1. Liebe Forumsgemeinde,

    aufgrund der Bestimmungen, die sich aus der DSGVO ergeben, müssten umfangreiche Anpassungen am Forum vorgenommen werden, die sich für uns nicht wirtschaftlich abbilden lassen. Daher haben wir uns entschlossen, das Forum in seiner aktuellen Form zu archivieren und online bereit zu stellen, jedoch keine Neuanmeldungen oder neuen Kommentare mehr zuzulassen. So ist sichergestellt, dass das gesammelte Wissen nicht verloren geht, und wir die Seite dennoch DSGVO-konform zur Verfügung stellen können.
    Dies wird in den nächsten Tagen umgesetzt.

    Wir danken allen, die sich in den letzten Jahren für Hilfesuchende und auch für das Forum selbst engagiert haben.

@ macixus: FDP?

Dieses Thema im Forum "Small Talk" wurde erstellt von garaje, 7. September 2002.

  1. caMi

    caMi New Member

    Weil Kohl sich nicht, wie Schröder, innerhalb von wenigen Tagen vom Currywurst-Kanzler mit agrarindustriellen Visionen (Oktober 2000) zum Biobauernliebhaber (Nov 2000) entwickelt hat sondern gesagt und getan hat, was aus seiner Sicht der Dinge richtig ist. Unternehmer brauchen ein Minimum an Planungssicherheit - bei Schröder bin ich mir nur sicher, daß er sein Wetterhahnbenehmen beibehalten wird.
    Speziell zur Problematik Landwirtschaft unter Schröder und Kühnast:
    Schröder ist es egal was mit den Landwirten passiert. Das BSE-Thema kam ihm im Herbst 2000 gerade recht, konnte er doch so seinen schwächelnden Koalitionspartner ein wenig unter die Arme greifen. Und ist zudem auch gleich die freche Frau Kühnast losgeworden, von der Frau ist ja nichts mehr zu hören. Die Polen und andere Länder freuen sich, da wird viel in z.B. Geflügelhaltung investiert, Eier exportieren. Die Schröder-Politik ist wirklich ausgesprochen feindlich gegenüber dem Mittelstand, für VW und Co legt er sich allerdings mächtig in´s Zeug. Während ich von Lothar Späth schon sinnvolle Lösungsvorschläge für die immer nervöser werdenden Banken in Zusammenhang mit den Basel II -Beschlüssen gelesen habe, gibt sich der Kanzler immer nur als Macher - und macht nichts!
    Mal sind es die Bauern, mal die Lehrer (faule Säcke) und vor ein paar Wochen in Celle hat er auf die Manager (Ron Sommer) eingedroschen (allerdings nur solange, bis ein Zuhörer gerufen hat :"Du warst doch selbst mal im VW-Vorstand und hast nichts geleistet") - auf einen Mann ohne Rückgrat kann ich verzichten.
    16 Jahre Kohl - Du hast wohl vergessen, daß Kohl die langjährige Misswirtschaft einer SPD-geführten Regierung aufzuarbeiten hatte. Und ganz nebenbei hat er noch die Deutsche Einheit zusammen mit anderen geschichtsträchtigen Politikern und den Menschen in der ehemaligen DDR mitgestaltet. Soviel zu dieser schwachsinnigen 16 Jahre Kohl-Diskussion.
     
  2. Mekki Messer

    Mekki Messer New Member

    >Wer das jahrzehntelang mitgemacht hat, wie uns Willy, dem platzt dann auch mal der Kragen.<

    Stimmt, gerade die Union war noch nie zimperlich im Austeilen.
    Zurück zu Willy. Auch ich konnte schon mal Mitleid kriegen mit "Herbert Frahm", dem vaterlosen Kind, vaterlandslosen Gesellen, Säufer, Weiberheld, Blärhäfele und sonst noch alles. All dies entschuldigt jedoch in keinster Weise seinen unrühmlichen Radikalenerlass!! Das Ausland äußerte sich überwiegend entsetzt hierüber. Ob all diejenigen hier im Forum, die wegen Schröder's "deutschem Weg" in der Irak-Frage zerdeppertes außenpolitisches Porzellan beklagen, damals auch so argumentiert hätten, wage ich zu bezweifeln. Wer weiß, vielleicht hätten einige sogar mit klammheimlichem Stolz den Beifall aus Portugal, Spanien und Griechenland zur Kenntnis genommen.
    MM
     
  3. maiden

    maiden Lever duat us slav

    jaja CaMi, ich verstehe ja, daß die Landwirte böse auf Frau Kühnast sind. Aber ich sehe das so (und ohne Dir zu nahe treten zu wollen):
    Es sind auch die Landwirte gewesen, die immer wieder durch Skandale im Bereich Nahrungsmittel und Umweltschutz sich selbst den Ruf und das Geschäft ruiniert haben. Es sind nicht die Verbraucher, die sagen: gib mir billig und schlecht, die verlangen, daß Spritzmittelrückstände in Gemüse und Obst gehören oder übermäßig Arzneimittel ins Vieh gepumpt werden sollen.
    Wenn ich sehe, wie manche Landwirte wirtschaften, wie sie mit der Umwelt umgehen und auf welche Weise sie Nahrungsmittel produzieren, da muß ich mich fragen, warum die anständigen Bauern, die ordentlich und verantwortungsbewußt produzieren, nicht schon längst den Knüppel in die Hand genommen und die Drecksäue unter den Bauern zum Teufel geprügelt haben. Wer den ordentlich wirtschaftenden Bauern schadet, das ist nicht die Politik, sondern das sind die Raffzähne, Umweltsäue und Skandalproduzenten. Mastbauern, die 2000 Schweine in engen Ställen und auf Gitterböden halten, die zigtausend Hühner in verdreckten und verstaubten Batterien quälen, die übermäßig Antibiotika und andere Schweinereien ins Futter mischen oder gleich ins Tier spritzen, Bauern die ihre Äcker dermaßen übergüllen und überdüngen, daß im angrenzende Bach alles Leben ausgelöscht wird, Bauern die für Töchterchens Pferde ein riesen Areal einzäunen aber ihre Rindviecher das ganze Jahr über im Stall stehen lassen, ohne Auslauf und ohne Sonne. Vor der Tür große Weideflächen, auf denen dann in tagelanger Arbeit das Futter für die Tiere geerntet werden muß. Bauern, die auf ihrem Hof die Viehpisse einfach im Boden versickern lassen, wärend der Nachbar nebenan eine teure Klärgrube bauen muß, weil das Grundwasser sonst schaden nehmen könnte. Bauern die ihren Kühen auffer Weide wochenlang zumuten, Wasser aus einer Badewanne zu saufen, in der tote Ratten schwimmen. Also erzähl mir nix. Ich habe selbst Augen im Kopf und in einer ländlichen Gegend gewohnt. Ich weiß wie es bei vielen Bauern zugeht. Ich habe bei bauern gekauft und selbst einen Landwirt als Nachbarn. Ich habe mir auch Probleme angehört - berechtigte und unberechtigte und habe mitbekommen, wie immer gerne gejammert wird. Selten trifft man Bauern, die sich über ihre eigenen Kollegen ärgern, weil die für die Sauereien verantwortlich sind und damit wieder neue Einschränkungen provoziert haben.

    Im ersten Jahr jammert der Bur wegen die Getreidepreise.
    Im zweiten Jahr jammert der Bur wegen die Spritpreise.
    Und im dritten Jahr jammert der Bur wegen die Mercedespreise.

    Das hat mir nicht die Frau Kühnast erzählt sondern einer Deiner Berufskollegen aus Niedersachsen, der sich mächtig über die schwarzen Schafe der Branche ärgert.
    Der hat sich dann auch darüber ausgelassen, daß wenn einer als Bauer ständig über die Politik meckert, er erst mal die Herrschafften vom großen Bauernverband herprügeln soll. Die haben mit ihrer Lobbyistenpolitik nämlich weit mehr Höfe auf dem Gewissen, als die Politiker selbst.
    Daß angesichts der vielen Skandale die Politik irgendwann scharf reagieren muß, ist eine klare Sache und nur die Folge von Mißständen.

    Das kann man dann aber nicht einer Frau Kühnast anlasten, sondern man muß sich an die eigene Nase fassen, oder mal den Kollegen.
    Und was die biobauern angeht, da habe ich erst wieder gelesen, daß die so ziemlich die einzigen sind, die noch erfolgreich wirtschaften. Dank denen Deiner Kollegen, die sich einen verdammten Dreck um die gesundheit der Konsumenten scheren und nur schnelle Kasse machen wollen.

    Ich hatte Dir schon an anderer Stelle mal eine kleine Geschichte erzählt, wo ich im Winter einen Bauern bei seiner Weide traf und mich wunderte, daß er sein Vieh (die Schwarzbunten) draußenstehen hatte. War saukalt. in dem Jahr kam das Thermometer drei Wochen nicht über 14 Minusgrade. Aber was er mir erzählte war überzeugend. Seit Jahren keine Tierarztkosten und gesunde Kühe.
    Ich weiß, ist nur ein kleines Beispiel.
    Und da hatte der Bauer hier in der Nähe den wirklich tollen Einfall, auf dem Hof zu vermarkten. Gut, denke ich. Da bin ich dabei. Warum soll ich meine Milch nicht frischer und einfacher von ihm holen, selbst wenns mehr kostet. Und hatte dabei auch noch auf die Vorzugsmilch spekuliert. Dummerweise wollte er mir keine Antwort auf die Frage geben, warum er seine Kühe immer nur im Stall hält wärend er so riesige Wiesenflächen um den Hof herum hat. (das ist der mit Töchterchens Pferden, der tagelang auf der Wiese das Futter reinholt)
    Meist Du, ich habe bei ihm gekauft?

    Was ich mich schon lange Frage ist, warum pinkelt ihr Euren eigenen Kollegen, die für die Skandale und die daraus folgenden gesetzlichen Einschränkungen verantwortlich sind, nicht mal endlich ans Bein.
     
  4. caMi

    caMi New Member

    Es sind nun mal nur sehr wenige Landwirte, die schwarzen Schafe. Und es wird immer welche geben.
    Und wenn Du etwas über BSE weißt, dann denk mal darüber nach, warum hier im Gegensatz zu GB so wenig BSE-Fälle aufgetreten sind. Und dort sind auch Biobetriebe betroffen.
    Wenn die Behörden besser in den Futtermittelbetrieben untersucht hätten (auch in NW, wo die Bärbel Höhn alles regelt), wäre diese BSE-Geschichte nicht so entstanden. Anderes Beispiel: In Milchaustauschern durften tierische Fette (wurde von Knochenresten abgelöst bzw. auch aus ganzen Köpfen gewonnen) eingesetzt werden, die nur auf ca. 90° C erhitzt worden sind. Obwohl alle Fachleute in allen Parteien darüber wußten, wollte das niemand ändern. Bis zum BSE-"Skandal". Die Schwachpunkte lagen eindeutig in den Ministerien und Behörden und in der schlechten zusammenarbeit zwischen den Institutionen. Das kannst Du überall nachlesen, wurde nur nicht so viel veröffentlicht. Ich empfehle das ehemalige Forum von Heynkes (www.heynkes.de). Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus, deeshalb wurden die Landwirte als Sündenböcke dargestellt. Das unsere Bauernlobby von der Lebensmittelindustrie geschmiert wird, ist leider wahr. Zu den Rückständen in Lebensmitteln: Es werden sehr wenig Antibiothika und Pflanzenschutzmittel in Lebensmitteln gefunden, das sind immer wieder die Aussagen der kontrollierenden Behörden, ganz wird man so etwas nie verhindern können.
    Das einzig Gute in den letzten zwei Jahren ist die teilweise bessere Kontrolle der Futtermittelindustrie. Allerdings funktioniert das scheinbar nicht auf europäischer Ebene, siehe Hormone in Glukosesirup und Melasse. Dabei handelte es sich aber um Billigentsorgung von Sondermüll aus der Pharmaindustrie.

    Ich war schon mal in der Autostadt in Wolfsburg. Und habe das Werk besichtigt. Mit meinen eigenen Augen. Und trotzdem bin ich nicht so vermessen zu sagen, wie VW die Autos besser herstellen könnte. Die meisten Landwirte haben heute mindestens eine fünfjährige Ausbildung gemacht. Einen landwirtschaftlichen Betrieb erfolgreich zu führen bedeutet , theoretische Kentnisse in vielen Bereichen (von Biologie bis Betriebswirtschaft) in die Praxis umzusetzen. Kernaussage der Ausbildung: Zu den 33% der am besten wirtschaftenden Betrieben gehören, die anderen 66,67% werden verschwinden. Gehörst du heute zum unteren oberen Drittel, bist du morgen verschwunden. Und das nur Biobetriebe wirtschaftlich erfolgreich sind ist totaler Quatsch. Ich freue mich allerdings über jeden erfolgreichen Biobetrieb, ich lese zwei Fachzeitschriften über biologischen Landbau und habe auch schon selbst auf einen Bioland-Milchviehbetrieb gearbeitet. Überzeugt hat mich das nicht. Ich ärgere mich aber über allgemeine Aussagen über konventionelle Betriebe und nachgeplapperte Zeitungsschlagzeilen.

    Hast Du die Bild vom letzten Samstag gelesen ?
    "QS-Fleisch bald bei Aldi! Das finden wir super"
    Fast alle Verbraucher werden auch in Zukunft billig kaufen.
    Ich habe auch nicht generell über die Politik geschimpft. Nur über Schnacker-Schröder und seine ahnungslose Ministerin Kühnast.
     
  5. garaje

    garaje New Member

    Hab ich mir gedacht. Ich auch. So einfach ist das.

    Gruß
    garaje
     
  6. maiden

    maiden Lever duat us slav

    Ich lese niemals Bild.

    CaMi, ich versteh die Verärgerung vieler Landwirte über bestimmte Regelungen sehr gut. Aber es ist niemandem geholfen, die Schuld immer nur bei anderen zu suchen. Ich bin auch nicht der Überzeugung, daß es immer nur einige wenige schwrze Schafe sind. Die Fülle der Skandale besagt etwas anderes. Und dann muß man auch fragen, wieviele Skandale unentdeckt bleiben.
    Schau mal, die Erzeuger sagen, der Verbraucher trägt eine Mitschuld, weil er immer nur billig will. Auf den ersten Blick stimmt das. Auf den zweiten stimmt es nicht mehr so ganz. Denn: kein Verbraucher sagt: ich will billig und schlecht. Da stellt sich also die Frage: wer bietet billig und schlecht? Und wer läßt den Verbraucher im Unklaren über die Methoden der Produktion? Es sind Deine Kollegen, CaMi.

    Und dann drehe ich den Spieß um und sage: wenn Ihr Landwirte wisst, daß z. B. tierische Fette eingesetzt werden, die nur auf ca. 90° C erhitzt worden sind und Schaden anrichten können, warum handelt ihr dann nicht so, wie Ihr es ja unterschwellig vom Verbraucher fordert? Nämlich vom Futtermittel-, oder Milchaustauscherproduzenten verlangen, daß er seine Produkte anders herstellt. Wer das nicht tut, bei dem kauft man nicht mehr.
    Die Entsorgung von Müll in Futtermittel und das Beimischen giftiger oder anderweitig schädlicher Stoffe funktioniert nur, wenn es Abnehmer dafür gibt. Dabei unterstelle ich Dir und Deinen Kollegen, daß ihr von den Produzenten der Futtermittel nicht korrekt aufgeklärt werdet. Aber ich unterstelle auch, daß nicht wirklich hinterfragt wird.
    So wie auch der Verbraucher oft nicht richtig aufgeklärt wird und auch oft nicht hinterfragt.

    Bei BSE sind sicher viele Fehler gemacht worden. Aber das den Behörden anzulasten ist nur die halbe Wahrheit. Schließlich waren es die Fleischproduzenten selbst, die den Verbraucher ständig verunsichert haben, indem sie die Horrormeldungen gleich wieder durch eine Verharmlosungsstrategie zu wiederlegen suchten. Bis dann gesicherte Erkenntnisse auf dem Tisch lagen, verging viel zu viel Zeit.

    Was Du zur Ausbildung der Landwirte sagst klingt gut. Leider ist es so, daß viele Deiner Kollegen hinterher das meiste zu vergessen scheinen. Anders sind die vielen Umweltsauereien nicht zu erklären.

    Und daß Du die Kühnast als ahnungslos bezeichnest, ist nicht fair. Du selbst weißt, wie sie von allen Seiten angegriffen wird und wie viele Interessengruppen auf sie einschlagen oder ihr Begehr durchzusetzen versuchen. Sie kämpft an allen Fronten. Sie soll es den Verbrauchern recht machen und den Bauern. Stell Du Dich mal dahin. Du sitzt zwischen allen Stühlen.

    Da habe ich noch eine kleine Anekdote. Ich bin ja immer sehr dafür, den Bauern direkt das Geld zu geben. So habe ich meine Hähnchen oder das Fleisch, aber auch Wurst und Vorzugsmilch usw direkt beim Bauern gekauft als ich noch im Norden wohnte. Die Eier kamen von einer Frau, die mit einem Lieferwagen durch die Gegend fuhr. Frische Eier vom Goldwiesenhof, oder so ähnlich. Alles schön auf Heu und Stroh und in Körben angerichtet. Daneben nette Bilder von glücklichen Hühnern. Die Eier doppelt so teuer wie die Freilandeier aus dem Supermarkt. Feine Sache, das. Der höhere Preis schien gerechtfertigt und gab einem das gute Gefühl, richtig zu handeln.
    Hatte nur einen kleinen Haken: Die blöde Sau hat alle verarscht. Sie hat die Eier aus der Legebatterie gekauft. Als wir dahinterkamen, wars natürlich aus. Seit dem kaufe ich Eier aus Freilandhaltung im Supermarkt in der Hoffnung, diesmal richtig zu liegen.
    Wenn der Bauer hier nicht so saublöde wäre könnte er mit mir auch Geschäft machen.
     

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