1. Liebe Forumsgemeinde,

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BegriffsSchulung I: Stalinismus

Dieses Thema im Forum "Small Talk" wurde erstellt von Harlequin, 24. Februar 2003.

  1. Rotweinfreund

    Rotweinfreund + Jevers Liebhaber

    &&schließe mich Knoedelmeistas Frage auf das interessierteste an und hoffe, (D)u wirst sie mir schlüssig (evtl. mit Querverweis auf Duden) beantworten. Falls dem so ist, werde ich mich selbstverständlich &&&&&&&widersetzen :)
    Gruß R. *dersehranderaltenrechtschreibunghängt*
     
  2. RaMa

    RaMa New Member

    >>äh, kleine Frage an den Fachmann, nein nicht Du, Harlequin.

    damit nähern wir uns wieder deinem diskussionsniveau...ich hab wirklich überlegt ob es sinn macht für eine lange antwort an dich zeit zu verschwenden...

    nö...tut es nicht...

    nur ne kleine frage die du mir vielleicht beantworten kannst...

    woran erkennt man eine gute ideologie?
    an der idee oder an der umsetzung?

    die frage sollte dir darlegung der parralellen genug sein...

    ra.ma.
     
  3. Duc916

    Duc916 New Member

    Na ja,
    der Kapitalismus besitzt schon eine "Theorie" aber, und da gebe ich dir Recht, er hat keinen ideologischen Überbau. Den bekommt er erst in Zusammensetzung mit z.B. Neoliberalismus, Stamokap, soziale Marktwirtschaft oder was auch immer.

    Das Problem bei der Umsetzung solcher Systeme (Kommunismus, Kapitalismus in den unterschiedlichsten Ausprägungen) ist aber, daß je mehr man sich dem Ideal nähert, desto mehr müssen die einzelnen Menschen von ihrer Individualität abgeben um am Ende als großes Ganzes zu funktionieren.
    Ein solches System wird aber aufgrund des menschlichen Naturells zerbrechen oder kann nur unter Zwang aufrechterhalten werden, was aber dem System an sich widersprechen würde.
    Eine sozialistische Politik kann hieraus sicherlich ein Ausweg sein, wenn auch nicht unbedingt der Einzige, da sie nicht einem endgültigen Ideal folgen muß, sondern auch Kompromisse eingehen kann.
    Einer hiervon kann die soziale Marktwirtschaft sein.
    Eine Überhöhung des Sozialismus, indem man sagt er steht für "humanistische Ethik, Leben und Würde der Menschen" wird ihn aber zu unbeweglich machen, da sich Politik um zu funktionieren immer an den Möglichkeiten des machbaren orientieren muß.

    Gruß
    Stephan
     
  4. macixus

    macixus Hofrat & Traktorist

    @maiden

    Nachdem dir RaMa in aller Kürze und Würze geantwortet hat, dass man eine gute Ideologie nicht an ihrer Idee, sondern an ihrer Umsetzung erkennen sollte, folgt hier meine Langfassung auf deine Frage.

    Zur Erinnerung an deine Fragestellung zitiere ich mal:

    >kleine Frage an den Fachmann (RaMa gemeint)

    Ich bitte um eine Darlegung der Parallelen zwischen der Idiologie und den Ideen des Sozialismus und dem real in den ehemaligen Ostblockstaaten (such Dir einen raus) praktizierten politischen System.<

    Meine Langfassung von RaMas Antwort liest sich so:

    Es ist völlig unerheblich, zwischen der Theorie des Sozialismus/Kommunismus und dem "real existierenden Sozialismus" Parallelen suchen zu wollen.

    Man wird keine finden.

    Das beantwortet aber weder die Frage noch löst es das Problem. Kann es auch nicht.

    Die einzige Messlatte, die angelegt werden kann, ist die des Selbstanspruchs des real existierenden sozialistischen Staats an den theoretischen Überbau. Und da haben nicht nur die Tätära (DDR), sondern alle sozialistischen Staaten "in tiefer Liebe und Brüderlichkeit" zur Sowjetunion von sich behauptet, das Paradies der Arbeiter und Bauern zu sein. Und genau an diesem Anspruch müssen sie sich messen lassen. Nicht an dem maidens oder Harlequins oder wem auch immer.

    Anders gesagt (und dabei Kohl und Giadello zitierend):

    Wichtig ist, was hinten rauskommt.

    Und da kann man vorne reintun, was man will - die Wahrheit, die Gerechtigkeit, den Frieden auf Erden, morgens fischen und abends jagen. Gemessen wird, was hinten (oder unten) rauskommt - die Lüge, die Ungerechtigkeit, Gewalt, morgens malochen und abends fernsehen.

    Vorne Marx und Engels rein, hinten Lenin und Stalin und Ulbricht und Honecker raus.

    Gilt sinngemäß natürlich auch für Religionen:
    oben Neues Testament rein, unten Papst, Vatikan und Kirchenstaat raus.

    Gemessen wird immer "hinten" bzw. "unten".

    Analog interessiert es mich auch nicht, was du oder Harlequin vom real existierenden Sozialismus haltet - ob der nun in euren Augen Stalinismus ist oder nicht. Interessant für mich ist allein, wie Marxismus in der Praxis immer zum Stalinismus pervertiert. Und wie es kommt, dass bei einer vermeintlich "guten Idee" überall, wo versucht wurde, sie in der Praxis umzusetzen, Unfreiheit und Mief dabei rauskamen. Von Narrenregimes wie dem in Nordkorea ganz zu schweigen.

    So interessiert mich auch herzlich wenig, mit welchen Begriffsungetümen und Wortblasen der Arroganz-Kasper aus Berlin sich zum Demokraten und Freiheitskämpfer stilisiert. Weitaus mehr interessiert mich, wie so ein Salonsozialist und Rotfahnenpublizist Wunsch und Wirklichkeit praktisch zur Deckung bringt.

    Kurz: es geht also gar nicht darum, welche Idee durch wen pervertiert wird. Allein die Tatsache der Pervertierung ist ein Indiz dafür, dass es mit der Idee nicht so weit her sein kann.

    Da ist mir ein unvollkommener "Kapitalismus" tatsächlich lieber als jeder noch so vollkommene Sozialismus.
     
  5. Harlequin

    Harlequin Gast

  6. Convenant

    Convenant Haarfestiger

  7. RaMa

    RaMa New Member

    danke, das du meine kurzfassung übersetzt hast....erspar ich mir auf des kasperls antwort zu reagieren :)

    hmm ich denke der thread wird jetzt allerdings in die versenkung verschwinden... wie immer, da fällt dann einfach der leugnen schalter um...und weg is :)

    einen schönen tag

    ra.ma.
     
  8. terkil

    terkil Gast

    Es ist doch wirklich lustig, daß ausgerechnet Lachnummern wie Harlekin und Maiden, die die DDR und den "Sozialismus" nur vom Hörensagen kennen, uns die DDR und den Sozialismus erklären wollen.
     
  9. Convenant

    Convenant Haarfestiger

    Dabei haben wir doch mit RaMa die Kompetenz im Hause...
    ;)
     
  10. RaMa

    RaMa New Member

    ICH SAG JETZT GAR NIX MEHR!!!!

    aus ende... adios
     
  11. Convenant

    Convenant Haarfestiger

    Hoho, wie lange glaubst du kannst du das durchhalten...
    ;)
     
  12. quick

    quick New Member

  13. Convenant

    Convenant Haarfestiger

    La página web de los Westerns Europeos.
    Sehr schön...
    ein bisschen Showdownstimmung kommt hier schon in dem einen oder anderen Thread vor.
     
  14. spock

    spock Active Member

    - ist Euch schonmal aufgefallen, dass Begriffe , die mit
    "-ismus" enden, in der Mehrzahl negativ besetzt sind ?!
     
  15. Convenant

    Convenant Haarfestiger

  16. spock

    spock Active Member

    - do you know Priapismus ?!
     
  17. Convenant

    Convenant Haarfestiger

  18. Rotweinfreund

    Rotweinfreund + Jevers Liebhaber

    s richtig?<<
    &&dat is 'n groten ding! Habe ich wirklich noch nie bemerkt! Allerdings kümmere ich mich einen feuchten Kehricht um die NDR. Aber die Kleinschreibung dieser pronomen:)
    werde ich wohl aus Bequemlichkeitsgründen annehmen.
    Man liest sich und dankt für den interessanten Link.
    R.
     
  19. quick

    quick New Member

    lobe mich mal :)

    *ismus*
     
  20. maiden

    maiden Lever duat us slav

    danke für die Ausführung MacIXRaMa. Fein, daß Du dem an allen Diskussionen sich beteiligenden, aber wenig beizutragenden Brotaufstrich so hilfreich zur Seite springst. Es ist bitter nötig. Und es ehrt Dich. Zeigt aber auch gleichzeitig, daß Du Dir der Schwäche des Diskutanten Rama durchaus bewußt bist.

    Im Grunde stimme ich Dir zu. Was hinten bisher rauskam, ist zum großen Teil und mal ganz platt gesprochen, Müll.

    << Und wie es kommt, dass bei einer vermeintlich "guten Idee" überall, wo versucht wurde, sie in der Praxis umzusetzen, Unfreiheit und Mief dabei rauskamen. >>

    Das genau ist der springende Punkt. Man kann nicht eine Idee für schlecht erklären, weil die, die sie sich bisher auf die Fahnen schrieben, daraus einen Haufen Diktatur und Unterdrückung gemacht haben. Sonst müßten wir logischerweise die Idee der Demokratie und einer freien Wirtschaft, die einen überbordenden und räuberischen Kapitalismus erst möglich macht, ebenfalls für gescheitert erklären. Negative Beispiele gibt es zur Genüge. Hunger, Unterdrückung und Unterversorgung, Beschneidung oder Verweigerung von Rechten sind nicht nur die Folge eines "Sozialismus" oder "Kommunismus" sondern die Folge eben dieses Kapitalismus.
    Ich wende mich auch nicht gegen die Kritik an den im ehemaligen Ostblock praktizierten und im derzeitigen Nordkorea oder anderen Staaten herrschenden Systemen, die zwar vorgeben, Sozialismus zu leben, es aber tatsächlich ja nicht tun.
    Ich wende mich aber gegen die Behauptung, nur weil Machthaber angeblich sozialistischer Systeme, behaupten, Sozialismus zu leben, es auch Sozialismus ist. Genau der Fehler wird immer wieder gemacht. Daß man eine Ideologie für falsch und gescheitert erklärt und dann Systeme und Staaten als Beispiele und Beleg aufzählt, die tatsächlich nach jener Ideologie nicht handeln.
    Aufs Forum übertragen heißt das, daß man einen Harlequin für seinen Glauben an eine bessere Ideologie verurteilt, und die Argumentation für diese Verurteilung an gescheiterten Staatsformen festmacht. Das Scheitern der DDR, der Sowjetunion oder anderer "kommunistischer" oder "sozialistischer" Staaten ist aber kein Beweis für das Scheitern der Ideologie an sich. Es ist lediglich der Beweis dafür, daß diese Ideologie, wie jede andere auch, Schwächen hat, denen man begegnen muß, es aber die Machthaber der gescheiterten Staaten lediglich hervorragend verstanden haben, Schwächen des Sytems für sich und ihren eigenen Vorteil zu nutzen.

    Zudem muß man die Existenz solcher Systeme immer im Kontext zur Existenz anderer Systeme sehen. Auch ein Sozialismus kann nicht ohne Einflüsse von außen existieren, in der Form, daß er von allen Einflüssen völlig unberührt bliebe. Eine Demokratie kann es nicht. Eine Diktatur kann es nicht. Man stelle sich vor, es hätte nie einen Kalten Krieg, nie gegensätzliche Systeme gegeben, die ihre Gegensätze bis hin zur Bedrohung des jeweils anderen getrieben hätten, die sich wirtschaftlich bekämpft haben und sich militärisch in die Knie zu zwingen suchten. Wissen wir, ob sich ohne solche Einflüsse aus der ursprünglich guten Idee eines Sozialismus nicht auch ein politisches System entwickelt hätte, das den Menschen das gegeben hätte, was es ihnen versprach? Wir wissen es nicht. Aber man kann die Vermutung anstellen, daß eine Bedrohung von außen immer zu Entwicklungen führt, die es ohne diese Bedrohung nicht geben würde. Wobei nicht die Behauptung im Raume steht, daß ein Honnecker, ein Kim Il Yong, ein Stalin nicht so gehandelt hätten, wie sie es taten. Schlechte Menschen gibt es schließlich überall. Aber man kann vermuten, daß diese Leute nicht ein so leichtes Spiel gehabt hätten, wenn sie nicht Bedrohung und Angst der Menschen für ihre Ziele hätten instrumentalisieren können. Freilich sind auch andere Faktoren, wie die durchaus menschlichen Schwächen des einzelnen, ein nicht von der Hand zu weisendes Argument für das Scheitern. Aber jedes System muß eine Entwicklung durchlaufen, in der es sich herausstellt, ob es funktionieren kann und welche Veränderungen notwendig sind.
    Unter ständigem Druck von außen, kann eine gesunde Entwicklung aber nicht funktionieren. Sei es, daß dieser Druck tatsächlich existiert oder aber von den Machtinhabern herbeigeredet wird um bestimmte und egoistische Ziele besser durchsetzen zu können.
    Aktuelles Beispiel sind die USA. Eine immer mehr ausufernde Paranoia, eine Panikmache, ein Spiel mit der Angst, die fortwärend aufrechterhalten wird, führt dazu, daß aus einer Demokratie mit einstmals hohen und respektablen Werten ein Land, ein System wird, das sich von Demokratie, Menschenrechten und Freiheit immer weiter entfernt. Ein Land, das seine eigenen Bürger immer stärker überwacht, Freiheiten abbaut, bestimmte Kreise fördert und andere von Förderung und Vorteilen ausschließt. Ein Staat, der sich nicht nur immer weiter von seinen eigenen Werten, von den eigenen Menschen entfernt, sondern sich auch immer weiter von der übrigen Welt entfernt, aber gleichzeitig dieser Welt, seinen Willen zu diktieren versucht.
    Diktatur unter dem Mantel von Demokratie, unter dem Vorwand, für Menschenrechte und Freiheit zu kämpfen. Auch ein Mißbrauch.
    Ist die Demokratie deshalb gescheitert? Sicher nicht. Sie wird sich weiterentwickeln. Europa wird sich weiterentwickeln. Rußland wird es tun, der Iran, der Irak, der gesammte arabische Raum. Und - sicher spät - auch Staaten wie Nordkorea. Und die USA werden sich weiterentwickeln. Aber vermutlich in eine ganz andere Richtung als Europa. Es wird über kurz oder lang eine Spaltung geben. Wir wissen heute noch nicht, wo Amerika, daß für Demokratie, Freiheiten und Menschenrechte stand, also für all das, wofür die ehemaligen Ostblockstaaten, wofür der angebliche Sozialismus und der angebliche Kommunismus nicht standen, in 20 Jahren sein wird. Aber wir können vermuten, daß es dann nicht mehr die Demokratie sein wird, die es einmal war.
    Wir befinden uns im Umbruch, in einem Wandel. Vielleicht wird das Ergebnis eine Wiederbelebung einer ehemals guten, aber zwischenzeitlich mißbrauchten Idee sein, die einige als Sozialismus kennen. Wer weiß? Und vielleicht wird diese Idee, die dann natürlich auch weiterentwickelt wurde, nicht mehr mißbraucht und dadurch zum Scheitern verurteilt. Das sind Spekulationen. Aber man sollte endlich damit aufhören, eine Idee zu kritisieren, weil sie mißbraucht wurde. Zumal deshalb nicht, weil keine Idee so stehen bleibt, wie sie im Ursprung einmal erdacht wurde.

    Wer den Sozialismus kritisiert oder jene, die wie Harlequin, die Idee des Sozialismus träumen, der kritisiert nicht eigentlich die Idee - zumal sich die meisten Kritiker den Vorwuf gefallen lassen müssen, tatsächlich zu wenig darüber zu wissen - sondern er kritisiert diejenigen, die die Idee zum Scheitern brachten, weil sie sie für ihre eigenen Vorteile und Ziele mißbraucht haben. Aber in zu vielen unter uns steckt noch zu sehr, eine andere, ebenso falsche Ideologie, nämlich die, den Andersdenkenden allzuschnell in eine bequeme Schublade stecken zu wollen, wo man ihn dann einfach und bequem händeln kann. Das erspart eine Menge Denkarbeit. Und es erspart eine Menge Argumente, die man meist eh nicht hat. Die geflügelte Parole "Geh doch nach drüben, wenns die hier nicht paßt", war ein Ergebnis davon. Leider steckt diese Denke noch zu sehr in vielen von uns. Seltsamerweise wissen aber alle, daß z. B. eine DDR nicht an der Idee des Sozialismus scheiterte, sondern an denen, die die Idee mißbrauchten. Trotzdem, und weil es so schön einfach ist, wird der Anhänger des Sozialismus dafür in Sippenhaft genommen. Man kann so wunderbar auf ihm herumhacken, auf ihn einprügeln, ihn fertig machen. Man braucht keine Argumente, keine Beispiele, man braucht sich nicht die Mühe zu machen, das Scheitern zu untersuchen und zu ergründen. Man kann sich all dies sparen, indem man einfach ein greifbares Individuum packt und auf ihm den ganzen Hohn und Spott über das Scheitern ausgießt. Obwohl weder er noch die Idee an sich dafür verantwortlich gemacht werden können.
     

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