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Ein Ex-Terrorist ohne Einsicht

Dieses Thema im Forum "Small Talk" wurde erstellt von batrat, 18. Oktober 2007.

  1. batrat

    batrat Wolpertinger

    http://www.n-tv.de/867467.html

    Und so einer wie Rolf-Clemes Wagner wurde begnadigt. :kotz:

    Zitat aus dem Artikel :

    "Wagner hatte in einem Interview der Berliner Tageszeitung "junge Welt" erklärt: "Manche Ergebnisse unserer Überlegungen bleiben auch aus heutiger Sicht richtig. Wie die Entscheidung, Hanns-Martin Schleyer zu entführen. Der wurde mit seiner SS-Geschichte als Wehrwirtschaftsführer in besetzten Gebieten und seiner aktuellen Funktion als Aussperrer und Präsident des Unternehmerverbands ja nicht zufällig ausgesucht." Es sei lediglich ein Fehler gewesen, dass aus dem "Politikum" Schleyer "einfach zu wenig gemacht" worden sei, wurde Wagner weiter zitiert."

    Einfach furchtbar ! :augenring
     
  2. pewe2000

    pewe2000 New Member

    Schon idiotisch, was er da von sich gibt und das nach 24 Jahren Haft.

    Obwohl ich beim Lesen der Anzeige ein wenig zusammen gezuckt bin. Ein so hervorragender Mensch wie Daimler uns glauben machen möchte, war Schleyer weiß Gott nicht. Aber das rechtfertigt natürlich in keinster Weise seine Entführung und Ermordung.
     
  3. Convenant

    Convenant Haarfestiger

    Ich find’ das: »Hanns Martin Schleyer hat das Bild unseres Unternehmens, aber auch Deutschlands, sowohl mit seinem Weitblick und seinem Verständnis von Werten, die es zu erhalten galt, als auch mit seinem unternehmerischen Wirken nachhaltig geprägt.« ebenso gruselig wie die terroristischen Ansichten.
     
  4. Schaumberger

    Schaumberger Wurschthaut, alte

    Achje, die Terroristen!
    Vorneweg: ich halte Gewalt grundsätzlich für die schlechteste Lösung, heisse also auch keine Tat irgendwelcher Terrorristen für gut.


    Bei den zur Zeit zahlreichen Rückblicken in den "deutschen herbst" frage ich mich aber aber schon wie eine Nation und ihre Regierung angesichts "einiger Verbrechen" derart in Schreckstarre verfallen kann. Freilich ist es moralisch höchst fragwürdig Menschenleben gegeneinander aufzurechnen, aber wenn ich mir vergegenwärtige wieviele Menschen durch die RAF sterben mussten und wieviel Menschen tagtäglich im Straßenverkehr Ihr Leben lassen müssen dann fällt mir auf das angesichts der Terroropfer weitaus größere Energien freigesetzt wurden um das Morden schnellstmöglich zu beenden.
    Der Straßenverkehr ist nur ein Beispiel –*die Hebel die damals angesetzt wurden um diese paar verblendeten Irren einzufangen erscheinen mir unfassbar riesig, gemessen an ihrem Einfluss auf die Gesellschaft und unsere Grundordnung.

    Übrigens eine verblüffende Paralelle zur heutigen Terrorgefahr. Letztlich läuft es heute nicht anders, nur im größeren Maßstab. Ein einziger Anschlag, wenn auch ein eklatant grausamer, rechtfertigte zwei Angriffskriege und damit die nachhaltige Zerstörung eines halbwegs intakten Kräftegleichgewichts in einer tendenziell gefährlichen Region und den Eintritt in einen neuen (hoffentlich lange) kalten Krieg.
     
  5. batrat

    batrat Wolpertinger

    Diese deine Äusserung finde ich jetzt etwas gruselig .

    Über Hans Martin Schleyer kann ich jetzt nicht richtig urteilen. Damals war ich noch zu jung.
     
  6. batrat

    batrat Wolpertinger

    Holloid ? Bist du es ? :confused:
     
  7. Holloid

    Holloid New Member

    ne... :)
    aber ich kann dem nur zustimmen(wie du dir denken kannst)...Der ganze Terroristen "Rummel" den wir heute erleben ,ist doch zu offensichtlich gesteuert, als das man das noch als reale Gefahr ernst nehmen kann.
    Gleichzeitig werden dringende Probleme einfach beiseite gelegt.Wenn die Menschen dann irgendwann wieder mal anfangen zu Denken,kommt gleich die "3-Weltkrieg" Schleuder,oder neue Atomwaffen.
    Aber zu Schleyer...der Deutsche Herbst hat mich bisher wenig interessiert,kann dazu eigentlich wenig schreiben.Aber die Wut ,das Irgendwelche NS-Bonzen in den 70ern immer noch in führenden Positionen Sitzen,und immer noch über die Zukunft eines Demokratischen Staates bestimmen, kann ich durchaus nachvollziehen.Natürlich nicht die darausfolgende Gewalt.
     
  8. Convenant

    Convenant Haarfestiger

    Dann maßt du dir wohl auch sonst keine moralischen Urteile zu den Untaten der Nazizeit an. Damals warst du ja noch jünger bis gar nicht auf der Welt.
     
  9. batrat

    batrat Wolpertinger

    War etwas falsch formuliert von mit. :frown:

    Ich meinte : Ich kenne die Person Schleyer eigentlich kaum,. Ich weis zwar die Eckdaten, aber nicht wie er seinerzeit aufgetreten ist, weil ich damals noch zu jung war und wenig darüber gelesen habe.
    Über das Dritte Reich bin ich aber sehr gut informiert. Neben unzähligen Dokus im Fernsehen, habe ich ca. 2 Dutzend Bücher über diese Zeit. Wissen ist Macht. :)

    Zuletzt:

    Es sollte kein Angriff auf dich sein. :shake: Ich finde es nur irgendwie unpassend wenn in einem Atemzug die Entführung (gleichzeitig die Ermordung von 4 Begleitpersonen ) von Schleyer zwar verurteilt wird, aber gleichzeitig gesagt wird, Schleyer sei ein gewissenloser Manager mit schuldhafter Nazivergangenheit gewesen.
    Über letztes kann man aber durchaus diskutieren, aber bitte nicht in diesem Zusammenhang. :O
     
  10. pewe2000

    pewe2000 New Member

    In Verbindung mit dieser Anzeige ist der Satz von Convi durchaus gerechtfertigt. Ich habe es ja ähnlich ausgedrückt. Mich stört, wenn bei ganz problematischen Persönlichkeiten nach deren Tod alles Negative ausgeblendet wird.
     
  11. Convenant

    Convenant Haarfestiger

    Und keiner weiß so genau, was er z.B. in Prag alles so getrieben hat. Und wem die Villa, die er dort bewohnte zuvor gehörte. Nein, Moment, das weiß man. Er bekam die später in Auschwitz ermordeten Villa von Marie Waignerova zugewiesen. Und wer sagt da schon nein, wenn man ihm ’ne schnieke Villa zuweist. Aber was soll’s, er hat ja unsere Werte befördert. Die Fahnen ho…, äh, Moment, sorry, falsche Platte – Deutschland, Deutschland, über alles …
     
  12. batrat

    batrat Wolpertinger

    Ok. Friede über den Dächern. :)

    In der Beurteilung von dem Ex-Terroristen sind wir uns ja einig. :nicken:

    Warten wir ab was da noch so alles kommt.

    Ex-Terroristen haben halt den Vorteil, dass sie noch reden können über das was war,sich rechtfertigen können oder erzählen wie sie es sehen.
    Hans Martin Schleyer kann das alles nicht. Er ist tot. :augenring
     
  13. Convenant

    Convenant Haarfestiger

    Der Hitler auch. Und trotzdem rede ich oft und gerne schlecht von ihm, der alten Sau.
     
  14. batrat

    batrat Wolpertinger


    Du hast wohl den Comic von Walter Moers nicht gelesen. :p

    *versuchdiediskussionmitblödsinnaufzulockernsmiley" ;)
     
  15. Convenant

    Convenant Haarfestiger

    Es ist allerdings schon so, dass die Terroristen einer Aufklärung und Aufarbeitung diverser Nazi-Vergangenheiten einen Bärendienst erwiesen. Und ich bin auch nicht der Ansicht, dass man es »langsam vergessen sollte, es ist doch schon so lange her«. Vielmehr glaube ich, dass Nazi-Gelder wohlinvestiert bis heute wohlig wuchern – und verschiedenen »Herrenmenschen«, wie auch ihren Nachkommen ein trefflich Auskommen ermöglichen. Unrecht verschwindet ja nicht plötzlich, wenn man es nur lange genug ignoriert.
     
  16. maximilian

    maximilian Active Member

    Hallo!

    Stand das nicht sogar diese Woche im Spiegel? Da ging es um Herrn Ponto, und eine seiner Töchter wurde (sehr sinngemäß) mit "Ich habe es satt, immer von Ex-Terroristen zu lesen, während es keinen interessiert, daß man den Opfern und ihren Familien damals die ganze Zukunft genommen hat".

    Schleyer war bestimmt kein lieber Mensch, trotzdem möchte ich doch lieber in einer Gesellschaft leben, in der die Gerichtbarkeit und ihre Umsetzung in der Hand des Staates und nicht in der Hand von Terroristen liegt.

    Grüße, Maximilian
     
  17. Convenant

    Convenant Haarfestiger

    Oder sonsigen Lynchmobs.
     
  18. batrat

    batrat Wolpertinger

    Ja, das stimmt. Die Entnazifizierung war sehr schonend. :frown:
    Neulich war eine Doku auf Phoenix, in der es über die ersten Jahre im Aussenministerium der BRD ging. Fazit : Ehemalige GESTAPO-Mitglieder gaben sich die Klinke in die Hand. :eek:
    Man wollte mit aller Gewalt vergessen. :O

    Aus diesem Grund finde ich es auch ziemlich unerträglich, wenn verschiedene Ex-Terroristen seit Jahren in gewisser Weise den gleichen Fehler machen. In einer Doku haben sich mehre Ex-Terroristen in etwa wie folgt geäussert "Das ist ist jetzt vorbei. Das war halt Krieg. Ich rede nicht mehr darüber" . Andere wie z.B. Mohnhaupt oder Klar sagen gar nichts. :meckert:
    Und damit tun sie genau das, was die Terroristen ihrer Elterngeneration immer wieder vorgeworfen haben : Sie reden nicht über die Verbrechen, die sie begangen haben, sie lassen die Angehörigen im unklaren.
    Welch schwarze Ironie. :augenring
     
  19. MacBelwinds

    MacBelwinds New Member

    In vielerlei Hinsicht stimmt der Satz, den ich neulich in einer RAF-Doku hörte, dass Baader-Meinhof im Grund die Enkel Hitlers gewesen seien: genauso kaltblütig, rücksichtslos und - uneinsichtig. Die "Generation RAF" hat doch - von Ausnahmen abgesehen - nichts bereut.

    Und ich stimme maximilian zu, dass es unerheblich ist, ob Schleyer und andere RAF-Opfer moralisch untadelig waren oder nicht. Sie waren die Opfer des deutschen Herbsts, und man kann sie nicht im Nachhinein zu "Tätern" oder zu Menschen erklären, die es "irgendwie verdient" gehabt hätten.
     
  20. HirnKastl

    HirnKastl Alt-68er

    Das denke ich auch, ich halte es für wesentlich wirksamer, eine nachgewiesen dunkle Vergangenheit publik zu machen, möglichst noch zu Lebzeiten wie zum Beispiel diese:

    der Scharfrichter

    Zitat:
    ... Mit dem Matrosen meinte Hochhuth Kurt Olaf Petzold. Dieser hatte sich im Gefangenenlager Hakenkreuze von seiner Kleidung gerissen und den Befehl, in ein anderes Quartier umzuziehen, mit folgenden Worten verweigert: Die Zeiten sind jetzt vorbei. Ich bin ein freier Mann. Ihr habt jetzt ausgeschissen. Ihr Nazihunde, Ihr seid schuld an diesem Krieg. Ich werde bei den Engländern schon sagen, was Ihr für Nazihunde seid, dann kommt meine Zeit. Filbinger hatte ihn daraufhin am 1. Juni 1945, drei Wochen nach Kriegsende, wegen Erregens von Missvergnügen, Gehorsamsverweigerung und Widersetzung zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt und dies mit einem „hohen Maß von Gesinnungsverfall“ begründet; Petzold habe „zersetzend und aufwiegelnd für die Manneszucht gewirkt“.


    oder:
    ...Filbinger wurde nach Abschluss der Voruntersuchung am 15. Januar 1945 anstelle des bisherigen Anklägers mit dem Fall beauftragt. In der Hauptverhandlung des Gerichts Oslofjord am Folgetag wurde negativ gewertet, dass Gröger ein Eisernes Kreuz und eine Ostmedaille als sein Eigentum ausgegeben hatte. Daraufhin wurde sein Fluchtplan nach Schweden als Fluchtversuch ins Ausland ausgelegt. Dem Gerichtsherren folgend beantragte Filbinger auf der Basis der „Führerrichtlinie“ die Todesstrafe. Dem folgend verurteilte Marineoberstabsrichter Adolf Harms Gröger zum Tod. Am 22. Januar 1945 ersuchte der Verteidiger Werner Schön für Gröger um Gnade: Das Gericht habe eingeräumt, dass nach dem geltenden Militärgesetz kein Fluchtversuch ins Ausland vorgelegen habe. Er warf Harms und Filbinger damit indirekt Rechtsbeugung vor.
    Nach mehreren schriftlichen und fernmündlichen Nachfragen Filbingers bestätigte das Oberkommando der Marine (OKM) in Berlin am 27. Februar das Todesurteil. Am 15. März 1945 traf der Schriftsatz dazu mitsamt der Ablehnung des Gnadengesuchs in Oslofjord ein. Am selben Tag ordnete Filbinger die Vollstreckung an, womit er die übliche Dreitagesfrist bis zur Hinrichtung verkürzte. Er setzte sich selbst zum leitenden Offizier dafür ein, wie es für Anklagevertreter üblich war. Am 16. März um 14:05 verkündete er dem Verurteilten die Anordnung des Gerichtsherrn und ließ Gröger den Empfang unterzeichnen. Um 16:00 ließ er ihn erschießen. Dabei war er selbst anwesend und gab möglicherweise als leitender Offizier den Feuerbefehl.

    Der Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Öttinger hat ihn zum Gutmenschen hochstilisiert und wurde so lange unter öffentlichen Druck gesetzt, bis er sich distanzierte.

    Es darf nicht sein, dass solche Charaktere sich in exponierten Stellungen der Wirtschaft oder der Politik verkriechen und so tun können, als sei nichts gewesen.
     

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