenn es kühl und berechnend zugeht – was unterscheidet dich dann vom kalkuliert Mordenden? Es sind die Taten die uns beschreiben.

    Und dieses tendenziell faschistoide Geschwafel vom Gutmensch ist sturzdumm – egal aus welcher Ecke es kommt.
     
  11. Snorrt

    Snorrt New Member

    Also wenn man sich so umschaut... bzw. kommt es ganz auf die Definition "Mensch" an. Für mich ist jemand, der einen anderen unter der Erde buchstäblich verrecken lässt, kein zivilisiertes Wesen mehr im Sinne des Ideal-Wortes Mensch. Sicherlich ist er ein normaler Mensch, wenn man den Durchschnitt bemüht.
     
  12. Snorrt

    Snorrt New Member

    Ich kann dir sagen, was der Unterschied ist. Der erste ist nicht am Recht interessiert, er ignoriert es und lebt neben oder über der Gesellschaft. Der zweitere ist verzweifelt, weil er einen Angehörigen den er liebt verloren hat, nur weil ein anderer sich nicht an das Recht gehalten hat. Sicher stellt er sich mit dem Täter dann auf eine Stufe. Die Frage ist, wie oft du auf dich schiessen lässt, bis du zurückschiesst. Ich sage ja, es ist ähnlich wie mit den Blauhelmen. Man kann noch so lange eine äußerst zivilie und nüchternde Meinung leben - um einen herum sterben dabei unschuldige Menschen.

    Das darfst du mir jetzt etwas näher erläutern. Bin dann doch überrascht als tendenziell faschistoid eingestuft zu werden.
     
  13. Convenant

    Convenant Haarfestiger

    Ich habe nicht dich als faschistoid eingestuft – es war der unsägliche »Gutmensch«.
     
  14. Snorrt

    Snorrt New Member

    Ich wusste nicht, dass "Gutmensch" ein belasteter Nazibegriff ist. Dachte das kommt aus späteren Zeiten in der 68-er-Politik. Ich meinte jedenfalls, dass ich nicht ehrlich von mir behaupten kann, so kühl, nüchtern und zivilisiert zu agieren, wenn ein geliebter Mensch von einem dem Rechtssystem ignorant gegenüberstehenden Mörder/Vergewaltiger etc. aus dem (normalen) Leben befördert wird.

    Ich würde vermutlich unzivilisiert handeln.
     
  15. Convenant

    Convenant Haarfestiger

    Meinst du das wäre bei mir anders? Darum bin ich froh, dass unser Rechtssystem nicht von den direkt betroffenen bedient wird. Wir hätten sonst übleres als die Schariah zu erwarten.
     
  16. edwin

    edwin New Member

    Ja, ich bewundere da Anwälte und Richter, die das können.
    Sie handeln für etwas, was idealistisch über ihnen steht (in diesem Fall das Recht). Ich denke, das ist es auch wert.


    So sehr ich das Handeln verstehen kann, so sehr stellst Du Dich mit so einem Handeln mit dem Täter gleich!
     
  17. Snorrt

    Snorrt New Member

    Aber mal ehrlich: Wenn ihr Eltern von einem Jungen wärt, der irgendwo im Wald im einem Sarg liegt und langsam erstickt. Der Entführer sitzt vor euch. Ihr wisst, er ist es.

    Würdet ihr das Rechtssystem befürworten? Also just in diesem Moment vermutlich (hoffentlich) nicht. Aber jetzt, wo ihr noch nüchtern entscheiden könnt? Wollt ihr in diesem Falle, dass euch jemand zurückhält, dass euch unser Rechtssystem vertritt?

    In sehr vielen (den allermeisten) Fällen würde ich jetzt ja sagen. Nur nicht in diesem Fall. Das Leben eines geliebten Menschen steht auf dem Spiel und ich weiß ziemlich sicher, dass unser Rechtssystem in diesem Falle absolut machtlos ist. Es setzt sich der Gewalt von aussen hilflos aus, nur um nicht gleichgestellt zu wirken. Das erfüllt aber irgendwie keinen richtigen Zweck ausser dem, eine Moral hochzuhalten, die in diesem Fall sinnlos ist.

    Ähnlich dem, dass ich im Parlament "Bürger" reden lasse, dass Parlamente totaler Schrott sind und es am besten wäre, Hitler wieder auszubuddeln. Ähnlich der Sache, dass man Blauhelmen befiehlt, ein Dorf zu verlassen, weil sie den Frieden sichern, nicht aber schaffen sollen (damit sie ja nicht die Moralwelt verlassen und schiessen), kurz bevor die Bomben von Artilleriegeschützen einschlagen und unschuldige Menschen in Stücke geschossen werden.

    Es gibt für mich Situationen, in denen die Diplomatie versagt. Die Zivilisation. Und dann darf ich nicht hinter dem Berg halten mit Barbarentum, weil ich sonst einfach ausgelöscht werde (nämlich von den Barbaren da draussen) und mit mir mein so moralisch geniales System. Die Beispiele sind vorhanden, man muss nur nach Afrika schauen. Ist es moralisch vertretbar, dass wir, die UN, die moralische Instanz schlechthin auf dem Planeten (zumindest die mehrheitliche), zuschauen, wenn 100tausende abgeschlachtet werden? Ich halte das für Schwäche. Es destabilisiert unser System und verhindert Vertrauen.

    Oder kurz: Es gibt auch Situationen, in denen ich bereit sein muss, mein System mit Händen und Füßen zu verteidigen. Für mich spielt dabei (bei der moralischen Bewertung) eine sehr große Rolle, ob es sich dabei um einen Angriffs-, oder einen Verteidigungskrieg handelt. Runtergebrochen auf diesen Fall: die diplomatische Chance war vorhanden, der Entführer war gestellt, er hatte die Option, den Polizisten sofort zu sagen, wo das Entführungsopfer vergraben ist. Er hat auf das Recht verzichtet, zivilisiert behandelt zu werden.

    Verurteilt ihr den Versuch des Polizisten, ein Leben zu retten, indem er ein anderes schlecht, übel, martialisch, bestialisch behandelt? Ich nicht. Ich denke immer daran, was wäre, wenn das mein Sohn wäre und kann nicht anders als zu sagen, ich möchte diese Option haben. Ich könnte jedenfalls nur noch schlecht weiterleben in der Gewissheit, dass zwar unser Recht sehr, sehr zivilisiert ist, dass ich nicht auf einer Stufe stehe mit dem Täter, aber dass mein Sohn in einem Erdsarg unter elendiger Angst und Schmerzen verreckt ist, alleingelassen von einer moralischen Gesellschaft.
     
  18. edwin

    edwin New Member

    Dann schau Dir mal den Film "Die 12 Geschworenen an".

    Moral mit "Antimoral" zu verteidigen ist ein Widerspruch in sich!
     
  19. Snorrt

    Snorrt New Member

    Ich gebe zu, es ist eine Gewichtung. Man gewichtet das Leben des Entführers geringer als das Leben des unschuldigen Opfers. Ich mag so ein System. Niemand zwingt jemanden dazu, einen anderen lebendig im Wald zu verbuddeln.

    In einer idealen Gesellschaft gibt es kein "Im Wald verbuddeln". Da hat also niemand etwas zu befürchten. Agiert aber jemand in so einem System gegen das System, reagiert das System mit gleicher Härte. Ich kann dabei beim besten Willen nichts amoralisches erkennen. Oder falls doch, dann ersetze moralisch durch gerecht.

    Mir würde es wirklich reichen, in einem gerechten System zu leben. Ob es gerecht ist, einen Polizisten zu verdammen, der ein unschuldiges Leben retten will, indem er dem eins auf die Ömme haut, der droht das unschuldige Leben auszulöschen, vermag jeder selbst zu entscheiden.
     
  20. Snorrt

    Snorrt New Member

    Nicht spricht dagegen, die Schuld eines Beklagten zweifelsfrei herauszufinden. Wie gesagt, ich halte das Unschuldsprinzip für DEN Eckpfeiler unseres Rechtssystems. Bei erwiesener Schuld sieht die Sache für mich aber anders aus. Warum sollte ein gemeiner Mörder gelassen ins Gefängniss gehen, während ein unschuldiger Junge in der Erde erstickt? Was ist denn daran gerecht oder moralisch richtig?
     

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