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Burschenschaften

Dieses Thema im Forum "Small Talk" wurde erstellt von batrat, 30. Oktober 2007.

  1. batrat

    batrat Wolpertinger

    "Bild" erklärt uns die Burschenschaften :crazy: http://www.bild.t-online.de/BTO/leu.../studenten-verbindung-ritual,geo=2793542.html

    Kritisch zum Bildartikel hier: :teufel:
    http://www.bildblog.de/2568/bild-entnazifiziert-burschenschaften

    Aussedem lesenswert, da sachlich :) :http://www.sueddeutsche.de/,tt4m1/jobkarriere/artikel/178/139884/

    Meine Erfahrungen mit Burschenschaften sind zweigeteilt :

    Ich war nie Mitglied :shake: , habe während des Studiums aber öfters einen Freund bei seiner Burschenschaft ( schlagende Verbindung ) besucht. Diese war keinesfalls rechts. Ich kannte meinen Kumpel, der war in Ordnung, da lege ich meine Hand ins Feuer. Auch die anderen Mitglieder habe ich über mehere Jahre kennengelernt und habe nichts rechtes erkennen können. :)

    Allerdings habe ich auch Burschenschaftler kennengelernt, die rechte Gedanken hatten. :frown:
    Deren Verbindungen hatten auch einen entsprechenden schlechten Ruf. :nicken:

    Dann gab es da noch eine katholische Burschschaft, auch liebevoll "Die Bibelschmeisser" genannt. :biggrin:

    Mich würde interessieren, was die Forumsgemeinde über Burschenschaften (schlagend oder nicht schlagend ) denkt. Eigene Erfahrungen, Mitgliedschaften ?
     
  2. juenger_gutenberg

    juenger_gutenberg Active Member

    Ich selbst habe, wie ich heute sehr bedaure, nie studiert, kannte aber zu dieser Zeit einige Leute, die das taten. Einige davon waren auch in Burschenschaften und ich habe sie öfter mal dort besucht.

    Gegen die Leute dort war eigentlich nichts zu sagen, alles nette Menschen und jenseits jeder Gewalt. Es war allerdings auch keine schlagende Verbindung. Für meine Freunde war das damals eine Möglichkeit, in einer fremden Stadt schnell Anschluss und eine bezahlbare Bleibe zu finden, denn die Wohnungsnot war damals Mitte der Achtziger doch recht hoch.

    Was mir sauer aufgestoßen ist waren zwei Dinge: Der dauernde Zwang zur Sauferei und die Tatsache, dass wenn man einmal Mitglied war, das auch sein Leben lang bleiben musste. Heißt: Zahlen bis ans Lebensende und das nicht zu knapp. Über die lächerlichen Uniformen habe ich mich auch oft ausgelassen, vorallem Wehrdienstverweigerer waren meinem Spott hilflos ausgesetzt.

    Heute rate ich meinem Sohn, der bald mit dem Studium anfängt: Sieh vorher genau hin.
     
  3. pewe2000

    pewe2000 New Member

    Ich erinnere mich daran, 1969 mit diversen Linken ein Maiansingen einer rechten, schlagenden Burschenschaft in Marburg empfindlich gestört und dabei ein Käppi erbeutet zu haben. Mit dabei auf Burschenschaftseite (als sogenannter Alter Herr) war Walter Wallmann, der spätere hessische Ministerpräsident. Das Käppi habe ich lange Jahre besessen.

    :teufel:
     
  4. maximilian

    maximilian Active Member

    Moin!

    Ich habe es immer mit diesem Sponti-Spruch gehalten: "Lieber ein Geschwür am After, als ein deutscher Burschenschafter!"

    Insgesamt kann ich aber nicht nur Schlechtes über Studentenverbindungen berichten. Ich war des öfteren bei Kommilitonen zu Festen und Ausflügen ihrer Verbindung eingeladen und habe die als munteres Häuflein von ganz normalen Menschen kennengelernt. Das war aber auch eine nichtschlagende, nicht-farbentragende Verbindung, die sich "Sängerschaft" nannte und das gemeinsame Musizieren als Hauptprogrammpunkt hatte.

    Das Verbindungshaus einer schlagenden Verbindung oder echten Burschen- oder Landsmannschaft habe ich nie betreten, denn fast alle Mitglieder von solchen Verbindungen, die ich kannte, waren mir zutiefst unsympatisch (mit einer einizigen Ausnahme, der war nur halbunsympatisch).

    Grundsätzlich sind mir diese Verbindungen als Brutstätte von Kungelei und Vetternwirtschaft aber immer schon zuwider gewesen, denn das frühzeitige Knüpfen von Netzwerken für die spätere Karriere ist schliesslich eine ihrer wichtigsten Daseinsberechtigungen.

    Grüße, Maximilian
     
  5. batrat

    batrat Wolpertinger

    Ich kann am Netzwerkknüpfen nichts schlechtes finden. Menschen kennenlernen, ihr Vertrauen verdienen und erwerben, gesellschaftsfähig sein, kommunikativ sein, Kommunikation lernen ,gemeinsam "Pferde stehlen": all das sind Dinge, die sehr wichtig sind. :nicken:

    Es gehört zur beruflichen Qualifiktion. Das muss natürlich keine Burschenschaft sein, sondern kann z.B. auch ein Internat sein.

    Das Wort Beziehungen ist immer so negativ belegt (Neid ). Dabei braucht es meist grosse Anstrengungen diese Beziehungen aufzubauen. Wenn man sie dann hat : Warum soll ich nicht davon profitieren ? :)
     
  6. Holloid

    Holloid New Member

    ich möchte da noch ein Lob loswerden, Herr Batrat....
     
  7. maximilian

    maximilian Active Member

    Hallo!

    Grundsätzlich hast Du schon Recht. Ich kenne (kannte) aber einige Studenten, die nur deswegen zur Verbindung gegangen sind, um eine bequeme Abkürzung auf dem Weg des Netzwerkknüpfens zu nehmen. Bei erster Gelegenheit eine Altherrentochter an Land gezogen, den Jagdschein gemacht, zum Golfspielen mitgegangen, usw. Solche schleimige, streberische, emporkömmlerische Art bei der Netzknüpferei ist mir einfach zuwider. Barschel war so einer. Dem haben sogar Bundesgenossen (oder wie sich die Verbindungsbrüder untereinander anreden) seine zwei Doktorarbeiten geschrieben, während er seine politische Karriere vorangetrieben hat, um seine Kumpane dann später nachzuziehen.

    Das Problem ist, daß auf diese Weise Personen in Positionen gelangen, für die sie absolut nicht qualifiziert sind und in denen sie uns allen nur schaden.

    Grüße, Maximilian

    PS: Ich war in keiner Verbindung und mußte trotzdem noch nie eine Bewerbung schreiben, weil die Jobs dank guter Kontakte (die sämtlich auf "natürliche" Art entstanden sind) immer zu mir gekommen sind.
     
  8. HirnKastl

    HirnKastl Alt-68er

    Als ich vor fast 40 Jahren noch in Tübingen lebte, habe ich einiges über Studentenverbindungen und Burschenschaftler mitbekommen. Eine Zeit lang war ich Verkaufsfahrer bei Coca Cola und belieferte auch die herrlich gelegenen Jugendstilvillen, genannt "Verbindungshäuser" mit dem braunen Zuckersaft. Bei der Gelegenheit konnte ich den einen oder anderen Blick in die sanitären Anlagen werfen. Auffällig war zuweilen der Geruch nach Erbrochenem, besonders nach Festen, bei denen keine Damen zugegen waren. Es waren dort, ähnlich wie Pinkelbecken, Kotzbecken mit Haltegriffen rechts und links in kotzgerechter Höhe befestigt.

    In einigen Wirtschaften verkehrten die Burschen in Rudeln, ich glaube, es handelte sich da unter anderem um Rituale, wo die Neulinge, genannt "Füchse" mit ihren "Fuchsmajoren" zum Saufen gingen. Dabei mussten sie "Farben tragen", also ihr Käppi, eventuell eine bestimmte Verbindungsjacke und ein Band mit farbigen Streifen. Da gabs Trinkkommandos, die der Major mit kräftiger Stimme rief und alle Füchse mussten das Glas heben und ihr Bier auf ex trinken. Wenn man da mit etwas erweitertem Bewusstsein am Nebentisch saß, war das sehr unterhaltsam anzusehen. Allerdings musste man aufpassen, dass man nicht zu laut lachte, weil die sich sonst sofort beleidigt fühlten und ziemlich aggressiv werden konnten. Das mit dem Saufen hat wohl den tieferen Sinn, dass man lernt, auch in größten seelischen und geistigen Turbulenzen die Contenance zu bewahren.

    Ich habe mal von einem Burschen aus einer schlagenden Verbindung gehört, dass sie bei den Saufgelagen im Verbindungshaus manchmal nur aufs Klo dürfen, wenn sie die Erlaubnis bekommen. Wenn nicht, müssen sie sitzen bleiben. Der gewiefte Bursche, der dann halt doch sein Wasser irgendwo ablassen muss, stellt in einem solchen Fall seinen Säbel so in den Schritt, dass die Klinge abwärts zum Boden weist und lässt den Urinstrahl behutsam daran entlang rinnen. :kotz: Vielleicht war das aber auch nur Burschenlatein.

    Es gab immer Konfrontationen zwischen dem damaligen SDS (sozialistischer deutscher Studentenbund) und den Burschenschaftlern. Bei Demos gabs nicht selten Handgreiflichkeiten. Die waren ganz offensichtlich rechtskonservativ orientiert.
     
  9. pewe2000

    pewe2000 New Member

    So läuft es leider, batrat, egal ob die Leute bei den Schlaraffen, Freimaurern oder wo auch immer sind. Vitamin B nennt man das scherzhaft. Es handelt sich aber leider oft um der Korruption nahe stehende Vorgänge.
     
  10. HirnKastl

    HirnKastl Alt-68er

    Ich wundere mich, wie ich ohne all das meinen Weg im Leben finden konnte.
     
  11. batrat

    batrat Wolpertinger

    Gewagter Vergleich. :crazy:

    Wenn ich jemanden bevorzuge, weil ich ihn kenne, weil ich weiss, wie er denkt, was er kann, weil ich früher einen Teil des Weges gemeinsam mit ihm gegangen bin, dann soll das der Korruption nahestehen. :confused: :confused: :confused:
     
  12. pewe2000

    pewe2000 New Member

    Du bist zu gutgläubig. So winzig sind diese Vereine, Logen oder was auch immer (denk an die italienische P1!) nicht, dass man wirklich jedes Mitglied kennt und weiß, dass er auf dem oder dem Gebiet gut ist und dennoch werden Logenmitglieder vorgezogen z.B. bei einer Auftragsvergabe. Es ist ein Leichtes, demjenigen Informationen über bisherige Angebote zukommen zu lassen. Ich kenne Mitglieder diverser merkwürdiger Vereinigungen, war selbst schon eingeladen, würde mich aber nie einer anschließen. Von mit mir befreundeten Mitgliedern habe ich aber erfahren, dass die Mitgliedschaft sehr wohl als Mittel zum Zweck betrachtet wird. Da wird gemauschelt, mit fairem Wettbewerb hat das oftmals nichts zu tun.
     
  13. maximilian

    maximilian Active Member

    Hallo!

    Soweit brauchst Du gar nicht gehen, daß Du diesbezüglich nach merkwürdigen Vereinigungen schaust: In jedem popeligen Dorfsportverein bekommt, wenn der Wasserhahn im Vereinsheim tropft, derjenige Klempner den Reparaturauftrag, der Vereinsmitglied ist. Sei als Handwerker, Bürgermeister, Stadtrat, Landrat, Sontwas Mitglied in genügend Vereinen und Vereinigungen und schon laufen die Geschäfte.

    Aber da sind uns die Amis wie üblich ein großes Stück voraus, denn dort ist es schon lange üblich, im Lebenslauf die Mitgliedschaften in diversen Logen und Verbindungen anzugeben ("Member of Delta Kappa Phi and Sigma Eta Tau"). Könnte ja sein, daß der Personalchef da auch mal dabei war und schon hat man einen kleinen Vorteil gegenüber anderen Bewerbern. Und genau das ist Korruption.

    Grüße, Maximilian
     
  14. Singer

    Singer Active Member

    Ich war Bursche in einer farbentragenden Verbindung. Und das, obwohl ich als Teeny eher anarcho-autonom sozialisiert war. Erst lernte ich ein paar der Mitglieder kennen: Ein Kommilitone, der sich im Laufe der Zeit als Lederprinz outete; einge waren im linken AStA-Flügel; es gab einen aus dem "Ostblock" - kurz: eine heterogene Gruppe von Individualisten. Das Verbindungsleben fand ich befremdlich, aber nach 'nem halben Jahr oder mehr hat's Spaß gemacht - weil die meisten der Leute es als Spiel sahen, aus dem man etwas lernen konnte. Beispiel: Diskussionsdisziplin! Ich habe kaum anderswo so konzentrierte, leidenschaftliche und dabei faire Diskussionen erlebt, bei denen so aufmerksam zugehört und auf die Argumente des Gesprächspartners eingegangen wurde wie in den monatlichen Konventen. Davon habe ich sehr profitiert - und natürlich von dem echt billigen Zimmer im Verbindungshaus. Wir waren ein multinationaler Haufen, von Chauvinismus keine Spur. Bei uns wurde gerne Bier getrunken - aber nie zwanghaft, nie auf Befehl und nicht von allen. Es gab bei uns keinen "Papst" (Kotzschüssel). Die meisten hatten ihre besten Freunde außerhalb der Gruppe.

    Jene Verbindung ist in ziemlich vielen Uni-Städten vertreten. Man hat die Jungs aus den anderen Städten kennengelernt, und da waren einige echt Gestörte dabei, die im Zusammenhang mit Dresden und Frankfurt/Oder von Mitteldeutschland sprachen, bestehende Grenzen nach Osten ernsthaft in Frage stellten, die erste Strophe der Nationalhymne sangen, Postkarten verschickten, deren Text mit "mit deutschem Gruß" endete und so weiter. Diese aus der Verbindung 'rauszuwerfen fand im Dachverband keine Mehrheit, obwohl man die Satzung so hätte auslegen können, daß dergleichen einen Verstoß bedeutet haben würde. Nachdem ich das miterlebt hatte - und die trugen ja dieselben Farben wie ich, also machte ich mich mit denen äußerlich gemein - war ich schnell aus dem Verein wieder draußen, und nicht nur ich.

    Außerdem bin ich generell kein Vereins-Meier.

    Kleine Anekdote: Natürlich sind Frauen ein Dauer-Thema in dieser Männergemeinschaft gewesen. Da kam es dann auch zu Streit und Eifersucht, wenn eine erst mit dem einen und dann mit dem anderen Burschen was anfing. Zweidrei Jahre später hatten dann aber doch die meisten das coming-out ihrer Homosexualität hinbekommen. Spricht, finde ich, eher für diese spezielle Gemeinschaft als gegen sie.

    :biggrin:

    Ich habe da auch Leute erlebt, die auf anderem Weg keine "Freunde" finden können oder die auf Hierarchien und feste Strukturen stehen oder gar ohne Reglement kaum selbstständig lebensfähig sind. Solche suchen sich aus eben diesen Gründen - bewußt oder unbewußt - eine Verbindung. Ich schrieb oben von dem Spiel, aus dem man etwas lernen konnte; nun, für diese hier beschriebenen war es eher eine Lehre, mit der man nicht spielen durfte.

    Von Vorteilen bei der Berufslaufbahn kann ich nichts berichten - bin schließlich wieder ausgetreten -, kann ich mir aber vorstellen nach dem Motto: Man kennt sich, man hilft sich.

    Ich habe in der Zeit auch Studenten anderer Verbindungen kennengelernt: Vom Gruselkabinett verhaltensauffälliger Psychopathen (natürlich bei den schlagenden Verbindungen) über verzogene Rotzlöffel und Obere-Zehntausend-Söhnchen bis hin zu blassen übertünchten Mauerblümchen, unauffälligen Langweilern und wachen, sympatischen, sozial engagierten Mitmenschen - alles dabei.
     
  15. batrat

    batrat Wolpertinger

    Gibt`s eigentlich eine Apple-Burschenschaft ? :biggrin: :biggrin:
     
  16. batrat

    batrat Wolpertinger

    Hier in Bayern nennen wir die grösste davon CSU. :teufel:
     
  17. maiden

    maiden Lever duat us slav

    was alarmierend ist, ist doch die Tatsache, daß ausgerechnet der Chef der dreckigsten Klatschkloake Deutschlands und selbst Burschenschaftler und bekennender Freund und Kämpfer für Israels Interessen, volksverblödend eine nachträgliche Entnazifizierung der Burschenschaften betreibt. Diekmann ist ein Geschichtenerfinder und Geschichtsfälscher, ein Bumskontaktevermittler und ekelerregender Heuchler.
     

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