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Integrationsproblematik

Dieses Thema im Forum "Small Talk" wurde erstellt von vulkanos, 6. September 2010.

  1. vulkanos

    vulkanos New Member

    Ob sich gewisse Bevölkerungsgruppen in ihnen fremde Kulturen integrieren, hängt nicht von ihren Genen ab, sondern m.E. von Bildungsstand und Bereitschaft ab, sich auf die neue Umgebung einzulassen. So banal ist es nun einmal.

    Im Laufe der Jahre sind mir viele Menschen aus außereuropäischen Ländern über den Weg gelaufen, Iraner, Türken (in meiner Famile), Palästinenser etc. Mein Eindruck war und ist: Sie haben sich bestens eingelebt, ohne ihre eigene Herkunft bzw. Kultur zu verleugnen. Nur - sie stammen fast alle aus akademischen Schichten, und diejenigen etwas einfacherer Herkunft haben mit Fleiß und Ausdauer die anfänglichen Sprachhürden überwunden und sich einen kleinen Wohlstand erarbeitet. Wenn ich in den Berliner S-Bahnen die Kopftuchmädels in ihre Handys schnattern sehe und höre - sind sie etwa nicht intergriert? Oder Türken, die jahrzehntelang ein bekanntes Restaurant in Kreuzberg führen. Alle integrationsunwillig? In der oberbayerischen Region kenne ich iranische Ärztepraxen mit vollen Wartezimmern. Alles nur Tropfen auf dem heißen Stein?

    Meint Thilo Sarrazin nur die Einwanderer aus den islamischen Nahost-Ländern? Eine Gruppe hat sich imho hier bestens akklimatisiert: die Chinesen und Vietnamesen (die teilweise Verwicklungen mit den Triaden außen vor gelassen). Mein Eindruck: Wenn auch die Einwanderergeneration mit der deutschen Sprache sich etwas schwer tut - man merkt einfach ihr Bemühen, hier anzukommen. Zwei Paradebeispiele: Bundesgesundheitsminister Rössler, Grünen Chef Cem Özdemir. Auch hier: einsame Rufer in der Wüste oder Spitze des Eisberges?

    So total möchte ich Sarrazins Thesen von der Integrationsunwilligkeit nicht verwerfen. Der Film 40 qm Deutschland von Tevfik Başer von 1986 hat schon damals die Problematik des Zusammenpralls zweier Kulturen aufgezeigt. Was ist die Alternative, wenn man/frau die neue Umgebung als fremd und bedrohlich für die eigene Tradition empfindet, von der nicht gelassen werden kann, weil sie ja auch Schutz und Geborgenheit bietet? Die Abschottung, die Ghettoisierung, die Isolation.

    Drehen wir mal den Spieß um. Angenommen, Deutsche kämen in ein ihnen völlig fremdes Land, z.B.Saudi-Arabien mit seinen strengen Regeln gesellschaftlichen Umgangs. Werden sie sich so ohne weiteres integrieren bzw. das aufgeben, was ihnen vertraut ist, womit sie groß geworden sind? Wohl kaum.

    Ein Beispiel von einer gewissen Abschottung war für mich in den 60er/70er Jahren die deutsche Kolonie in Japan. Mit der faszinierenden Kultur Nippons hatte einige ihre Probleme, das Hindernis war auch die völlig fremde und sehr schwierige Sprache, die erst den Zugang ermöglicht. Trotz etlicher und langjähriger Geschäftsbeziehungen blieben die Deutschen, die neuen sowie die alteingessenen, mehr oder weniger unter sich. Nach 25 Jahren Tätigkeit für eine große deutsche Firma konnte der Vertreter nicht einen japanischen Satz sagen. Die Kinder aus deutsch-japanischen Familien hatten und haben es dagegen viel leichter, da sie bilingual aufgewachsen sind.
     
  2. pewe2000

    pewe2000 New Member

    Dies ist ein Thema, was besonders den Städten auf den Nägeln brennt, die einen nicht geringen Prozentsatz türkisch- oder arabisch-stämmiger Bevölkerung aufweisen. Das ist im europäischen Ausland nicht anders. Ich war früher oft in Holland, hatte Kontakt zu Holländern und ganz ähnlich die Probleme mit Türken geschildert bekommen, wie es sie in Berlin gibt. Und Holland hat durch seine Koloniegeschichte Erfahrung mit „Fremdländern“. Mit den aus den Kolonien eingewanderten Menschen scheint es (außer mal in der Nationalmannschaft) weitaus weniger Ärger zu geben.

    Die von den Grünen früher verbreitete Sozialromantik vom friedlichen Zusammenleben eines bunten Völkergemischs ist mittlerweile einer nüchterneren Betrachtung gewichen. Das Interessante ist, dass es mit vielen aus der ganzen Welt stammenden Menschen so gut wie keine Probleme gibt. Hat das nur mit deren viel geringeren Zahlen zu tun und dass sie eine andere Anspruchshaltung oder ein anderes Verhalten aufzeigen würden, wenn sie große Kolonien bilden könnten?
    Ich denke es liegt eher an der Religion und deren Interpretation. Und an archaischen Verhaltensweisen, die selbst von in 3. Generation hier Lebenden zelebriert wird, was vor allem das Verhalten ihren Frauen gegenüber angeht.
     
  3. pewe2000

    pewe2000 New Member

    Wer es nicht gesehen hat:

    http://www.daserste.de/doku/beitrag_dyn~uid,5kvnywtaqtmd88nk~cm.asp

    Unbedingt am 16. September um 22 Uhr auf WDR schauen!
    Auch wenn die Doku Wasser auf die Mühlen der Sarrazenen ist, es wird sachlich und nicht verhetzend berichtet. Hätte das Sarrazin so gemacht, er hätte keine Probleme bekommen. Aber wer sich wie ein Kreuzritter und Eiferer aufführt, darf sich nicht wundern.
     
  4. Morgenstern

    Morgenstern Active Member

    Auch wenn es völlig gegen den Mainstream ist:

    Meine berufliche Erfahrung mit den Damen und Herren aus interessanten Kulturkreisen ist eher so, dass ich zu denen gehöre, die eine integrationskritische Haltung einnehmen.

    Als ich in der 2. Hälfte der 90-er Jahre vor Kommunalpolitikern geäussert hatte, dass man den Anpassungsdruck erhöhen müsse, um deviantes Verhalten zu verhindern bzw. angepasstes Verhalten zu belohnen, wurde ich insbesonders von meinen GenossenInnen niedergebrüllt.

    Diese Reaktion auf eine verhaltene Kritik würde heute nicht mehr passieren.

    Ich warte nun schon seit Jahren auf eine - mindestens telefonische - Entschuldigung für die damaligen Ausfälle.
     
  5. pewe2000

    pewe2000 New Member

    Da wirst Du wohl lange warten müssen. Es ist schon witzig, dass Sarrazin heute eher bei der SPD-Parteibasis Anhänger hat. Wahrscheinlich den gleichen Leuten, die Dich damals auspfiffen. Auch bei den Linken soll er fast 30% Anhänger haben, was ich nun gar nicht verstehe.
     
  6. Morgenstern

    Morgenstern Active Member

    Wir haben hier im Ort ein SPD-Bürgerbüro. Selbst die,die dort beratend tätig sind, sagen, dass ihre Erfahrung mit dem von Sarrazin ins Rampenlicht gestellten Personenkreis der gleiche ist, wie er jetzt diskutiert wird.
    Die (die zu Beratendenden) sind zum Teil - und zwar zu einem nicht unerheblichen Teil - beratungsresistent.
     
  7. vulkanos

    vulkanos New Member

    Wenn Integration die totale Überstülpung aller deutschen Arten und Unarten bedeutet, dann kann gleich die soziokulturelle Herkunft vergessen werden. Und je mehr der Integrationsunwilligkeit das Wort geredet wird, desto schneller wird sie noch mehr Wirklichkeit als sie es schon ist. Wenn Menschen mit außereuropäischen Vorfahren vorgehalten wird, sie gehören ja nicht wirklich zu der erlauchten bundesrepublikanischen Gesellschaft, dann ist Einigelung und Abschottung nur die logische Konsequenz, bestenfalls eine zunehmende Distanzierung zu der Umwelt.

    Selber habe ich über 10 Jahre überwiegend im nichteuropäischen Ausland gelebt. Ich akzeptierte von meiner fremden Umwelt das für mich passende und ließ jenes sein, was mir nicht zusagte. Und ich lebte gerne in diesen Ländern, weil ich so sein konnte, wie ich bin.

    Leben und leben lassen bzw so leben, dass andere auch leben können.
     
  8. pewe2000

    pewe2000 New Member

    So wie Du es schreibst, verlangt niemand die Integration. Oder glaubst Du, dass nicht auffällige in Deutschland lebende Ausländer und Deutsche mit ausländischer Herkunft nur unter kompletter Aufgabe ihrer nationalen Identität ein normales Leben in Deutschland führen können?

    Es gibt Straßen in Neukölln, da traut sich die Polizei nur mit einem größeren Aufgebot hinein, wenn sie irgendeinen Straftäter – und von denen gibt es dort statistisch bewiesen mehr (zumindestens bis zum Alter von 35) – festnehmen will. Da ist ein einzelner Funkwagen plötzlich von 100 Menschen umringt, die die Festnahme verhindern wollen. Das sind absolut nicht zu duldende Vorfälle. Und es geht nicht an, dass die nur mit einer Hundertschaft in der Nähe dort hin können. Das ist schon bei der Festnahme von Messerstechern passiert und man liest es leider immer wieder.
     
  9. McDil

    McDil Gast

    Christopher Hitchens:

    Link

    (Integration von Muslimen in USA)
     
  10. McDil

    McDil Gast

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