Zurück zum Gottesstaat

Naja, ich sehe halt die Gefahr, dass (s.o.: Shoppen als Hobby) dadurch die "Kommerzialisierung" unserer Gesellschaft noch ein Stück weiter getrieben wird. Das wurde oben ja alles schon erwähnt. Mehr und mehr Lebensbereiche werden dem Primat ökonomischer Rentabilität unterstellt. Denn der Wirtschaft bzw. den Einzelhandelsverbänden geht es ja nicht darum, den Leuten einen schönen Shopping-Sonntag zu gönnen, sondern Kohle zu scheffeln. Und das auf Kosten der Angestellten, die ihre Familien und ihre Erholung eben hintan stellen müssen.

 

Ich arbeitete in der Gastronomie. Auch dort war man froh, wenn man Sonntags freibekam. Das wurde dann so verteilt, das jeder mal drankam. Die mit Familie öfter. Auch in Krankenhäusern, bei der Bahn und bei der Polizei gibt es einen Sonntagsfahrplan.
Dieses reflexartige Kirchen Bashing, wann immer die sich äußert, und selbst, wenn sie recht hat, ist auch irgendwie doof.

 

Ich gebe zu bedenken, dass man Sonntags auch im Internet einkaufen kann.

Was das Kohlescheffeln betrifft : Das halte ich ehrlich gesagt für einen seltsamen Vorwurf.
Natürlich wollen Firmen Geld verdienen,das ist doch klar. Auch wenn viele feststellen, dass längere Öffnungzeiten nicht automatisch mehr Umsatz bedeuten.

Ich denke das lässt sich irgendwie regeln im Tarifvertrag. z.B ."Sonntag arbeiten, dafür Samstag frei"

 

Was hat Dir eigentlich die Kirche getan?

 

Es wird dich wohl spätestens dann stören, wenn du wegen dieses Shopping-Süchtigen sonntags um 6 aufstehen und zur Arbeit gehen musst.

Christian

 

und für 2.50 € Arbeiten musst...

 

Ich berufe mich auf die Bibel, welche ich als die Grundlage aller christlichen Religionen ansehe. Speziell meine ich die 10 Gebote. Wenn ich es richtig weiß, ist es das dritte Gebot. Dieses lautet: "Du sollst den Feiertag heiligen". Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Kirchen damit meinen, dass es sich hier um einen Vergnügungstag handelt. Aber vielleicht klärst du mich ja auf.

Die zehn Gebote

 

Das gleicht sich wieder aus, wenn ich dafür an einem anderen Tag länger schlafen kann. Stichworte: Wochenarbeitszeit Tarifvertrag.

 

Die Frage muss ich umdrehen und wie folgt an die Kirche oder dich stellen:

"Was habe ich der Kirche getan, dass sie sich anmasst darüber zu urteilen, was ich am Sonntag zu tun und zu lassen habe ?" :boese:

 

Wer Leute z.B. aus dem Pflegebereich oder der Gastronomie kennt, weiß, dass das in vielen Fällen reine Theorie ist - und sich darauf zu verlassen, dass die Arbeitgeber verlängerte Arbeitszeiten nicht zu Lasten der Arbeitnehmer weitergeben vielleicht etwas naiv...

 

In aller Kürze: Die "Zehn Gebote" (eigentlich Zehnwort, griech. Dekalog, da steckt übrigens "logos", was auch Vernunft bedeutet, drin!) bilden nach dem Exodus (der Flucht aus der Sklaverei in Ägypten) die Grundlage einer neuen Gesellschaftsordnung, die sich die Mosegruppe gibt, und sollen garantieren, dass nicht wieder "einer den Pharao spielt". Die Exegeten sind sich insoweit einig, dass man korrekterweise nicht "du sollst" sondern "du wirst" übersetzen muss, womit der eigentliche Sinn deutlich wird: Die Mosegruppe versteht Gott so, dass es in seinem Sinn ist, den Menschen in Freiheit zu setzen. Wenn sich die Israeliten auf Jahwe und einlassen, dann werden sie diese Gebote halten und damit sind Freiheit und menschenwürdige Existenz gewährleistet. Entstanden ist die überlieferte Zusammenstellung des Dekalog wohl nach dem babylonischen Exil (6. Jh. v. Chr., Deportation der jüdischen Führungsschicht), was ihre Intention noch deutlicher macht.
Es geht also bei dem Gebot tatsächlich um "das Wohl des Menschen". Und wenn es soweit ist, dass Menschen Sklaven des Konsums werden, dann finde ich es nur richtig, wenn die Kirche da etwas sagt. Amen :nicken:

 

Ja, ja, immer wenn es eng wird für die Kirchentreuen, dann nehmen sie ihre Zuflucht zur "Auslegung" der göttlichen Offenbarungen.
Aber sei's drum: Die alten Juden und auch heute noch die konservativen, aus deren Mythologie schließlich die zehn Gebote stammen (wenn ich es richtig weiß, waren es ursprünglich mehr als zehn), haben schon immer das Sabbat-Gebot sehr ernst genommen.

"Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat."

Auch die katholische und protestantische Kirche hatten im Lauf der Jahrhunderte nicht viel übrig für die Freuden der Welt oder gar des Leibes - schon gar nicht an Sonntagen. Deshalb steht in den gängigen Bibelübersetzungen eben "du sollst" und nicht "du wirst". Wende doch spaßeshalber einmal deine Auslegungskünste auf das das fünfte Gebot an.

 

Und dir fällt nicht auf, dass da nirgends steht, du solltest in die Kirche gehen?

Christian

 

Hast Du Familie? Kinder?
Ich find´s schlichtweg zum Kotzen, dass sonntags auch noch konsumiert werden sollte. Ist doch nichts als Geldmacherei und alle fallen d´rauf rein.

Ich find´s gut, dass es die Kirche gibt, auch wenn ich nicht Sonntag für Sonntag in die Kirche gehe. Ich kann mir die Gesellschaft ohne Kirche nicht vorstellen und will es auch nicht.

 

Genau! Wo sollen denn die Pädophilen hin, wenn nicht in den Schoß der katholischen Kirche? Sonst müssen die traurig an den Busbahnhöfen herumstehen und selbst nach ABC-Schützen Ausschau halten.

 

Ist dir schon aufgefallen, dass man Sonntags im via Internet einkaufen kann ?
Und jetzt der Schocker : Ja, es stimmt. Unternehmer wollen Geld machen. :nicken:

Ich habe nicht gefordert, die Kirche abzuschaffen. :shake: Jedem das seine.
Die Kirchen sollen nur endlich realisieren, dass es eine Trennung zwischen Kirche und Staat gibt.

 

Ein Bayer, der vehement für die Trennung von Kirche und Staat eintritt. Was es nicht alles gibt!

*staun*

 

Damals, als die zehn Gebote entstanden, gab es noch keine Kirche, also kann das da so nicht drin stehen. Deshalb steht da nur:..."Dem Herrn, deinem Gott geweiht"... Aber mal im Ernst: glaubst du wirklich, die Kirchen wollen nicht, dass die Schäfchen zum sonntäglichen Gottesdienst kommen, sondern lieber ihrem Vergnügen leben?

 

1) Inwiefern wird es eng für mich? Das würde ich jetzt doch gerne wissen?

2) Ich bin kein "Kirchentreuer" (an welchen Stereotypen du dabei auch immer denken magst...), habe aber ein wenig Ahnung von diesen Dingen.

3) Die falsche Bibelübersetzung hat meines Wissens mit "Freuden der Welt" etc. so gar nichts zu tun, sondern lediglich mit fehlender philologischer Exaktheit.

4) Es handelt sich nicht um "meine Auslegungskünste" sondern um den wissenschaftlichen Konsens der historisch-kritischen Exegese (soweit ich den aus dem Stehgreif wiedergeben kann und ohne dass ich den Anspruch erhebe, den hebräischen Urtext je gelesen zu haben, wohl aber einige Fachliteratur).

5) Zum fünften Gebot: das entspricht dem damaligen Gottesbild. Und? Judentum und Christentum gehen übrigens davon aus, dass Gott vom Menschen nie ganz "erfasst" werden kann - etwas, was die katholische Amtskirche tatsächlich ständig vergisst.

Und jetzt der Schocker: Natürlich wollen die Kirchenleitungen, dass die Leute in die Kirche kommen! Aber das eine schließt das andere nicht aus!

 

Ich freue mich jedesmal heimlich darüber, wenn der Marschtakt des Konsums noch einmal verschärft wird, denn umso schneller könnte es dann zu einer ausreichend extremen Zuspitzung der vorherrschenden materialistischen Einseitigkeit kommen. Möglicherweise ausreichend für ein grundlegendes Umdenken.