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Erinnerungen an den Grundwehrdienst

Dieses Thema im Forum "Small Talk" wurde erstellt von batrat, 21. Juli 2008.

  1. Snorrt

    Snorrt New Member

    Also ich fand diese Kommission so lustig (2 Männer, eine Frau, alle in diesen Hausmeisteruniformen in langweiler-Grau vor einer Deutschlandflagge). Und dann die Fragen... hihi. Was würden Sie tun, wenn ihre Mutter von einem Aggressor erschossen wird. Hmm... meine Antwort: Sicher nicht in ihren Verein eintreten, wo ich mir sagen lassen muss, dass meine Mutter keine strategische Bedeutung für Deutschland hat.

    Aber lustig war's schon. Die ganze Musterung war eine Farce sondergleichen, so gute Comedy gibts heute nicht mehr. Würde das eigentlich gerne jedes Jahr machen.

    Der Zivildienst dagegen war harte Schule. Härter als die Wehr (beim Bund war man ja auch als Zivi) hätte sein können. Selten soviel gelernt, soviel Illusionen begraben und soviel nachgedacht wie in dieser Zeit.

    Derweil haben meine Kumpels ihre Rechner in der Kaserne vernetzt und (fast) durchgehend Egoshooter gespielt. Achja und wie mein Vorredner sagte: Die meisten haben da das akute Saufen gelernt. Tolle Sache.
     
  2. HirnKastl

    HirnKastl Alt-68er

    Als ich 1967 verweigerte, gab es immer noch diese Prüfungskommission, man galt als Weichei und Drückeberger in den Augen der Spießer (was aber einen hoffnungsvollen jungen Mann, der sich gegen das Establishment auflehnte, zu der Zeit eher stolz machte) und der Zivildienst war länger als der Wehrdienst - zur Abschreckung für die Drückeberger.

    Ich habe mich damals beim VdK kundig gemacht, weil die Kommission bekannt dafür war, Fangfragen zu stellen wie z.B. "Ihre Freundin und Ihre Mutter werden von Russen vergewaltigt, es liegt ein Gewehr am Boden, was tun Sie?" Damals galt die Notwehrklausel für solche Fälle noch nicht. Man musste hart bleiben und die juristisch abgesicherten Formulierungen des VdK herunterbeten, dann konnte nichts passieren. Auch wenn man dann als Schweinehund dastand. Alles andere war Risiko.

    Ein weiteres, gewichtiges Argument wurde anerkannt, dass nämlich mein Großvater während des Dritten Reiches den Wehrdienst an der Waffe verweigert hatte. Dafür saß er eine Weile im Gefängnis und wurde dann einem Himmelfahrtskommando zugeteilt, das darin bestand, an der Front in Russland verletzte Soldaten aus der Schusslinie zu holen und sie zur Sanitätseinheit zu bringen. Dass er das überlebte, war ein echtes Wunder. Dem konnten sich selbst die Betonköpfe der Prüfkommission nicht entziehen. Ein solcher Mann besaß sogar in ihren Augen Mut und Ehre und wurde als Vorbild anerkannt.
     
  3. Snorrt

    Snorrt New Member

    Wie, "die Notwehrklausel galt damals noch nicht"? Man machte sich also strafbar, wenn man die Vergewaltigung eines Menschen verhinderte? Faszinierend. Also selbst wenn du das Gewehr nimmst und mit dem Kolben dem Vergewaltiger über die Rübe ziehst (man kann als Zivildienstleistender ja gar nicht mit einem Gewehr umgehen) :teufel: - selbst dann war es verboten?
     
  4. HirnKastl

    HirnKastl Alt-68er

    Nein, später war es möglich zu sagen, dass es Notwehr sei, seine Freundin und die Mutter vor den Russenvergewaltigern zu retten und dass man deshalb in einem solchen speziellen Fall unter Umständen sogar einen Russen oder auch mehrere erschießen würde. Auch wenn das eigene Leben bedroht war, durfte man schießen ohne gleich zum Grundwehrdienst herangezogen zu werden.

    Aber zu meiner Zeit musste man noch "nein" sagen, wenn mich der Verband der Kriegsdienstverweigerer richtig informierte.
     
  5. Snorrt

    Snorrt New Member

    Kann ich bestätigen. Wir hatten da eine Ärztin... die war echt heftig. Die hat die Gemusterten rumgescheucht wie Vieh und auch so behandelt. Marke "streng nach hinten gekämmtes Haar mit Haarknoten". Deswegen fand ich das ja alles so lustig. War wie eine Parodie auf ein Wehrsystem.

    Einen Freund von mir haben sie mit Bandscheibenvorfall (ärztliches Attest) auf 2 gemustert. Dagegen haben sie mir "Plattfüsse" reingeschrieben und mir deshalb verboten zu den Fallschirmjägern zu gehen, oder Panzer zu fahren. :nicken:

    Alles sehr logisch und durchstrukturiert. Ich bin wirklich froh nicht bei dem Haufen gewesen zu sein. Zumindest nicht bei der militärischen Variante. Was ich so von Sanis gehört habe, sind Abiturienten in der Sani-Ausbildung (mit Studium bei der BW) anscheinend noch recht gut untergekommen. Da ging es jedenfalls nach Aussagen meiner Bekannten noch recht human und intelligent zu. Da hätte ich mir vorstellen können, hinzugehen.
     
  6. Snorrt

    Snorrt New Member

    Krass. Die haben dann also, wenn du gesagt hättest "ich schiesse", dir damit gleich die Möglichkeit abgesprochen, den Dienst mit der Waffe zu verweigern? Da kann man froh sein, später gemustert worden zu sein. Ich hab' meine Verweigerung noch bei einem Pfarrerssohn abgeschrieben. Der hatte so eine schöne Bibelsprache. Aber ich kann nicht wirklich behaupten, dass es schwer gewesen wäre, zu verweigern. Die haben mich einen Haufen unsinnigen Quatsch gefragt, aber ich glaube die wollten schon aufgrund der Verweigerung nichts mit mir zu tun haben. Damals war die BW schon gut bestückt mit armen Rekruten und die Kohle schon nicht mehr da um noch mehr zu bezahlen. Mein Glück.
     
  7. pewe2000

    pewe2000 New Member

    Dass Du da nicht hingegangen bist, wundert mich. Die haben eine 1A Folterschule in Hammelburg.

    *Lautkicher*
     

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