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Kleiner Schlagabtausch mit einem MdL

Dieses Thema im Forum "Small Talk" wurde erstellt von HirnKastl, 25. Juni 2010.

  1. HirnKastl

    HirnKastl Alt-68er

    Kürzlich unterschrieb ich eine Massenmail von Avaaz, die Wahl des Bundespräsidenten betreffend, die an Abgeordnete des Baden-Württembergischen Landtags ging. Einige Abgeordnete antworteten mir freundlich, einer jedoch fiel ein wenig aus dem Rahmen. Der kleine Schlagabtausch hat Spaß gemacht. Der Wortlaut der Mail von Avaaz:

    Sehr geehrte Delegierte aus Baden-Württemberg

    Ich schreibe Ihnen heute als Bürger unseres Landes, da Sie gemeinsam mit 1243 Repräsentanten am 30. Juni uns, die Bürgerinnen und Bürger in der Bundesversammlung zur Wahl des Bundespräsidenten vertreten werden. Nach meinem Verständnis ist das Amt des Bundespräsidenten überparteilich und sollte moralische Autorität und Führungsqualitäten aufweisen, die alle Deutschen miteinander vereint. Aus diesem Grund fordere ich Sie dazu auf, Parteipolitik und Fraktionszwang ausser Acht zu lassen und im Sinne der Bürger unseres Landes zu wählen.

    Mit freundlichen Grüßen,
    mein Name


    Antwort des Landtagsabgeordneten Reinhard Löffler, CDU/CSU:

    ich begrüße es, wenn Bürger Ihre Meinung sagen und mit den Politikern in Diskussion treten. Das gehört zu einer lebendigen Demokratie. Umso mehr befremdet es mich, wenn ich hunderte von mails bekommen, die alle den gleichen Standardtext haben und mir weismachen, das sei die Meinung eines Bürgers. Es beschleicht mich der Verdacht, dass dies eine organisierte Kampagne ist, die Druck auf Politiker ausüben soll. Schade, dass auch Sie sich dafür hergeben. Solche "Werbekampagnen" haben einen schalen Beigeschmack. Finden Sie nicht auch?

    Seien Sie versichert, ich werde meine Entscheidung zum Wohl der Bürger und zum Wohl des Landes treffen. Spammails, die meinen Postkorb überschwemmen sind lästig, werden mich aber in meiner Entscheidung nicht beeinflussen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Reinhard Löffler


    Meine Antwort an Herrn Löffler:

    Sehr geehrter Herr Löffler,

    vielen Dank, dass Sie antworten, obwohl Sie meine E-Mail als Spam betrachten. Es ist Ihnen vielleicht aufgefallen, dass ich meine Mail mit freundlichen Grüßen und meinem Namen abgeschlossen habe - ich kann daher zumindest erwarten, dass Sie mich auch so ansprechen. Aber möglicherweise sind die einfachsten Formen höflichen Umgangs unter Politikern nicht mehr üblich. Dass Sie mich wie Spam behandeln, nur weil ich eine meiner Meinung nach gut formulierte Mail unterschrieben habe, spricht eher gegen Sie, als gegen mich - und was bitte hat es mit Ausübung von Druck zu tun, dass ich Sie bitte, in dieser Angelegenheit überparteilich und fraktionsfrei zu handeln? Ist es in einer Demokratie nicht normal und sogar erwünscht, dass Bürger sich an Politiker wenden, um ihre Meinung kund zu tun? Die Art Ihrer Reaktion lässt aber darauf schließen, dass Sie damit offenbar ein Problem haben, finden Sie nicht? Vielleicht erinnere ich mich bei den nächsten Wahlen an Sie.

    Mit freundlichen Grüßen
    mein Name


    Antwort von Herrn Löffler, CDU/CSU:

    Sehr geehrter Herr ...,

    das mit der persönlichen Anrede ist ein wenig viel verlangt. Heute bekam ich 789 Mails mit dem gleichen Text. Meine politischen Entscheidungen treffe ich immer nach meinem Gewissen und ich hoffe auch zum Wohl des Bürgers. Es braucht dazu kein organisiertes Standard-Massenmail von Avaaz um mich daran zu erinnern. Ich bin auch gerne bereit, mit jedem Bürger zu sprechen und mir seine Meinung anzuhören. Dabei bin ich tolerant und vorurteilsfrei. Ich bin der Überzeugung, dass beide Kandidaten für das höchste Staatsamt die moralische Autorität und die Führungsqualität dafür haben. Bislang hat niemand auf mich Druck ausgeübt, wie ich zu wählen habe und ich versichere Ihnen auch Massenmails schaffen es nicht.

    Mit freundlichen Grüßen
    Reinhard Löffler

    Meine Antwort an Herrn Löffler:

    Sehr geehrter Herr Löffler,

    vielen Dank für Ihre persönlich formulierte Antwort, ich weiß das zu schätzen. Standard-Massenmail von Avaaz, Standard-Massenantwort von Reinhard Löffler - das nimmt sich nichts und ist kein Grund den Absender als Spammer herabzuwürdigen, zumal doch vor allem der Inhalt zählt und der war zumindest bei dem Text von Avaaz höflich und in keiner Weise bedrängend oder gar Druck ausübend. Ich forderte und fordere Sie lediglich auf, in dieser Sache parteipolitisches Kalkül und Fraktionszwänge außer Acht zu lassen, da es um die Wahl des Bundespräsidenten geht, der alle Bürger unseres Landes vertritt. Ich habe dabei keinen Namen genannt und Ihnen auch nicht meine Meinung aufgedrängt. Es ist mein Recht als mündiger Bürger, mich in einer solchen Angelegenheit an Sie zu wenden und mein Anliegen ist weder unseriös noch rechtswidrig. So gesehen wäre eine Entschuldigung nicht schlecht gewesen, da Ihre Antwort Formulierungen enthielt ich "wolle Ihnen weismachen, dies sei die Meinung eines Bürgers" (ich bin ein Bürger und es ist meine Meinung) und "Spammails, die meinen Postkorb überschwemmen sind lästig", wobei Sie sich auf meine Post beziehen - kein guter Stil, finden Sie nicht auch? Ich betrachte weder Ihre Massenantwort noch Ihr persönliches Schreiben als Spam, frage mich aber inzwischen, ob ich von Politikern wie Ihnen überhaupt vertreten werden will - auf jeden Fall werde ich mir Ihre Reaktion merken. ;-)

    Mit freundlichen Grüßen
    Mein Name

    Antwort von Herrn Löffler CDU/CSU:

    Sorry Herr ..., das mit Spam war nicht anständig. Haben Sie Verständnis dafür, dass Massenmails mich in meiner Arbeit erheblich behindern und das würden Sie an Ihrem Arbeitsplatz auch so empfinden. Ich bin als Landtagsabgeordneter kein Berufspolitiker und ich kann daher nicht auf alle Standardmails individuell eingehen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Reinhard Löffler

    Na, geht doch! :biggrin:
     
  2. pewe2000

    pewe2000 New Member

    Sehr witzig:

    „Meine politischen Entscheidungen treffe ich immer nach meinem Gewissen und ich hoffe auch zum Wohl des Bürgers.“

    Das nehme ich so gut wie keinem Politiker ab!
     
  3. maximilian

    maximilian Active Member

    Ist es wirklich notwendig, Leuten, die besseres und wichtigeres zu tun haben, so ihre Zeit zu stehlen?
     
  4. pewe2000

    pewe2000 New Member

    In der Tat hat HirnKastl was besseres, wichtigeres zu tun. Ich finde es aber trotzdem gut, dass er es gemacht hat.
     
  5. Convenant

    Convenant Haarfestiger

    Mir ist so was sehr nah am Spam. Und ich hasse Spam. Zum Glück bin ich kein Abgeordneter, der solche Mails bekommt — das hätte sicher wieder einen ordentlichen Sturm der Entrüstung gegeben, wenn ich mich dazu entsprechend geäußert hätte.
     
  6. pewe2000

    pewe2000 New Member

    In den USA ist es völlig normal, wenn die Abgeordneten, teils auch organisiert wie hier, Mails von ihren Wählern bekommen. Mein amerikanischer Onkel hat das in den 70ern und 80ern per Brief und Telefon gemacht, heute hätte er sich 100%ig auch eines Mailprogramms bedient. Warum soll jemand stets das Rad neu erfinden – sprich selbst einen Text schreiben – wenn jemand genau das schreibt, was er unterschreiben kann?
     
  7. Convenant

    Convenant Haarfestiger

    Also für mich ist das ein großer, wenn nicht gar ein ganz wesentlicher Unterschied, ob ich einen Brief oder eine E-Mail formuliere, als dass ich bei so ’nem Preisausschreiben mitmache, bei dem ich nur eine E-Mailadresse einsetzen muss. Aber das liegt sehr an mir, weil ich am Tag etwa 200 Spam-Mails bekomme. Natürlich werden die rausgefiltert, aber ich muss doch die Absender bzw. Subjects überfliegen, ob nicht blöderweise was wichtiges reingerutscht ist.
     
  8. HirnKastl

    HirnKastl Alt-68er

    Ich könnte natürlich jedem Abgeordneten einen handschriftlichen Brief schicken, das wäre dann jedoch nur einer und er würde überhaupt nichts bewirken. Aber ich weiß aus Erfahrung, dass dieser Berufsstand, obwohl er sich genervt gibt, sehr auf Masse achtet, auch wenn die einzelnen Vertreter das nicht zugeben wollen. Wenn die sagen, "ich bin meinem Gewissen verpflichtet", dann meint das immer auch: "aber wiedergewählt werden möchte ich schon." Leider sind die erwähnten 789 Mails viel zu wenig. Da wird er wohl denken, es ist eine zu vernachlässigende Größe. Bei 10.000 oder mehr würde er sich vielleicht zurücklehnen und grübeln.:)
     
  9. Convenant

    Convenant Haarfestiger

    Ich hab’ noch nie und werde nie eine dieser »Mach mit!« Postkarten, E-Mails oder Wasauchimmers verschicken. Aber niemals käme ich auf die Idee, das jemandem verbieten zu wollen. Außer das Zeug gänge an mich.
     
  10. HirnKastl

    HirnKastl Alt-68er

    Das kann ja zum Glück auch jeder halten, wie er will.
     
  11. Convenant

    Convenant Haarfestiger

    Außer er schreibt an mich!
     
  12. HirnKastl

    HirnKastl Alt-68er

    Hier auch nicht?
     
  13. Convenant

    Convenant Haarfestiger

    Schmiedest du nun in deinem Kämmerchen einen Text für ein Massenmailing aus dem Forum an mich?

    »Kopiere diesen Text und sende ihn per PM an den Halbtagssatanisten dieses Forums. Er soll gefälligst wieder seinem Gewissen folgen!:

    …«
     
  14. HirnKastl

    HirnKastl Alt-68er

    :teufel:
     
  15. Convenant

    Convenant Haarfestiger

    Lass meinen Cheffe aus dem Spiel!

    :crazy:
     
  16. maximilian

    maximilian Active Member

    Wegen?
     
  17. HirnKastl

    HirnKastl Alt-68er

    Ich würd's wieder tun!
     
  18. pewe2000

    pewe2000 New Member

    Gute Idee!

    :augenring
     
  19. Convenant

    Convenant Haarfestiger

    Ey! Alddr! Ich weiß wo dein Auto wohnt!
     
  20. HirnKastl

    HirnKastl Alt-68er

    Meine Frau hat die Avaaz Massenmail auch unterschrieben, nachdem ich den Schriftwechsel mit dem Mdl Herrn Dr. Löffler hatte. Er hat ihr ebenfalls geantwortet, aber vielleicht merkt ihr die leichte Veränderung im Stil, die sich vollzogen hat:

    "Lieber Bürger, liebe Bürgerin,

    Herzlichen Dank für Ihr Engagement, schön dass Sie sich auch in der jetzigen schwierigen Zeit noch politisch engagieren. Meine politischen Entscheidungen treffe ich immer nach meinem Gewissen und ich hoffe auch zum Wohl des Bürgers. Glauben Sie mir, dass ich Ihre Sorgen verstehe. Es braucht kein organisiertes Standard-Massenmail von Avaaz um mich daran zu erinnern wie ich meine Stimme bei der Wahl zum höchsten Staatsamt abzugeben habe. Ich bin auch gerne bereit, mit jedem Bürger zu sprechen und mir seine Meinung anzuhören. Dabei bin ich tolerant und vorurteilsfrei. Ich bin der Überzeugung, dass beide Kandidaten für das höchste Staatsamt die moralische Autorität und die Führungsqualität dafür haben. Haben Sie Verständnis dafür, dass Massenmails – es sind mehr als 3.000 - mich in meiner Arbeit erheblich behindern und das würden Sie an Ihrem Arbeitsplatz auch so empfinden. Ich bin als Landtagsabgeordneter kein Berufspolitiker und ich kann daher nicht auf alle Standardmails individuell eingehen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Reinhard Löffler"


    Ich glaube nicht, dass er den Gauck wählt, aber "Spam" und "lästig" hat er schon weggelassen und es sind schon über 3.000, die ihm geschrieben haben. Vielleicht kommt er doch noch ins Nachdenken, wenn mal die 100.000er Grenze überschritten wird.
     

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