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Was heutzutage alles als Kunst gilt ??!!??

Dieses Thema im Forum "Small Talk" wurde erstellt von batrat, 7. Mai 2007.

  1. gunja

    gunja New Member

    Oh, schöner Thread, dem wolpertinger batrat sei's gedankt.

    Mal nun direkt und neugierig gefragt:
    "Bist du nun ein Künstler, friedrich?"

    Bisher war ich im Glauben, der einzige Künstler im Forum sei Convi.

    Halt, Tine ist Künstlerin. Wer noch?

    Auch 100% bei Unbekannt/Bekannt erstaunlicherweise.
     
  2. friedrich

    friedrich New Member

    Hi gunja,

    nein, ich bin Werbegraphiker und -texter. Hab früher mal gemalt, vor dem Studium.

    Hätte mal wieder Lust, aber dieser Ölfarbgestank... da braucht man schon ein abgeschlossenes Atelier, besser.

    Ich arbeite allerdings u.a. für ein großes deutsches Kunstauktionshaus und setze deren Kataloge. Seit 12, 13 Jahren. Und bin auch ansonsten etwas mit der Branche bekannt.
     
  3. pewe2000

    pewe2000 New Member

    Ich auch. Hattest Du wie ich das erste Bild einem Künstler zugeordnet?
     
  4. friedrich

    friedrich New Member


    Grundsätzlich finde ich, es ist einfacher, das Bild eines Affen für das eines Menschen zu halten, als das eines Menschen für das eines Affen.

    Bei allen dreien, beim Pollock und Kandinsky auf jeden Fall und beim Nay eigentlich auch, ist der Gestaltungswille viel zu deutlich, um auf einen Affen zu schließen.
     
  5. maximilian

    maximilian Active Member

    Hallo!

    Ja :) Congo hatte wirklich was drauf...

    Grüße, Maximilian
     
  6. Getamac

    Getamac New Member

    Die Frage ist erst einmal wieviele Leute sich unheimlich kulturell bewandert vorkommen, weil sie in eine Ausstellung moderner Kunst gehen und beeindruckt, nickend vor einer in Linoleum gepissten Scheusslichkeit stehen.

    Die andere Frage ist sicher auch, wieviel Innovationskraft in einem Werk steckt. Wenn ein Maler mit einer neuen Technik Licht plötzlich visuell greifbar macht, dann ist das eine Leistung. Und ob man das Resultat nun mag oder nicht - man wird wohl anerkennen, dass dieser Maler ein Künstler ist.
    Klar - läßt sich heute leicht sagen. van Gogh oder Monet haben im 19. Jahrhundert (Monet noch ins 20-ste rein) gelebt. Kann ja gut sein, dass ich in 100 Jahren einen roten Punkt links unten auf weisser Fläche als genauso wegbereitend empfinde.

    Die Wette gehe ich aber gerne ein.

    Ja, Picasso konnte malen. Das verlinkte Bild ist übrigens ein gutes Beispiel. Gibt aber genug andere, bei denen man den Eindruck hat, er hat sich den Pinsel in die Nase gesteckt und Pogo getanzt.

    Muss es auch nicht sein - aber wer tatsächlich nicht wirklich zeichnen kann und wer dann im schlimmsten Fall auch noch kein Gefühl für Raumaufteilung hat, der wird auch nix hinbekommen, was jeder andere dahergelaufene Hansel nicht auch könnte.

    Voilà - man könnte also sagen, dass diese Leute alle keine Strichmännchen malen können.

    Getamac.
     
  7. Schaumberger

    Schaumberger Wurschthaut, alte

    Hui, Geiles Thema!

    ich kann mit der "Kunst" der letzten Jahrzehnte so gut wie überhaupt nichts anfangen. Freilich soll doch jeder für das Geld ausgeben was ihm gefällt – ich persönlich denke ein "Künstler" braucht, um auch andere Menschen als nur Verwandte ersten Grades anzusprechen zu dürfen, die Begabung oder das Geschick etwas individuelles und vor allem Besonderes zu schaffen. (Ich habe das Gefühl der Kunstszene der letzten 30 Jahre reicht es wenn sich ein Künstler Gedanken macht (oder zumindest so tut). Das ist mir pers. aber irgendwie zuwenig, Gedanken macht sich mein Nachbar auch und ich stelle ihn mir trotzdem nicht ins Wohnzimmer. Das Werk des Künstlers muss in meinen Augen auch ohne den Pressetext des Galleristen "funktionieren" )

    Ich finde es allerdings sehr traurig das unsere Gesellschaft in Deutschland mit der "Kunst" so arg auf Kriegsfuss steht. In den Medien wird Kunst nur Thema wenn es nackte Busen zu sehen gibt, die moderne Architektur in unseren Städten und vor allem Vorstädten ist einfach nur zum Weinen und in den Schulen siecht die Kunst (und Musik) allzu erbärmlich ihrer baldigen Abschaffung entgegen. Kein Wunder wenn sich die Leute in hässlichen Häusern wohlfühlen und ihre Bilder bei Ikea kaufen.
     
  8. Schaumberger

    Schaumberger Wurschthaut, alte

    :) Da stand ich auch schon mit offenem Mund davor. Ich glaube schon das die meißten die dieses Blau live sehen (erleben) das Gefühl bekommen etwas ganz besonderes zu sehen.

    Afro-Bob ist einfach der Hammer! Erstens ist das ein ganz wunderbares Betthupferl (weil so meditativ und entspannend) und zweites ist (war) der Mann handwerklich gaanz großes Kino (wenn auch die Farben hart am Augenkrebs vorbeischrammen – es würde mich aber wundern wenn er privat auch nur so Kitschkram gemalt hätte..)
    God bless!
    :moust:
     
  9. friedrich

    friedrich New Member

    Ja, das ist immer wieder sehr belustigend. Damals in der Ausstellung "Emotions" in den Deichtorhallen in HH mit jungen britsichen Künstlern (eine Konkurrenzausstellung zur "Sensations" in Berlin) hingen da großformatige monochrome Bilder - in der Mitte ganz klein Text drauf. Text in Kunstwerken ist meist extrem pathetisch, aber dies waren gute englische Witze. Also losgelacht. Was sonst, waren ja gute Witze. Alle Leute drumherum, das typische Publikum, schaute indigniert. Das hat’s noch besser gemacht.

    Aber: Das Publikum läßt noch kein Urteil über die gezeigte Kunst zu.


    Zum Rest Deiner Anmerkungen: Ich habe nie behauptet, daß alle moderne Kunst super sei. Den Großteil der Kunst (ganz gleich ob Alte Meister, Jahrhundertwende, Moderne oder Post War) finde ich auch langweilig, uninspiriert oder uninspirierend, präpotent, schnöselig, nervend. Den Hype um viele Künstler verstehe ich ebenso wenig, darunter viel große Namen. Eine ganze Menge hängt mir zum Hals raus. Das ist normal und natürlich, und je mehr man sich damit beschäftigt, um so kritischer betrachtet man das ganze Treiben.

    Und: Von der modernen Kunst erlebt man heute halt die volle Bandbreite. Es kann ja nicht alles gut sein, und eine Menge der Modernen wird wieder in der Versenkung verschwinden. Von den alten Meistern haben in der öffentlichen Wahrnehmung auch nur ein paar überlebt.



    Mein Punkt ist aber weiterhin: Es macht keinen Sinn, lange darüber zu streiten, ob etwas Kunst ist oder nicht. Nach welchen ernstzunehmenden Kriterien will man da die Trennlinie ziehen? Etwas kann handwerklich schlecht sein, aber neue Ansätze bieten. Etwas kann handwerklich perfekt sein, aber inhaltlich ist es nur alter Kram. Du kannst eine komplexe Theorie entwickeln, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit es Kunst ist - ich werde Dir sofort Beispiele nennen können, die Du damit nicht abdecken kannst.
    Es ist also arrogant, einem Künstler abzusprechen, das er Kunst macht.

    Sinnvoller ist es also, Kunst als Kunst zu akzeptieren und darüber zu streiten, ob es gute oder schlechte Kunst ist. Ob sie das erreicht, was sie erreichen will. Ob jemand sein Ahndwerk beherrscht oder nicht. Ob da neue Ansätze zu sehen sind oder nicht. Ob das Sprengkraft hat oder lahm ist.
     
  10. friedrich

    friedrich New Member

    Ein Ruf nach populistischer Kunst...

    ...den Du hier gleich widerrufst:


    Es gibt Dinge (Kunst, Musik, Theater, Essen, menschliche Beziehungen usw.), die gehen manchmal easy. Die spannenderen sind meist weniger einfach.
     
  11. Schaumberger

    Schaumberger Wurschthaut, alte

    ich gebs ja zu, ich habe (berufsbedingt) einen Hang zum "dekorativem".. :klimper:

    ...

    Es gibt Dinge (Kunst, Musik, Theater, Essen, menschliche Beziehungen usw.), die gehen manchmal easy. Die spannenderen sind meist weniger einfach.[/QUOTE]

    Nein nein, ich rufe nicht nach "einfachem". Vielleicht meine ich mit "funktionieren" das ein Werk für sich stehen kann und eine zeitlose Kraft enthält die auch losgelöst von seinem Schöpfer zum Ausdruck kommt.
    Beim weitaus überwiegenderen Teil der aktuell geschaffenen "Kunst" (was die Medien und Galleristen als solche Bezeichnen) sehe ich aber nur unreflektiertes und bodenlos belangloses KrickelKrackel.
    Das sich viele der Schöpfer dieser Werke komisch anziehen und in endlosen sinnfreien Worthülsen vor sich hinstammeln macht die Werke nicht besser – vieles bleibt schal, leer und unsagbar beliebig.
    Mit welchem Rechtfertigung werden Kunstmaler, die röhrende Hirsche für Antikshops malen verspottet und "Künstler" die nunmehr seit fast einem halben Jahrhundert die immergleichen Klekse und Flächen malen ehrerbietend im Flüsterton angesprochen?
    Die sog. Kunstszene ist ein eigener kleiner Zirkus – mit Kunst, die die Gesellschaft verändert oder gar voranbringt, die Sehgewohnheiten umkrempelt hat diese m.E. überhaupt nichts zu tun ...
     
  12. friedrich

    friedrich New Member

    Hi Schaumberger,

    die Impressionisten haben auch jahrzehntelang das Gleiche gemalt. Das sieht aus heutiger Sicht nur nicht so aus. Wenn Du damals gelebt hättest, hättest Du wahrscheinlich auch irgendwann gesagt: So Jungs, nun malt mal was anderes.

    Kann ja auch nicht jeden zweiten Tag eine neue Stilrichtung erfunden werden.

    Die HipHop-Heinis machen auch schon seit Jahrzehnten annähernd die gleiche Mucke, die Strokes-BritRock-Fraktion wiederholt sich seit Jahren, der Jazz wälzt seit Jahrzenten die gleichen Standards um, alle Theater spielen immer und immer wieder Shakespeare, selbst Iggy Pop spielt immer noch den gleichen Kram wie früher. Usw.

    Der Grund, warum Picasso einer der großen ist, ist eben auch der, daß er praktisch drei Stilrichtungen mitbegründet hat.

    Deine Klagen kann ich nachvollzeihen, wenn Du wirklich monatlich ins Museum gehst und alle zwei Wochen auf Vernissagen rumstehst.
    Meist jammern aber die Leute, die höchstens einmal im Jahr ins Museum laufen, nix kapieren (wie auch) und dann im Rundumschlag die Verschwendung von Steuergeldern beklagen.

    Aber es gibt ja durchaus neue und interessante Entwicklungen und Künstler.
    Zum Beispiel Damien Hirst - großartig. Auf der "Sensations" in Berlin waren große Mengen 14-, 16-jährige allein! ohne Lehrer/Eltern! im Museum und haben sich Kunst angeschaut. Voller Interesse und Begesisterung. Ich aheb sowas in meinem Leben nicht gesehen.
    Der Hisrt macht da Kunst, die auf ganz verschiedenen Ebenen zu verstehen ist: als Bio-Unterricht, als Joke, als Wortspiel, als etwas ganz existentiell Berührendes, als realer Gegenstand, als Todesdarstellung, als Zoo usw.

    Der Zirkus der Kunstszene ist meinetwegen nervig - aber was hat das mit der Kunst zu tun?
     
  13. maximilian

    maximilian Active Member

    Hallo!

    Leider eine ganze Menge. Natürlich kann jeder für sich daheim die schönsten und künstlerisch wertvollsten Werke schaffen, wird mit sich aber solange nicht zufrieden sein, wie er "Taxifahrer" oder "Bäckereifachverkäuferin" (oder sogar "Kunsterzieher") als Berufsbezeichung angeben muß. Wir, und da sind die Künstler offenbar keine Ausnahme, definieren uns sehr weit über das, wofür uns unsere Mitmenschen finanzielle Anerkennung zollen.

    Und damit der Küsntler auch zufrieden "Künstler" in das Berufskästchen eintragen kann, bleibt ihm der Zirkus nicht erspart. Das Schlimmste dabei ist, wie vielen - und vor allem: welchen! - Menschen man in den Hintern Kriechen muß, um überhaupt seine Eintrittskarten für dieses Zirkus zu bekommen. (Ich persönlich würde da lieber Taxi fahren und darauf hoffen, daß wenigstens meine Enkel durch meine hinterlassenen Werke reich werden...)

    Zum Glück bekomme ich das nur von der Seite mit (als Bildertransporteur, Händchenhalter und anschliessend Tröster, wenn wieder mal niemand was kaufen wollte), aber für mich ist der wahre Künster derjenige, der die Zähne zusammenbeisst und sich jahre-, jahrzehnte-, ein-Leben-lang dieser Erniedrigung aussezt um seinen Traum und seinen Glauben an sich zu verwirklichen und zu bestätigen. Und wenn er röhrende Hische malt, dann sind röhrende Hirsche in seinem Fall ganz große Kunst.

    Grüße, Maximilian
     
  14. Schaumberger

    Schaumberger Wurschthaut, alte

    Wiederholung sind ja ansich legitim. Wenn z.B. heute jemand großartige Bilder mit den Mitteln des Impressionismus malt dann bleiben es großartige Bilder (wohl eher im handwerklichen Sinne)
    Die Schwierigkeiten die ich mit der Kunst (ich beziehe mich jetzt hauptsächlich auf die Malerei, man verzeihe mir jegliche Verallgemeinerung) der letzten paar Jahrzehnte habe liegen darin das das eigentliche Werk, die Farbe auf Leinwand völlig beliebig ist. Ein Beispiel: Ich sehe nicht ein wieso ein Baselitz "großer Künstler" genannt wird.
    Wege abseits der Gegenständlichkeit wurden schon Jahrzehnte vorher ausgiebig (und meiner Meinung nach erschöpfend) beschritten, die Maltechnik ist zum fürchten, der Witz mit der auf dem Kopf stehenden Abbildung war schon beim zweiten Mal nicht mehr lustig und ästhetisch/kompositorische Gesichtspunkte darf man hier ja schon gar nicht ansprechen ohne den Künstler zu beleidigen...

    Ich verstehe diese Kunst nicht, da ich mich aber Tag für Tag mit Gestaltung und Kommunikation beschäftigen darf, wurmt es mich unsagbar das es da eine ganze Szene gibt, die wenn vielleicht auf nicht der Gestaltung im ästhetischen Sinne, doch aber ganz sicher der visuellen Kommunikation verschrieben ist, zu der ich, auch nach zahlreichen Versuchen, einfach keinen Zugang finden kann.
    Wenn ich dann noch die freudlosen Bemühungen meiner Schwippschwägerin ihre "Kunst" an den Mann zu bringen beobachte, dann sinkt meine Motivation zur Auseinandersetzung mit dieser Szene ins Bodenlose.

    Wie schon zugegeben, ich gehen nicht oft auf aktuelle Ausstellungen, denke aber doch das ich zumindest ein grundsätzliches Interesse an der Sache habe. Und die Kunst die man im öffentlichen Raum, besonders in Vorstädten auf Kreisverkehren oder neben Parkbänken beobachten kann (die schon mal angesprochene Bronzegartenzwerge) sind m.E: eine weitaus größere Verschwendung von Steuergeldern (aber trauriger Ausdruck der Grundhaltung der Bevölkerung)

    Siehste wohl, sowas entgeht wir dann (Weswegen auch meine Pauschalurteile nicht so pauschal gemeint sind wie geschrieben).
    Die Kunstszene hat insofern mit Kunst zu tun als das sie die Wahrnehmung von Kunst in den Medien steuert. Die Szene entscheidet was sie als Kunst ansieht und was nicht, die Medien übernehmen das – und so sind wir bei meiner Klage das von der bildenden Kunst nichts beim Bürger ankommt was ihn mal hinter dem Ofen hervorlocken könnte.
     
  15. pewe2000

    pewe2000 New Member

    Es ist müßig, über Kunst zu streiten. Was dem einen große Kunst, gehört laut dem anderen in den Mülleimer. Die Geschmäcker sind (Gottseidank) sehr verschieden. Ich habe es mir weitestgehend abgewöhnt, mir Urteile anzumaßen über Kunstwerke. Sage dann nur, mir gefällt es oder ist nicht mein Fall.

    Klar, Kitsch bin ich in der Lage zu erkennen, obwohl es auch große Kitsch-Künstler gibt.

    In unserer Wohnung hängt sehr viel Kunst und stehen gar noch Bilder hinter dem Sofa, weil einfach kein Platz mehr an den Wänden ist. Wir können uns in Bilder verlieben und haben, als wir beide noch sehr gut verdienten, auch nicht wenig Geld für Kunst ausgegeben. Ich hole mir immer wieder mal ein Bild von oben in den Hobbyraum, um mich daran zu erfreuen.
     
  16. gunja

    gunja New Member

    Immerhin, stark mit der Kunstszene verbunden.
    Du denkst offensichtlich auch viel über Kunst und deren Rezeption nach.

    Ja, wie? Will die Kunst das? Den Bürger verlocken? Die Medien berichten tatsächlich meist nur über Rekordpreise bei einer Versteigerung, bei Raub oder wenn Schlangen vor Museen sind.

    Selber frage ich mich schon manchmal, wozu Kunst gut ist, aber wenn dann irgendwo welche ist, dann ist die Frage ausgelöscht.

    Man geht durch die Straßen und plötzlich hört man, wie sich jemand die Seele aus dem Leib spielt.
     
  17. friedrich

    friedrich New Member

    Wenn man nicht über Kunst streitet, wird Kunst ja zur reinen Privatangelegenheit.

    Es ist gar nicht müßig, darüber zu streiten, man lernt was über sich, über den anderen, über die Wirkung von Kunst und vielleicht sogar was über das konkrete Werk.
     
  18. friedrich

    friedrich New Member

    Ich werde gezwungen. Dauernd begegnet man Leuten, die behaupten, die moderne Kunst sei keine mehr. Da muß man ja nach Antworten suchen.

    Außerdem nerven die meisten Ausstellungen extrem, weil man innerhalb einer Stunde 70 Künstlern begegnet, die alle ihre eigene, verschrobene, über Jahre entwicklete Weltsicht in verklausulierter Form darbieten und man schlicht die Ressourcen nicht hat, sich auch nur mit einem Bruchteil zu beschäftigen. Das frustiert, aber führt auch zum Nachdenken, was da eigentlich im Ganzen so passiert. Und wie man Kunst besser zeigen könnte.

    Wenn ich mich recht entsinne, gab es bei der Guggenheim-Ausstellung in Bonn letztes Jahr "Gesprächspartner" in jedem Raum, die die Besucher im lockeren Einzelgespräch mit den Kunstwerken vertraut machten, und das eher in Frage- denn im Antwortmodus. Recht teuer, aber sehr effektiv. Das finde ich gut, und es ist vielleicht bei moderner Kunst auch nötig.
     
  19. friedrich

    friedrich New Member

    Nun, die Besten verdienen nicht immer am meisten, werden nicht immer am berühmtesten.

    Das ist aber in allen Berufen der Fall. Das geht mir in der Musikszene auch immer auf die Nerven, dieses ständige Klagen über die Plattenlabel.

    Und ein Musiker, der am Zeitgeist vorbei musiziert, wird auch weiter in der Kneipe jobben gehen müssen. Wer Erfolg bei der Masse will, muß sich auf die Spielregeln einlassen, die am Markt herrschen (oder sie lautstark brechen, klappt ja manchmal auch).

    Das sind böse Gewissenentscheidungen, die da manch einer fällen muß. Wie weit biedert man sich an, wo sind die eigenen Grenzen? Aber diesen Kunstbetrieb gab es immer und wird es immer geben, und der bestimmt sicher auch den Mainstream. Aber ich bin sicher: Die ganz großen Künstwerke verhindert er nicht.
     
  20. friedrich

    friedrich New Member

    Der Baselitz, gruselig. Technisch lausig ausgeführt, und der Gag mit dem Kopfstand... naja, Du schreibst es ja.

    Aber das die Farbe bei den Zeitgenossen beliebig ist, das finde ich nicht. Bei den abtrakten Bildern von Richter, bei Pollock, bei Rothko, bei Klein, Tapies, Chillida, bei den Konkreten und im Informel usw. usf. geht es doch vor allem darum: um Farbe und Form, meist als solches.

    Aber die ganz aktuelle Malerei ist ziemlich gegenständlich, das sollte Dir dann eigentlich wieder gefallen.

    Weiterprobieren, mit den richtigen Künstlern und mit möglichst wenig Szene, würde ich sagen. Ich gehe z.B. möglichst nie zu Vernissagen, da graust’s mich immer.

    Die Kreisverkehrkunst... kommt ganz groß, weil es immer mehr Kreisverkehre gibt. Die Kehrseite des Kreisverkehrs.
    Und die richtig guten Sachen versaubeuteln die Typen vom Amt. In HH haben sie einen Serra, den Münster nicht haben wollte, aber sowas von im Park versteckt, daß man das Ding nur als rostige Platte wahrnimmt (was es natürlich *auch* ist). Das ist dann echte Geldverschwendung.

    Ich mußte dafür aber auch extra nach Berlin fahren. In der Kultur bedarf es meist eines hohen zeitlichen und finanziellen Aufwands, um am Ball zu bleiben und die guten Sachen zu Gesicht zu bekommen. Nachvollziehbar, das das nicht jeder kann oder will. Beim Theater pack ich das leider auch nicht, obwohl wir hier in HH ja ein paar hervorragende Bühnen haben.

    Das ist aber überall so. Es gibt so viele tolle kleine Theaterprojekte, so viele tolle unbekannte Bands, so viele unveröffentlichte oder nie wahrgenommene Autoren. Ein Paradies für Trüffelsucher. Ich gehe gern auf Konzerte, wo mir der Sänger/die Sängerin hinterher persönlich die CDs verkauft.
     

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