1. Liebe Forumsgemeinde,

    aufgrund der Bestimmungen, die sich aus der DSGVO ergeben, müssten umfangreiche Anpassungen am Forum vorgenommen werden, die sich für uns nicht wirtschaftlich abbilden lassen. Daher haben wir uns entschlossen, das Forum in seiner aktuellen Form zu archivieren und online bereit zu stellen, jedoch keine Neuanmeldungen oder neuen Kommentare mehr zuzulassen. So ist sichergestellt, dass das gesammelte Wissen nicht verloren geht, und wir die Seite dennoch DSGVO-konform zur Verfügung stellen können.
    Dies wird in den nächsten Tagen umgesetzt.

    Wir danken allen, die sich in den letzten Jahren für Hilfesuchende und auch für das Forum selbst engagiert haben.

Augenauswischerei: Erhöhung statt Senkung

Dieses Thema im Forum "Small Talk" wurde erstellt von frisco68, 8. Januar 2004.

  1. pewe2000

    pewe2000 New Member

    Peinlich, peinlich, habe ich doch glatt übersehen!

    :klimper:
     
  2. Thine

    Thine mit Eisenschwein

    Hab ich auch nicht behauptet, ughugh. Mein an sich unnötiger Beitrag nahm lediglich auf eure kleine Reiberei Bezug und verlor sich dann in allgemeinen Ansichten zur Diskussion.


    Die Technikakzeptanz bei älteren Menschen ist größer als man vermutet. Ergebnisse aus einem bundesweit durchgeführten Survey zur Technikeinstellung (Kaspar, Becker & Mollenkopf 2000) machen deutlich, dass auch über 55-Jährige mehrheitlich technischem Fortschritt gegenüber aufgeschlossen sind. Nur wenige haben grundsätzliche Vorbehalte. Zum Beispiel sind es lediglich 18,7 % der Befragten, die Technik als mehr bedrohend denn nützend einschätzen. Über 75-Jährige sind skeptischer gegenüber der Technik. Das heißt aber nicht, dass man mit zunehmendem Alter technikfeindlicher wird, sondern dass die verschiedensten Altersgruppen die unterschiedlichen "Technikgenerationen" widerspiegeln (Sackmann & Weymann 1994).
    In den Haushalten von ältereren Menschen ist zunehmend innovative Technik zu finden. Im Zuge von Studien zur Tele Home Care, die ja im Wesentlichen auf die informationstechnologische Vernetzung von Haushalten mit dem Praxisarzt, dem Labor bzw. dem Krankenhaus aufbaut, hat man gleichfalls eine erstaunliche Aufgeschlossenheit von älteren Menschen festgestellt. Gleiche Erfahrungen hat die Forschungsgruppe Geriatrie am Evangelischen Geriatriezentrum hier in Berlin gemacht, die seit einigen Jahren darum bemüht ist, ältere Menschen als Zielgruppe von Informations- und Kommunikationstechnologien im Rahmen der Telematik zu "gewinnen". Auf den dortigen "Computerraum" gäbe es förmlich ein "Run", das heißt die Omis und Opis stehen förmlich Schlange, etwas überspitzt ausgedrückt.

    In nur wenigen Jahren wird jeder Haushalt mit einem Computer bestückt sein, eingeschlossen die Haushalte von älteren Menschen. Mein 75-jähriger Großvater sitzt jetzt schon täglich vorm Rechner, scannt Urlaubsfotos ein und stellt sie zu einer kleinen Slideshow zusammen.

    Fazit: Man unterschätzt die Bereitwilligkeit von älteren Menschen immer noch zu stark. Fakt ist aber auch, dass die jetzige Generation von alten Menschen (über 70) noch an diese Technik herangeführt werden muss. In zehn Jahren bringt die gleiche Generation die entsprechenden Kenntnisse nebst der diesbezüglichen Aufgeschlossenheit von Hause her mit.

    Nachtrag: Chronisch schwer Kranke in ihrem momentanen Zustand an die Technik heranzuführen, ist allerdings tatsächlich schwierig. Hier sind die Verwandten und Bekannten bzw. das häusliche Pflegepersonal gefragt.
     
  3. gratefulmac

    gratefulmac New Member

    @ thine

    Das was Du schreibst ist reine Theorie.

    Unter "alt" verstehe ich nicht die sechzig bis siebzigjährigen sondern die darüber.

    -
    Ich bequatsche doch jeden Tag meine Patienten um sie auf die Internetapotheke aufmerksam zu machen.
    Und das seit fast einem Jahr.
    Für die Sechzigjährigen ist das kein Problem.

    Ab siebzig plus findest Du nur noch eine Minderheit, welche sich da rantraut.
     
  4. Thine

    Thine mit Eisenschwein

    Ich stütze mich dabei auf diverse Fachzeitschriften und Vorträge zu diesem Thema. Aus den Studien geht ja auch hervor, dass die Technikakzeptanz der über 75-Jährigen wesentlich geringer ist bzw. drastisch abnimmt, was sich mit Deinen Beobachtungen und Erfahrungen deckt. Ich halte es aber für nicht unwahrscheinlich, dass sich diese Tendenz in den nächsten zehn Jahren stark verändert, sprich, wenn die jetzt 60-Jährigen und bereits "technikvertrauten" dann 70 sind usw. Letzteres kann nur eine Theorie sein, was ich vorher schrieb, fußt aber auf Studien, Befragungen und statistischen Erhebungen.

    Ich meine, stell Dir vor, Du sitzt in 20 Jahren im Schaukelstuhl und hast nen PB aufm Schoß. Wäre das unwahrscheinlich?
     
  5. gratefulmac

    gratefulmac New Member

    Kommen wir nicht vom Thema ab.

    Die Siebzig plus Generation sind die, welche chronische Beschwerden haben und jetzt nicht auf die preiswerte Alternative der Internetapotheken zurückgreifen.

    Die Sechzigplusgeneration ist die Generation, welche die EDV in den Sechziger Jahren in ihren Arbeitsalltag eingeführt hat.
    Die können das.

    -
    Es geht in diesem Thread um den Jetztzustand 04.
     
  6. Thine

    Thine mit Eisenschwein

    Sorry, stimmt. Im Jetztzustand 04 ist natürlich die Siebzigplusgeneration die "gearschte", - von Ausnahmen abgesehen. Über 75-Jährige sind weitgehend auf Hilfe angewiesen. Die Frage ist, ob Verwandte (soweit vorhanden), Nachbarn oder das Pflegepersonal da nicht unterstützend helfen können. Auch was eben das Kaufen von Medikamenten via Internetapotheke betrifft. Bezüglich des Pflegepersonals wahrscheinlich eher unrealistisch, da es ohnehin oft überfordert ist, oder?
     
  7. gratefulmac

    gratefulmac New Member

    Und jetzt die Meldung, welche Deine These unterfüttert:
    Seit gut zehn Jahren gibt es in Berlin-Lübars den "Senioren Computer Club".
    Hier treffen sich, mehrmals wöchentlich, Senioren um sich mit der Computerwelt vertraut zu machen.
    Die haben mehrere Rechner mit Internetzugang , an denen sie rumfummeln.
    Darüberhinaus holen sie sich auch Fachleute zu Vorträgen heran.
     
  8. Thine

    Thine mit Eisenschwein

    Fein. Solche Aktionen finde ich richtig gut.

    Grate, ich bringe Dir das Buch bzw. eine Fachzeitschrift mit, aus denen ich die oben erwähnten Informationen habe. Der eine oder andere Artikel ist ganz sicher interessant für Dich.
     
  9. macNick

    macNick Rückkehrer

    Verdammt, ich wollte mich eigentlich raushalten, gngngn (ich bin übrigens auch Beitragszahler und ggf. Patient!).

    Disclaimer:
    Die folgenden Zeilen sind keine Antwort auf ein bestimmtes Posting oder einen Schreiber, sondern ein generelles und ungezieltes Statemt. Insbesondere lege ich Wert darauf, dass ich niemanden damit beleidigen oder irgendwem irgendwas verbieten will.


    Mal abgesehen davon, wer die derzeitige Situation der bundesdeutschen Gesundheitsversorgung verschuldet oder gar von ihr profitiert - es gibt ein paar Fakten, die ich hier noch gerne beisteuern möchte (äh... fast ganz unemotional, versteht sich):

    1. Die Mär von der Kostenexplosion
    Die Patienten erleben seit Jahren eine im Vergleich zu vergangenen Jahrzehnten sinkende Versorgungsqualität (nicht Behandlungsqualität!!!), und das trotz mehrfacher Nachregulierung durch verschiedene Bundesregierungen. Wer sich die Mühe macht, nachzuforschen (stat. Bundesamt), der wird folgendes feststellen:
    Der Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttosozialprodukt ist in den letzten 30 Jahren konstant bei etwa 10 bis 11 % geblieben. Es muss also eine Umverteilung stattgefunden haben, und zwar zu Ungunsten der Versicherten. Die Löhne im Gesundheitswesen sind nicht stärker gestiegen als alle anderen, die Erträge der Praxen sind nachweislich geschrumpft. Die Pharmaindustrie macht nach wie vor gute Gewinne, insgesamt jedoch prozentual nicht siginifikant mehr als "früher" (falls man das bei großen Mischkonzernen überhaupt eindeutig verfolgen kann) - wo ist also das Geld geblieben? Betrachtet man nun den Lohnanteil am Volkseinkommen (also das, was von den erwirtschafteten Gewinnen beim Versicherten ankommt), erleben wir eine Überraschung: Der Lohnanteil ist in den letzten zwei Dekaden von 77% (1982) auf 68% (2001) gefallen - das sind 9 Prozentpunkte oder fast 12% des Ausgangsanteils. Was bedeutet das nun? Es ist durchaus Geld da, es kommt aber nicht beim Versicherten an, sondern landet im Vermögen der Unternehmen, wo es nur den Aktionären zugute kommt. Dementsprechend steht den Krankenkassen, deren Beiträge sich aus den Löhnen der Versicherten errechnen, weniger Geld zur Verfügung, obwohl das Gesundheitswesen nicht mehr Volksvermögen verschlingt als früher.
    Im Klartext: Jedes zusätzliche arbeitslose Opfer der sowohl von CDU als auch von SPD geförderten Shareholder-Value-Wirtschaft ist ein regulärer Zahler weniger, obwohl er im Schnitt wahrscheinlich eher höhere Behandlungskosten verursacht als derjenige, der noch zur Arbeit gehen darf (letzeres ist meine persönliche Theorie, muss nicht stimmen!).

    2. Die Mär von den sinnlosen Medikamenten
    Die molekulare Medizin und Pharmakologie hat in den letzten 20 Jahren mehr wirksame Medikamente hervorgebracht als in den 100 Jahren zuvor zusammen - neben Lifestyle-Abfallprodukten wie Viagra spreche ich v. a. von Wirkstoffen, die das Immunsystem modulieren - das sind Dinge, die wir brauchen und wollen - gegen bösartige Neubildungen, gegen Erkrankungen des rheumat. Formenkreises, gegen Autoimmunprobleme. ABER: Dieses Zeug ist wahnsinnig teuer, und das nicht nur, weil der Hersteller so eine schicke Yacht fährt. Also gilt: Ja, es gibt mehr Medikamente als früher, und einige davon sind auch teurer als ihre Vorgänger (sofern vorhanden). Sie wären jedoch bezahlbar, wenn das Verhältnis zwischen Firmenerträgen und Lohnausschüttung stimmen würde (siehe Punkt 1).
    Interessanterweise hält die Misere des Gesundheitswesens die Deutschen nicht davon ab, Milliarden in den Erwerb anthroposophisch-romatischer Homöopathie*-Mogelpackungen zu investieren - diese Märkte wachsen in gleichem Maße wie der Unmut über die Rezeptgebühren.

    * Bitte Homöopathie nicht mit der manchmal durchaus sinnvollen Naturheilkunde verwechseln!

    3. Die Doppelmoral
    Während sich die meisten Versicherten zu Recht über die Verhältnisse ärgern, wird das System seit Jahren augenzwinkernd beschissen, wo es nur geht. Da wird die Oma mit zweifelhaften Beschwerden übers Fest mal ebem im Krankenhaus abgestellt, da verkaufen Leute ihre Rezepte an die schwarzen Schafe unter den Apothekern. Die zwei Wochen bezahlten Urlaub auf gelben Schein nimmt man gerne mal mit, machen es die Kollegen, dann ist das Gemecker groß.
    Man kann sich auch prima mehrere Hausärzte halten, denen man nichts voneinander erzählt und alles mögliche doppelt und dreifach verschrieben bekommen. Und lange Wartezeiten in der Hausarztpraxis umgeht man, indem man nachts um drei mit chronischen Beschwerden in der Ambulanz der Krankenhäuser auftaucht, scheißegal, was die Kasse nachher auf den Tisch legen muss.
    Sicher ist das nicht die Mehrheit (oder?), aber ich erlebe diese Leck-mich-Einstellung so häufig, dass ich den dadurch enstehenden Schaden als immens einzustufen versucht bin.

    4. Ein bisschen Polemik zum Schluss
    Warum müssen sich eigentlich die Beschäftigten des Gesundheitswesens schon seit Jahren den schwarzen Peter für die Umkehr der Altersypyramide und eine weder von Rot noch von Schwarz darauf ausgerichtete und somit völlig verfehlte Wirtschafts- und Rentenpolitik zuschieben lassen? Was können wir eigentlich dafür, wenn die Gesellschaft sich nunmehr weigert, den selbst in die Wege geleiteten Umbau zu finanzieren? So lange die dieselben Menschen, die uns als Halsabschneider titulieren, freiwillig 3,50 für eine Packung Kippen bezahlen und sich nachher wundern, wenn das Ergebnis keiner mehr reparieren kann, vermag ich das ganze Lamento nicht wirklich ernst zu nehmen.

    Morgen um 8 geht's weiter - und trotzdem macht es mir Spaß!
     
  10. gratefulmac

    gratefulmac New Member

    Wenn ich jetzt zu Punkt Drei detailiert reale Beispiele aus dem Arbeitsalltag aufführen würde, wäre ich ne Woche am schreiben. ;-)
     
  11. Gollum

    Gollum Gast

    -->aber ich erlebe diese Leck-mich-Einstellung so häufig, dass ich den dadurch enstehenden Schaden als immens


    warum auch nicht. was die in berlin können, kann ich schon lange. schade nur das es nicht jeder macht und entlich das system zusammen bricht :D

    reload
     
  12. macNick

    macNick Rückkehrer

    Machst Du Dich über meinen Avatar lustig?
     
  13. Gollum

    Gollum Gast

    niemals
     
  14. maiden

    maiden Lever duat us slav

    dazu paßt dann die Aussage eines Arztes wie die Faust aufs Auge, daß er in seiner ganzen Berufspraxis erst einen einzigen Patuienten mit einem nicht erhöhten Cholesterinspiegel erlebt hat: ein 45 jähriger Säufer, der sich nicht mehr richtig ernährte.

    Es ist halt nunmal so, daß eine Gemeinschaft aus Phamaindustrie und Ärzteschaft quasi über Nacht und ohne Notwendigkeit die ehemaligen Grenzwerte nach unten "korrigierten" und es seither fast keine Patienten mehr mit normalen Werten gibt. Zeitgleich hat sich, als wenn man nur auf die Senkung der Werte gewartet hätte, ein neuer Medikamentenmarkt eröffnet, wo jedem und allen eingeredet wird, er brauche die neuen Cholesterinsenker.

    Eines der besten Beispiele dafür, wie die Interessengemeinschaft aus Pharmaindustrie und Teilen der Ärzteschaft die Gesellschaft krankredet um sich neue Märkte zu erschließen.
     
  15. maiden

    maiden Lever duat us slav

    die entsprechende Literatur zu diesem Thema stammt nicht aus Bild/Focus-Kreisen sonden z. B. von einem Medizin-Journalisten, dem seine Untersuchungsergebnisse im Übrigen durch jede Menge von Zuschriften aus Ärzteschaft und sogar Pharmaindustrie bestätigt wurden.

    Bevor Du also den Vorwurf der "Bild-/Focus-Polemik" hier hinausposaunst, solltest Du vielleicht mehr mit offenen Augen durch die Welt gehen. Denn es ist ja fast schon so, daß sogar ein Blinder feststellen kann, daß die Die Pharmaindustrie die Gesundheit des Menschen gegenwärtig neu definiert. Viele normale Entwicklungsphasen des Lebens - Geburt, Alter, Sexualität und Tod - werden systematisch zu Krankheiten umdefiniert.

    Dazu brauchts keinen Focus und auch keine Bild.

    Ein Blick auf die Werbemaßnahmen großer Pharmakonzerne reicht.

    Und im Gegensatz zu Deiner Meinung gibt es in der Tat sinnlose Medikamente. Nämlich solche deren Wirkung bisher einer Prüfung nicht standhalten konnte, solche die mehr Schaden als Nutzen bringen und solche, die keiner braucht, weil die dazu erfundene Krankheit nicht wirklich eine ist.
     
  16. Napfekarl

    Napfekarl Napfkuchen-Erfinder

    Ich würde mich über zwei-drei Beispiele für die Kette "Neue erfundene Krankheit" --> "Neues Medikament" --> "Werbemaßnahme" --> "Verkaufserfolg" --> "Nebenwirkungen"/"Wirkungslosigkeit" freuen.

    Ciao
    Napfekarl
     
  17. maiden

    maiden Lever duat us slav

    erinner Dich einfach an die plötzlich wie aus dem Nichts auftauchenden Cholesterinsenker, die Dir von großen Plakatwänden entgegensprangen. Vorher war Cholesterin fast kein Thema. Erst nachdem man die Grenzwerte so mir nichts Dir nichts senkte, war das Thema plötzlich voll in. Und die Pharmaunternehmen auch gleich zur Stelle.

    oder erinner Dich daran, daß jedes Jahr Medikamente vom Markt genommen werden, weil sie mehr Schaden als Nutzen bringen.
    Beispiel: Lipidsenker zur Verminderung des Herzinfarktrisikos und Wechseljahrbeschwerden und die dadurch verursachte Gefahr an Brustkrebs zu erkranken.

    Hormonpillen: Sie erhöhen das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Schöner, jünger und glücklicher machen sie, im Gegensatz zu den Werbeversprechen nicht.
    Siehe auch:
    http://www.fgz.co.at/hers2.htm

    Oder: (http://www.irresein.de/blech.html)
    Global operierende Pharma-Konzerne und international vernetzte Ärzteverbände definieren die Gesundheit neu: Natürliche Wechselfälle des Lebens, geringfügig vom Normalen abweichende Eigenschaften oder Verhaltensweisen werden systematisch als krankhaft umgedeutet. Pharmazeutische Unternehmen sponsern die Erfindung ganzer Krankheitsbilder und schaffen ihren Produkten auf diese Weise neue Märkte.

    "Sisi-Syndrom"

    Der Begriff "Sisi-Syndrom" beispielsweise tauchte 1998 erstmals auf: in einer einseitigen Werbeanzeige des Unternehmens SmithKline Beecham. Die betroffenen Patienten sind dem Konzern zufolge depressiv und gegebenenfalls mit Psychopharmaka zu behandeln. Allerdings überspielten sie ihre krankhafte Niedergeschlagenheit, indem sie sich als besonders aktiv und lebensbejahend gäben. Das Syndrom werde nach der österreichischen Kaiserin Elisabeth ("Sisi") benannt, da sie den Patiententypus wie ein Urbild verkörpere. Seither hat das Schlagwort die Medien erobert und wird von Psychiatern propagiert: Inzwischen wird die Zahl der am Sisi-Syndrom erkrankten Deutschen bereits auf drei Millionen geschätzt.


    Der Psychiater Markus Burgmer, 35, und Kollegen des Uniklinikums Münster entlarvten das Volksleiden kürzlich als Erfindung der Industrie. Ihre Auswertung der Fachliteratur hat offenbart, dass das Krankheitsbild als "wissenschaftlich nicht begründet" anzusehen ist. Die Medienpräsenz des Sisi-Syndroms, darunter ein lanciertes Sachbuch zum Thema, gehe vielmehr zurück auf Wedopress, eine PR-Firma in Oberursel, die von dem Pillenhersteller beaufragt worden war.

    Oder die Behandlung des sogenannten und auch so plötzlich auftretenden Zappelphillip-Syndroms:

    PARKINSON-SYNDROM ALS LANGZEITFOLGE VON METHYLPHENIDAT (RITALIN U.A.)? Der Anstieg der Methylphenidat (RITALIN, MEDIKINET)-Verordnungen nimmt bedenkliche Ausmaße an (vgl. a-t 2000; 31: 65-6). Die Zahl der Kinder, die wegen einer Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS) mit Methylphenidat behandelt werden, wird weltweit auf 10 Millionen geschätzt.1 In Deutschland wird für 2001 wiederum von einer Verdopplung gegenüber dem Vorjahr ausgegangen.

    Weitere Informationen zum Thema unnütze und schädliche Arzneien bekommt man beim Arnei-telegram
    http://www.arznei-telegramm.de/

     
  18. mymy 13

    mymy 13 New Member

    @MacNick

    >Interessanterweise hält die Misere des Gesundheitswesens die Deutschen nicht davon ab, Milliarden in den Erwerb anthroposophisch-romatischer Homöopathie*-Mogelpackungen zu investieren - diese Märkte wachsen in gleichem Maße wie der Unmut über die Rezeptgebühren.

    * Bitte Homöopathie nicht mit der manchmal durchaus sinnvollenNaturheilkunde verwechseln!<

    Ich gehe mal davon aus, das Du die Homäopathie des Samuel Hahnemann meinst, für die ich hier mal eine Lanze brechen muß.
    Vorrausschicken möchte ich noch, daß ich der Schulmedizin durchaus positiv gegenüberstehe und mir von ihr auch schon oft und effektiv geholfen wurde.
    Es gehören einige Ärzte zu meinem Freundeskreis, die gerade dieser Homäopathie so positiv gegenübertstehen, daß sie sie in ihre Praxen mit einfließen lassen, was in England schon wesentlich länger praktiziert wird. Dazu gehören ein Kardiologe, eine praktische Ärztin und ein Zahnarzt.
    Durch sie wurde mir nahegelegt, ein Problem was ich hier nicht näher erläutern möchte, Homäopathisch behandeln zu lassen. Habe es wirklich jahrelang klassisch versucht, geholfen hat aber tatsächlich so eine "kleine Mogelpackung". Den Placeboeffekt möchte ich hier nicht ausschließen, aber damit arbeitet ja die klassische Medizin auch. Halte ich aber für eher unwahrscheinlich, da ich der Sache sehr skeptisch gegenüber stand.
    Also ich halte eine etwas größere Toleranz, verbunden mit Flexibilität in der Schulmedizin für angebracht, was nach meinen Erfahrungen auch immer mehr um sich greift. Also eine Symbiose aus mehreren Philosophien.
    Übrigens gab es die Homöopathie schon, als noch viele Frauen im Kindbett starben, weil sich die Ärzt die Pfoten nicht gewaschen haben. Sorry, das war ein Anfall von Polemie.

    Gruß

    Michael
     
  19. henningl

    henningl Bei den Verwirrten

    Hallo,

    evtl. sollte man bei der Cholesterin-Diskussion
    noch weiter differenzieren zw. der Pharma- u. d. chemischen Industrie.
    M. E. ist die chemische Industrie der Haupttreiber der Cholesterindiskussion.
    Ch. senkende Produkte wie Margariene zuder sie alle Nase lang eine neue
    Studie veröffentlichen und das schon seit vielen Jahren.
    Als Normalverbraucher bin ich mehr verunsichert als informiert.
    Aber ich esse trotzdem keine Margarine und künstlich entfettete Produkte.

    Was mir auch noch Kopfzerbrechen bereitet ist unser Gesundheitssystem.
    Auf der einen Seite die soziale Komponente Krankenkasse,
    auf der anderen Seite Krankenhäuser, Pharma, Apotheken, Ärzte, ...
    die alle mit dem Ziehl der Gewinnmaximierung denken und Arbeiten.
    Ich frage mich ob das System wirklich durchdacht ist und wozu wir eine kassenärztliche Vereinigung brauchen., warum ich als Patient
    nicht genauso wie als Privatpatient eine Rechnung bekomme.
    Erstens kann ich diese überprüfen und zweitens sehe ich auch genau
    welche Kosten ich verursacht habe. Ich könnte mir vorstellen,
    dass das schon die Kosten senken würde.
    Eine wichtige Erfahrung die ich für mich gemacht habe ist auf meinen Körper zu hören und nur zu Arzt zu gehen wenn nichts anderes mehr hilft.

    Grüsse,
    Henning
     
  20. Multiuser

    Multiuser New Member

    Hi, das wage ich mal zu bezweifeln (nicht den Zwangsrabatt, sondern daß es denen schlecht geht). Es gibt keine Unternehmen, die solche Gewinne machen und noch nie waren die Gewinne der Pharmaindustrie höher als zur Zeit. Schließlich sind die Nebenwirkungen von Pharmapräparaten schon die 4.häufigste Todesursache überhaupt geworden und es gibt ein paar ganz neue Krankheiten, die in Folge von Pharmapräparaten entstanden sind. Dagegen gibts natürlich auch wieder neue Präparate.
    Das mit den Arbeitsplätzen muß man auch relativieren. Sind ersteinmal alle Labortests abgeschlossen und die Zulassung erteilt, dann werden die Massen mit einer handvoll Mitarbeiter in vollautomatisierten Prozessen hergestellt. Die Arbeitsplätze sind also weniger in den Pharmaabteilungen, sondern eher in den petrochemischen Bereichen dieser Unternehmen zu finden.
    Ist übrigens auch toll, daß nach offizieller Angabe zwischen 20.000 und 30.000 Pharmapräparaten ohne nachweisbare Heilwirkung sind aber verschrieben werden dürfen und von den Kassen auch bezahlt werden. Allerdings haben diese sogenannten Medikamente Nebenwirkungen, die es dann zu behandeln gilt.
    Will man dann mal höher dosierte Nahrungsergänzungen einnehmen, dann ist das in Deutschland verboten. Ach, alles korrupt. Das Geschäft mit der Krankheit. Pharmaindustrie ist ein Investmentgeschäft. Wären wir alle gesund, dann hätten die kein Geld mehr.

    Multi
     

Diese Seite empfehlen