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Soviel zum Kopierschutz....

Dieses Thema im Forum "Software" wurde erstellt von McMuehleck, 5. Februar 2002.

  1. maiden

    maiden Lever duat us slav

  2. sndryczuk

    sndryczuk New Member

    @ maiden
    Warum gleich so agressiv mit diesem zynischen Unterton? Einfach erstmal die Postings lesen. Habe ja unten geschrieben, daß ich grundsätzlich immer umsonst zu den Bayreuther Festspielen fahre. Kannst du das verstehen oder besser nicht?
     
  3. maiden

    maiden Lever duat us slav

    sndryczuk
    es ist doch einfach so: wer eine Arbeit erbringt, Leistung - auch geistige Arbeit hat es verdient, dafür entlohnt zu werden. So hält es jeder der hier anwesenden schließlich bei sich selbst auch, wenn er vom Chef seinen berechtigten Lohn einfordert. Ughugh hat vollkommen recht mit seiner Argumentation: Es gibt keine Argumente für Raubkopien. Alles gesagte besteht in der Hauptsache nur aus vorgeschobenen leicht durchschaubaren Begründungen. Es ist schlecht also kopier ich. Mir gefällts eh nicht, also zieh ich mirs auf die Platte, es ist zu teuer also klau ich usw.

    Wenn man die Praxis des Raubkopierens weiterdenkt, kann man durchaus zu dem Schluß kommen, daß bald ein Zustand erreicht wird, wo sich die Produktion von Musik wirklich nicht mehr lohnt, weil die Zahl der Käufer immer weiter sinkt und die Zahl der Kopierer weiter steigt. Die Ehrlichen, die trotz Kopiermöglichkeiten kaufen, werden immer weniger. Die Preise werden steigen und den Ehrlichen bestrafen. Daher ist der Kauf von Software nicht nur ein Ausdruck des Respektes vor der Arbeit anderer. Sondern es ist das Raubkopieren eine Art von Schmarotzertum. Ich meine hier nicht diejenigen, die sich für den privaten Gebrauch Kopien machen. Sondern diejenigen, die alles in großen Mengen kopieren und sogar verkaufen. Geld scheffeln ohne eigene Leistung zu erbringen.

    Als ich auf der Suche nach Photoshop bei ebay reingeschaut habe, bin ich ständig auf Angebote illegaler Kopien gestoßen. Frech und unverschämt wurden raubkopierte Spiele und Programme für Kohle angeboten. Als ich in der MacUp eine Anzeige aufgab und ausdrücklich um Angebote legaler Software mit Übertragung aller Lizenzen bat erhielt ich emails mit eindeutigen illegalen Angeboten. Tatsächlich wurden mir dreist sogenannte Sicherungskopien angeboten. Mann, die Typen sind auch noch zu doof zum Lesen.

    Habt ihr den Artikel im neuen Stern schon gelesen?
     
  4. sndryczuk

    sndryczuk New Member

    Im Wesentlichen einverstanden, obwohl mich der Begriff "Schmarotzertum" hier doch sehr stört. In der Biologie erfüllen Parasiten durchaus ihre nützliche Funktion - das führt jetzt aber zu weit.
    Ich glaube auch, maiden, das es einen Zusammenhang zwischen schlecht geschriebenen Software-Programmen und wachsender Software-Piraterie gibt (gilt nicht für Apple oder Adobe), was wiederum kein Argument ist, die Sachen schwarz zu verhökern.
     
  5. eman

    eman New Member

    @ die Andersdenkenden ;-)

    Vorweg: Ich bin wahrlich kein Massenkopierer (was mitunter von meinem minimierten Musikgeschmack herrührt), ebensowenig gehöre ich zu den "Sauge"tieren, da 56K-Modems hierfür eh ungeeignet sind. Trotzdem beginne ich mich langsam zu fragen, was ihr mit eurem Denken zu bewahren sucht. Welche Gründe könnte es für das Nichtkopieren und Einhalten der Regeln geben?

    A) Ein reines Gewissen zu behalten?
    B) Das System aufrecht zu erhalten?

    Mehr Möglichkeiten fallen mir jetzt auch nicht ein. Den Fall A) kann ich durchaus verstehen. Gewissen und Moral sind fehlende Aspekte unserer modernen Kultur. Es gilt sie zu erhalten. Aber sie sind individuell verschieden ausgeprägt und man dürfte sich nicht beschweren, wenn andere Menschen einen anderen "Gewissensbiss" aufweisen.
    Der Fall B) bedeutet jedoch, an ein System zu glauben und es mit den moralischen Argumenten zu verteidigen, die das System selbst unentwegt bricht. Beispielsweise sollen wir Konsumente die Arbeit anderer (finanziell) respektieren, wärend die Major-Label dies bei ihren eigenen Künstlern nicht tun. Im Gegenteil, wird dort versucht, das eigene Klientel über den Tisch zu ziehen und bis auf's Blut auszuquetschen. Alle kleineren Acts können ein Lied davon singen *g*. Aber auch bekannte Musiker bleiben davon nicht verschont: Selbst Zappa hat (bevor er sein eigenes Label gründete) bei 3 Veröffentlichungen alle Rechte verloren und sah keinen müden Cent für die Musik, noch konnte er irgendeinen Einfluss auf die Veröffentlichung nehmen.
    Weshalb sollte ich jetzt nicht den "Weg des geringsten ökonomischen Widerstandes" (florian) gehen? Damit Arbeitsplätze erhalten werden? *kaputtlach*.... Damit neue wichtige Künstler veröffentlicht werden können? (Ja klar, Retortenbabies aus der Formationstanz-Brut, eine eigene Züchtung der AOLTimeWarner). Damit die Allmachtsphantasien der dominierenden Medien-Multis auch zuende geträumt werden können? (Ja klar, ich zahle demnächst 30 Euro für eine CD, damit mir die BWLer auch in Zukunft vorschreiben können welche Musik, wo, wann, wie und wie teuer gehört wird.)
    Fakt ist, dieses ganze Musikbusiness ist ein riesiges Krebsgeschwür. Eine omnipotenete Gleichschaltungsmaschinerie, die uns den seichten Komerz als Nonplusultra verkauft. Und das so ergolgreich, dass Alle in ihr Klagelied einstimmen und für die Gehälter der Prime-Manager auf die Barikaden gehen.
    Da erscheint einem ja das "Napstern" fast als Segen, dass Technik und das Internet an der festgefahrenen Machtverteilung rütteln.

    PS.
    Ich bin gerne bereit den Künstler für seine Arbeit zu entlohnen. Das wären nach heutigem Stand: 50 Eurocent pro CD.
     
  6. sndryczuk

    sndryczuk New Member

    Regeln der sogenannten Golbalisierung:
    Arbeitsplatzabbau bedeutet steigende Börsenkurse und Arbeitsimport in sogenannte Billiglohnländer und Freihandelszonen.
    Die Regel gilt ja schon seit Ende der 80er Jahre nicht mehr, dass der steigende Profit eines Unternehmens in Arbeitsplätzen reinvestiert wird.
    Die agressivsten Firmen sind: Microsoft, AOL, Nike, MacDonalds. Eine Buchempfehlung zu diesem Thema: Naomi Klein, "NO LOGO".
    Jedenfalls ist "Kopierschutz" hier in diesem Forum ein spannendes Thema - das hängt nämlich direkt mit diesem Komplex zuammen...
     
  7. maiden

    maiden Lever duat us slav

    von Agressivität keine Spur. Würden wir uns unterhalten, hätte ich mit ganz ruhiger Stimme gesprochen. Daß Du umsonst in die Festspiele kommst ist eine Ausnahme und beantwortet nicht meine Frage. Dein Argument zur freien Verfügbarkeit von Information muß ins leere laufen weil hinter der Information immer Menschen stehen, die ihr täglich Brot verdienen müssen. Z. B. weil Sie etwas kaufen was Du produzierst und von Deinem Chef verlangst, daß er Dich für Deine Arbeit bezahlt, weil Du Deinen Lebensunterhalt finanzieren mußt und Produkte konsumierst, die jemand anders herstellt, der dafür bezahlt werden muß weil er... undsoweiter.
     
  8. maiden

    maiden Lever duat us slav

    kann ich alles nachvollziehen und bin dabei. Aber wir verbessern das System nicht indem wir klauen.

    Ich bleibe dabei: Das ehrlichste Argument gegen die Machenschaften der Musikindustrie und ihrer Preise ist es, nicht zu konsumieren. Alles andere ist verlogen. Den meisten Raubkopierern geht es nicht um den Protest, die meisten sind auch zu jung und zu bekloppt überhaupt Protest zu artikulieren und zu definieren. Den meisten gehts nur darum abzuzocken. Es lebt sich halt leichter, wenn man sich alles für umsonst krallt. Ich kann die hier aufgeführten Argumente gegen die Preispolitik der Musikindustrie teilweise nachvollziehen. Aber erstens: keiner hier weiß, was die Produktion einer CD und deren Vermarktung tatsächlich kosten. Wir bewegen uns also alle im Bereich der Spekulation. Zweitens: wir können nicht alle Argumente gegen die Musikindustrie als richtg und begründet ansehen und alle Argumentationen der Musikindustrie als verlogen vom Tisch wischen. Angeblich bringt nur jede fünfte Musikproduktion tatsächlich Geld. Das würde heißen, daß vier von fünf CDs Verlustbringer sind. Wissen wirs besser? Nein. Und dann nochmal:
    Die Argumente um das Raubkopieren zu rechtfertigen findet man in anderen Bereichen nicht. Warum nicht? Weil der Klau eines Produktes da anders ablaufen muß und nicht so leicht ist.
    Ich finde den Kopierschutz auch lästig, wenn ich jede zweite CD zurück briongen muß weil sie nicht auf meinem CD player läuft. Aber hier hat noch niemand eine bessere Idee vorgetragen, wie sich die Musikbranche gegen den Klau wehren soll.
    Billigere Preise sind ein schlechtes Argument. Wer ist schon so ehrlich und kauft dann eine Scheibe, wenn er sie weiterhin kopieren kann? Die wenigsten.
     
  9. loonypac

    loonypac New Member

    schade, dass du nicht richtig gelesen hast. wo der musiker verdient, habe ich doch geschrieben (konzerte, merchandizing, film und rundfunkrechte, werbung, lizenzen...). und glaube mir, da verdient er sich schon dumm und dämlich. es ist einfach ein völliger irrschluss zu glauben, der "musiker" verdient sein geld durch plattenverkauf. auch dein vergleich mit dem benz ist kein vergleich. der benz ist ein in sich geschlossenes produkt. eine cd ist ein kleiner teil des ganzen paketes. würde an jeder ecke ein benz stehen, den man nach lust und laune fahren könnte, würde dein vergleich in etwa passen. nochmal: jeden tag laufen auf millionen von fernseh-/rundfunkprogrammen m.-videos und chartsongs zur freien verfügung rauf und runter, man kann sich förmlich nicht mehr entziehen. wohlgemerkt das gilt ausschliesslich für den mainstream, wie du es nennst. die "kleinen" bleiben ungehört und damit erfolglos. ich bin im profigeschäft tätig und weiss wovon ich rede.

    erfolg wird durch freie kopien eben auch nicht bestraft, sondern gefördert. der erfolg einer weltweiten musik-grösse wird doch in keinster weise dadurch geschmälert, dass ungleich mehr menschen die musik hören, als ohne das freie kopieren. das ist die beste werbung überhaupt. da begehst du einen denkfehler.

    was hier die ganze zeit vergessen wird ist die tatsache, dass quasi seit der existenz von tonträgern auch kopien gemacht werden, ob per tonband, mc oder cd ist erstmal völlig unerheblich. der unterschied zum heutigen zeitpunkt ist einzig die gestiegene qualität der kopien. ein ganz wichtiger aspekt in der ganzen unseeligen diskussion.
     
  10. ughugh

    ughugh New Member

    Es ist auch kein Argument dafür, die Sachen schwarz zu benutzen, wenn eine Software so schlecht ist, daß,ich sie nicht benutzen kann/will, dann lasse ich es bleiben - ist sie gut genug, als daß ich sie benutze, kann ich sie auch bezahlen.

    Und ... ähhh ... Du werwechselst Schmarotzertum mit Symbiose. Schmarotzer nehmen tatsächlich nur, während die meisten Parasieten Symbionten sind - aber Du hast recht, es geht zu weit :)
     
  11. ughugh

    ughugh New Member

    Da wir uns irgendwie im Kreis drehen *g* : Die sicherlich ehrlichste Form des Protestes währe schlichte Konsumverweigerung - Diebstahl ist es nicht. Da nicht nur Mainstream gezogen wird, sondern alles, was auch nur entfernt nach Musik klingt, ist auch das nur ein schlichter vorgeschobener Grund.

    Nicht jede Musikproduktion bringt Geld - und die Buchpreisbindung in Deutschland sorgt durchaus auch dafür, daß unbekanntere Autoren eine Chance bekommen (das kann ich deshalb so frech behaupten, weil ich aus der Branche komme) - ähnlich dürfte es durchaus auch in der Musikindustrie sein. Zappa hat die Rechte an 3 Produktionen verloren, bevor er ein Star wurde? Wodurch wurde er denn ein Star? Haben ihm die drei verlorenen Produktionen am Ende den Weg zum Erfolg verwehrt? Nein, er hat diese Industrie nutzen können, und seinen Preos für Dummheit (sorry) bezahlt - das Lehrgeld bezahlt jeder, wenn er nicht aufpaßt, in jeder Branche, in jeder Industrie, in jeder Größenordnung - ich klaue ja auch keine Brötchen beim Bäcker, nur weil der seinen Gehilfen unterbezahlt.

    Und um es mal sehr polemisch auszudrücken: Man beschwert sich über die Industrie, welche die Künstler ausbeutet - hält es aber für legitiem durch Diebstahl diese Ausbeutung selbst durchzuführen, wenn auch in kleinerem Maßstab.

    Ugh

    PS: Und was die CD-Preise angeht (ja, ich finde, auch sie sind zu hoch, ebenso wie für DVDs) - es kann nicht nur an der Industrie liegen - gerade die CDs von kleinen Labels und Künstlern, die sich selbst vermarkten liegen oft um ein vielfaches höher - was ja nun nur bedingt an höheren Produktionkosten liegen kann - es gibt weiter oben einen Eintrag dazu.

    PPS: Und "NO LOGO" habe ich auch gelesen - ist keinem zu empfehlen, da es sich um sehr einseitiegen Journalismus handelt.

    @maiden - Ich hätte zwar etwas gegen einen Kopierschutz einzuwenden, aber er währe gegenüber einem Höhrschutz schonmal ein deutlicher Vorteil. Aber solange der ehrliche Kunde damit traktiert wird, während der unerhliche sein Ruhe hat, ist es keine Lösung. Die muß sich hier aber auch keiner einfallen lassen - die Industrie bekommt genug Geld, um sich unseren Kopf darüber zu zerbrechen.
    Ein Weg aber währe z.B. ein Abo-Napster ohne verkrüppelte Dateien. Klar, Kopien wird es immer geben, aber wenn der Zugang zur Musik auf Legale weise genauso einfach - oder einfacher - ist, wie zur illegalen Kopie - und das in bezahlbarem Rahmen - werden - wie früher auch schon, und wie bei den meisten Softwarekopien heute auch - zum größten Teil nur noch die Leute kopieren, die sich - aus welchen Gründen auch immer - das Original nicht kaufen können oder wollen.
    Der Entscheidende Haken an allen Lösungen der Industrie ist nach wie vor, daß sie den Käufer kriminalisiert - also den negativen Weg gehen, anstatt nach positiven Lösungsansätzen zu suchen.
     
  12. spock

    spock Active Member

    @loonypac

    Deine Einstellung finde ich gut und richtig; ich denke , dass Kopieren, Internet etc. für den Künstler auch eine Chance sein kann, die er von der Industrie gar nicht erst bekäme;

    das Dilemma der Musikindustrie ist im wesentlichen selbstverschuldet, weil sie jahrelang geschlafen hat und die Unterhaltungselektronik+Computer unterschätzt hat - die grossen Multis verdienen sowieso auch an den Geräten, Brennern, Rohlingen etc. pp.

    die Situation des einzelnen Künstlers kann durch geschickte Nutzung der heutigen Medien sogar gestärkt werden .

    Gruß, spock
     
  13. sndryczuk

    sndryczuk New Member

    PPPS: Wollen wir das Urteil dannn nicht doch lieber dem Leser überlassen?
     
  14. ughugh

    ughugh New Member

    Über einseitigen Journalismus kann man sich nicht wirklich ein Urteil bilden - das impleziert diese Form schon von selbst :)

    Aber hast ja recht, wer will, soll es lesen - aber echte Berichterstattung sollte man von dem Buch nicht erwarten.
     
  15. loonypac

    loonypac New Member

    also, eins ist klar: was die produktion einer cd kostet, ist wahrlich kein geheimnis. bei einer kleinstauflage von 500 stck. zahle ich als eigenproduzent exkl. studiokosten (jeder musiker hat heute nämlich sein eigenes!) bei ablieferung eines kompatiblen masters um die 2.500,- dm... inkl. aller notwendigen kosten für glasmaster, druck, verpackung, versand usw. das ergibt einen ca. stückpreis von 5,- dm. wohlgemerkt das sind die kosten für eine kleinstauflage bei einem fremden dienstleister. rechnen wir das mal hoch auf eine übliche auflage von 1/2 million, die produziert wird im eigenen hause sprich eigenem presswerk (was nachweislich bei den majors der fall ist, wie übrigens auch der eigene vertrieb und er eigene verlag) kommen wir auf einen stückpreis von weit unter 1,- dm. das ist jetzt nur die produktion. rechnet man dafür noch standard studio und mastering-kosten von üblichen 250.000 dm und für eine werbekampagne nochmal dasselbe, ergeben sich zusätzlich 1,- dm, womit wir bei unter 2,- dm/cd liegen. andersrum gerechnet, um die unkosten wieder einzuspielen, muss das label abzgl. der gewinnmarge der verkaufsläden (ca. 30% entspricht damit bei marktüblichen 33,-dm bei einem netto-preis von ungefähr 23,- dm/cd ungefähr 50.000 stück verkaufen, um die unkosten wieder einzuspielen. alles sehr großzügig gerechnet. dabei lassen wir mal alle lizenzrechte aus aufführungen im fernsehen, kino, rundfunk, internet, merchandizing etc. komplett raus. auch die deals zwischen companies und medien nach dem motto "ich gebe dir phil collins für "wetten das" und du gibst mir für meinen newcomer "xy" einen netten sendeplatz in "??" berücksichtigen wir hierbei mal nicht, dann wird doch eigentlich schnell klar, wie hoch die margen bei den companies liegen. auch das alte argument der verlustbringer ist keines, da es diese schon immer gab, auch vor der erfindung der cd. wenn also 1 von 5 neuveröffentlichungen ein erfolg wird, dann finanziert er die verlustbringer automatisch mit. ausserdem gibt's darüberhinaus dann ja auch immer noch die ganzen etablierten deals, die bei jeder neuauflage die umsätze nahezu garantieren. wenn also eine band wie "echt" ihr neues album präsentiert, kann das label sich im vorfeld bereits die hände reiben und die champagnerkorken knallen lassen, mal ganz zu schweigen von solchen größen wie madonna, metallica und konsorten.

    auch diese ewige "jammerei" der aufrechnung von einbussen bzw. finanziellen schäden, die der musikindustrie durch raubkopien angeblich zugefügt werden ist müssig. die steigende anzahl dieser kopien bedeutet in keinem fall, dass bei nichtexistenz von raubkopien automatisch mehr cds verkauft worden wären. in etwa vergleichbar mit dem phänomen der schwarzarbeit im hausbau, die ich hier keinesfalls rechtfertigen möchte. die meisten häuser wären ohne schwarzarbeit gar nicht erst hochgezogen worden. das ist natürlich nicht nachweisbar, genausowenig wie das gegenteil. alles eine glaubensfrage. die wirklichen fans einer band oder eines musikers werden immer die cd kaufen, früher oder später! original ist besser als die kopie (bis zu dem augenblick, da es endlich replikatoren gibt ;-)

    fakt ist unbestritten, dass die majors alles andere als am bettelstab hängen und sich mit den neuen technologien im grunde selber im wege stehen. es ist leicht zu behaupten "wir erleiden einen jährlichen schaden durch raubkopierer" (die es wie gesagt schon immer gegeben hat, auch in den vermeintlich fetten jahren), als zugeben zu müssen, den markt vollständig übersättigt zu haben, oder den falschen trends hinterhergelaufen zu sein. ich bleibe dabei: die independents machen es den majors trotz raubkopierern vor.

    und noch ein gedanke: dadurch dass private kopien an boden gewinnen, wird es gleichzeitig bei den wirklichen schmarotzern, also bei denen, die mit raubkopien geld verdienen wollen, zusehens enger. warum sollte man noch raubkopien kaufen, wenn man alles mögliche bequem zu hause aus dem netz ladbar ist?

    ich möchte abschliessend nochmal ganz klar betonen, dass ich einen grossen unterschied zwischen kopierten musik/videos für privatzwecke und der daraus entstehenden gesamtentwicklung für die musikindustrie sehe und den wirklich raubkopierten datenträgern mit software oder meinethalben auch kulturellen produkten (musik, fotografien, grafiken etc.), die einzig zur persönlichen finanziellen bereicherung produziert werden. das ist ohne frage verwerflich und kriminell.
     
  16. sndryczuk

    sndryczuk New Member

    Okay. Freie Verfügbarkeit bedeutet doch nicht, alles umsonst zu bekommen. Aber es ist doch ein Unterschied, ob Informationen monopolisiert werden oder dezentralisiert, oder? Nein, maiden, das mit den Festspielen war wirklich nur Ironie.
    Irgendwie drehen wir uns hier wirklich im Kreis und fangen an, Haare zu spalten.
     
  17. sndryczuk

    sndryczuk New Member

    Das Buch gibt ja auch gar nicht vor, "objektiven Journalismus" betreiben zu wollen - und ist ja als Kritik gegen Globalismus, Marken-Monopolisierung, Freihandelszonen etc. angelegt. Wenn du einen Bericht gegen die Todesstrafe machen möchtest, wirst du dann ständig die Angehörigen der Opfer interviewen, die gegebenenfalls dem Täter den Tod wünschen?
    Mir ist diese Form des "subjektiven Journalismus" lieber als derjenige, der vorgibt, "objektiv" zu sein. Ich glaube, den gibt es auch gar nicht.
     
  18. ughugh

    ughugh New Member

    Weder maiden noch ugh behaupten bei dem, was Du sagst, das Gegenteil :) (zumal Deine Beispiele (Phils Collins und die Floprechnung, die Du bestätigst) eigentlich für die Companys spricht und nicht gegen sie) ... trotzdem sind die fetten Gewinne und die überzogenen Preise - und meinetwegen auch noch die schlechte Qualität der Produktion - kein Grund, irgendetwas zu kopieren, sondern schlicht, etwas nicht zu kaufen.

    "250.000 dm und für eine Werbekampagne nochmal dasselbe" - also ich habe keine Ahnung von der Produktion von Musik (zugegebenermaßen) aber etwas von Werbung - und mit dieser banalen Summe kannst Du vielleicht ein paar Flyer drucken, oder des nächstens für 0190er werben, aber ganz bestimmt nicht die (internationale) Kampagne eines Akts bei einer Major-Label bezahlen. Nur mal, um die Dimensionen zu verdeutlichen: Die Produktion eines lumpigen 0190er-30-Sekunden-Spots liegt bei etwa 20.000 Euro - und da hast Du noch nicht die Agentur bezahlt - und wenn dann noch was übrig bleibt, kannst Du für 5.000 Euro die Minute bei einem kleinen Sender zwischen 2 und 5 uhr Morgends ein paar Minuten buchen.

    Und die Margen in den Läden, in denen ich gejobbt habe lagen eher bei 50% denn bei 30% - in den großen Kaufhäusern noch durch den Meterbonus (ein Bonus der von den Herstellern bezahlt wird, um überhaubt in die Regale des Händlers reinzukommen) noch deutlich höher.

    Auch vergißt Du, daß es noch soetwas wie eine Verwaltung gibt, die auch noch bezahlt werden will, aber das währe jetzt Korinthenkackerei. :) Zumal ich die Zahl von *durchschnittlich* 500.000 Stück doch für sehr hoch gegriffen und für die meisten Acts denn doch utopisch halte.

    Und natürlich darf man auch die Produktion der *letzten* CD nicht vergessen, die immer ein Flop wird (sonnst währe sie nicht die letzte) und deshalb die Kosten der vorletzten CD mal eben verdoppelt.

    Aber ein Phänomen fällt mir dann doch auf: Wenn es das Majorlabel mit Phil Collins nicht gebe, würde der NewComer keinen vernünftigen Sendeplatz bekomen. Wenn es den 5. Act, der Kohle bringt, nicht gäbe, würden die 4 anderen Acts noch nichtmal eine Chance bekommen, klar, sie könnten sich mit 500er-Auflagen durchs Leben schlagen (Kostenpreis nach Deiner Rechnung für ein CD in etwa 250, je CD ohne Werbung oder auch nur einen Grafiker der das Label macht), über Dorfdiscos tingeln und sich darüber freuen, daß ihre Lieder zwei Millionen mal aus dem Netz gezogen wurden (was sie nicht werden, weil eben die Kampagne fehlt, damit man sie überhaubt kennen könnte, um ihren Namen in die Suchmaschine einzugeben). Es wird hier immer so getan, als würden die Major-Companies nur die Hyper-Verkäufe haben - um auf Plus-Minus Null zu kommen, muß Dein beschriebener Akt schon 250.000 CDs verkaufen, um die 4 Flops aufzufangen - und gerade Echt ist ein wunderbares Beispiel dafür, daß es auch in die Hose gehen kann, deren letzte CD war nämlich ein Flop (und die Dimensionen eines solchen Flops sind natürlich bei Mega-Acts *Stichwort Michal Jackson* um ein vielfaches höher, als bei kleinen Nonames). Ohne die Major-Labels die mit Gewinnen von großen Acts auch kleinere Pushen, die mit großen Acts auch kleine in die Öffentlichkeit bringen, die auch in der Lage sind, z.B. ein Video (Produktionkosten im Schnitt nicht unter 500.000 Euro) zu produzieren - wozu eine Band, erst recht, wenn sie gerade erst anfängt, noch nichteinmal ansatzweise in der Lage ist - die auch die 125.000 Euro für das Studio aufbringen können hätten viele Newcomer gar keine chance, an eine breitere Öffentlichkeit zu kommen. Irgendwo paßt DIESE ganze Argumentationskette gegen die Major-Labels einfach nicht.

    Ich behaupte ja gar nicht, daß uns die Industrie betrügt, und ich will deren Getue bei weitem nicht gutheissen .. ich denke , das ist bei meinen bisherigen Einträgen auch klar geworen - aber mit Milchmädchenrechnungen und Argumenten, die das genaue Gegenteil von dem belegen, was man selbst versucht zu argumentieren, nur um das Kopieren zu rechtfertigen, ist es dann auch nicht getan.
     
  19. ughugh

    ughugh New Member

    Ist natürlich praktisch: ich kaufe nur Bücher, die das schreiben, was ich höhren will ... dann kann ich mir das Buch auch gleich sparen.

    Und ja, wenn ich ein Buch gegen die Todesstrafe schreiben würde, dann würde ich auch die Angehörigen der Opfer befragen (wenn sie mich denn ließen) - das gehört dazu und wenn ich mich nur auf (m)eine Seite beschränken würde, brauche ich es gar nicht zu schreiben, denn im Grunde ist das nichts anderes, als der Schutz des eigenen Weltbildes, das ich auf diese Weise ja gar nicht erst Hinterfrage. Eigentlich eine interessante Form des Selbstbetruges, denn offensichtlich halte ich in so einem Fall meine eigene Weltanschauung für zu löchrig, um sie mit anderen auseinanderzusetzen. Bei Punks habe ich dieses Phänomen sehr oft beobachten können - spucken zuerst auf die Gesellschaft und nach zwei Sätzen verzweifelter Argumentation sind sie bei "Leck mich" angekommen und verstummen - nur um sich nicht mit dem Unsinn auseinanderzusetzten, den sie oftmals von sich geben (*seufz* und nur schonmal als Hinweis, das bezieht sich nicht Grundsätzlich auf alle Punks, es gibt tatsächlich ein paar von denen, die was auf dem Kasten haben)

    Und natürlich gibt es keinen wirklich *objektiven* Journalismus, weil alleine meine Entscheidung, mich mit dem Thema zu befassen schon eine subjektive Auswahl ist. Trotzdem gibt es noch einen sehr deutlichen Unterschied zwischen Journalismus, der sich darum bemüht, und solchen, der noch nicht einmal den Versuch unternimmt - letzteres findet man bevorzugt in den Boullevardblättern, dafür muß ich kein Buch kaufen.
     
  20. loonypac

    loonypac New Member

    ich hab dafür von musikproduktion um so mehr ahnung :)

    mein fehler war, dass ich nicht dazugeschrieben habe, dass sich meine rechnung auf eine erstproduktion eines newcomers bezieht. selbstredend werden stars natürlich ganz anders gehypet, da liegen die auflagen und die verkaufszahlen allerdings auch in ganz anderen höhen (will sagen bei weltweiten acts rechnet sich alles noch erheblich besser). meine zahlen sind übrigens zahlen, die ich von einem a&r manager der wea, also quasi aus erster hand, für eine nationale newcomer-produktion erhalten habe. du glaubst wohl selber nicht, dass eine company bei solch einem risikoreichen geschäft gleich alle register zieht und internationale anstrengungen in millionenhöhe unternimmt. das sind alles geschäftsleute mit dem notwendigen knowhow, d.h. verluste werden immer mitkalkuliert. deine rechnung bezieht sich irrtümlicherweise auf autarke einzelagenturen, die entsprechende gelder in rechnung stellen. ein major-company vereinigt jedoch alles mehr oder weniger zentral in angeschlossenen spezialisierten unternehmen, was logischerweise ungleich günstiger kommt, das ist ja auch der ursprüngliche sinn eines musiklabels. das komplette marketing liegt dabei grösstenteils bei den schwesterunternhemen, den sogenannten musikverlagen, die z.b. an den urheberrechten kräftig mitverdienen (die habe ich bisher völlig aussen vor gehalten). auch hast du die quasi "kostenlosen" deals zwischen sendern und labels ignoriert, die völlig üblich sind und kein bargeld kosten. dass ein label 5.000 euro pro minute ausgestrahlter musik zahlen muss, gehört in's reich deiner persönlichen fantasie. die sender wollen hörer und die erhalten sie nur, wenn sie die charts rauf und runter spielen und dafür müssen die sender tantiemen zahlen, sorum passt der schuh. wohlgemerkt die charts. will ich als noname gespielt werden, muss ich eine menge überzeugungsarbeit leisten und mich in nischensendungen verbannen lassen, aber auch das kostet mich nichts, im gegenteil, das bringt gema-kohle. oder ich kaufe meine eigenen platten, um in die charts zu gelangen (hier geht es rein um verkaufszahlen), und damit automatisch in allen sendern gespielt zu werden. auch das passiert übrigens immer wieder, wenn ein neuer act startschwierigkeiten hat.

    ok, die ganze rechnerei führt zu nix, das seh ich ein. fakt ist doch bei alledem, dass alle betreffenden unternehmen in den letzten jahren ordentlich expandiert sind und das kann dann wohl kaum an den privat-kopierern liegen *grins*. um es nochmal zu sagen, die angeblichen verluste sind bereits in allen möglichen gerätschaften samt peripherie eingepreist. wenn die musikindustrie um verlorengegangenen boden jammert und sich das geld auf diese art und weise zurückholt, könnte das natürlich mit einer absicht verbunden sein, gelle?

    dein argument mit phil collins und der damit verbunden chance für nonames braucht dann auch nicht weiter kommentiert zu werden, weil eben nur diejenigen den sendeplatz erhalten, die einen vertrag haben und in den allerheiligen charts vertreten sind, das sind bundesweit pro jahr geschätzte 10 veröffentlichungen bei den majors, von denen nunmal eben nicht alle automatisch in die charts wandern. also brauchen wir hier nicht von chancen zu reden. ganz zu schweigen von der weiteren polemischen rechnung (da fehlt mir allmählich auch die zeit darauf einzugehen!). aber nix für ungut, macht mir ja auch immer wieder spass sowas :))))

    auch sollte die terminologie bei den majors nicht unterschätzt werden. wenn "echt" offiziell ein flop war, heisst das nicht zwingend, dass das label verluste gemacht hat, oder hast du in die bücher gesehen? ein flop bedeutet erstmal nur, dass die verkaufszahlen gegenüber der vorprduktion rückläufig sind. also bei solchen meldungen nicht gleich in mitleidstränen ausbrechen ;-) weder "echt" noch die manager noch die tipse im vorzimmer müssen deswegen trocken brot essen, denn unternehmen dieser art können sehr schnell notbremsen ziehen und die kosten kurzerhand einfrieren.

    wenn also milchmädchenrechnung, dann auch auf deiner seite. die argumente für privates kopieren (ohne raub davor) sind nach wie vor von dir unwiderlegt. meine meinung zu echten RAUBkopierern habe ich bereits dargestellt. also bitte differenzieren! thanx ;-)

    gruß und weiterhin viel spass!
     

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