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Haben wir gute Manieren ??

Dieses Thema im Forum "Small Talk" wurde erstellt von batrat, 12. Oktober 2007.

  1. batrat

    batrat Wolpertinger

    2 Sachen gibt es, da bin ich sehr unhöflich:

    1.Wenn die Zeugen Jehovas am Sonntag um 8:00 bei uns klingeln. :meckert:

    2.Wenn mir mal wieder eine nette Stimme am Telefon ein "unschlagbares Angebot" macht.

    Da werde ich zur Wildsau.

    [​IMG]


    Hier noch eine Empfehlung: Ein Knigge für Asien. Da schmeist du dich weg. :D :D
    http://www.chinapur.de/html/body_asien_knigge.html
     
  2. maximilian

    maximilian Active Member

    Hallo!

    Das liegt daran, daß die jetzt nicht Grüßenden dieselben sind, die früher die Jüngeren waren und damals schon nicht gegrüßt haben.

    Grüße, Maximilian
     
  3. HirnKastl

    HirnKastl Alt-68er

    Ich habe beruflich viel mit Jugendlichen zu tun. Wenn ich morgens das Schulhaus betrete und das Eingangstor für die nachfolgenden Schüler aufhalte, sind die meisten ganz überrascht und bedanken sich freundlich. Die selben Schüler kämen aber nicht mal im Traum darauf, mir die Tür aufzuhalten, nicht mal dann, wenn ich voll beladen bin.

    Es gibt dann auch solche, die witschen gerade noch so durch die Tür, streifen mit Schultern und Rucksack am Türrahmen, verkratzen alles und würden um keinen Preis der Welt die Hände aus den Taschen nehmen.

    Oder es fällt mir etwas runter. Selbst kleinere Schüler weisen mich höflich darauf hin: "Du, dir is was runtergefallen", kommen aber nicht auf den Gedanken, es für mich aufzuheben. Erst wenn ich sage:"Mal sehen, wer es schneller hat, du oder ich", dann klappts.
     
  4. batrat

    batrat Wolpertinger

    Deine Schüler duzen dich :confused:

    Wie sich doch die Zeiten ändern. :biggrin:
     
  5. HirnKastl

    HirnKastl Alt-68er

    Ja, die kleinen, so etwa erste bis dritte Klasse. Ich habe es gelegentlich schon erlebt, dass sie mich "Papa" nannten, wenn sie aus alleinerziehenden Familien stammen. Die etwas größeren siezen mich und die ganz großen und coolen ignorieren mich. :)
     
  6. Adriette

    Adriette New Member

    Eigentlich ist der Manieren- und Sittenverfall kein Wunder.
    Wenn ich meine Kinder nicht so erziehe, wie ich selber sein sollte, als mit Manieren, dann kann ich nicht erwarten, daß aus ihnen vernünftige Erwachsene werden.
    Was viele Eltern heute unter Erziehung verstehen, ist mir schleierhaft. :confused: :meckert: :teufel:
    Wenn man Kindern frühzeitig beibringt, Bitte, Danke, und Entschuldigung zu sagen, und sich auch sonst entsprechend zu benehmen, dann klappt das!
    Ich merke das oft, wenn ich mit meinen einkaufe, sie eine Scheibe Wurst bekommen und automatisch Danke sagen: Die Verkäuferin guckt manchmal komisch und wundert sich, einige sagen mir dann auch, daß das längst nicht mehr selbstverständlich ist!
     
  7. batrat

    batrat Wolpertinger

    Supermarkt ist ein gutes Stichwort. :nicken:

    Wenn man an die Kasse kommt und nur 1-2 Teile hat, ist es nett, wenn der Vordermann einen vorlässt. Wenn ich es eilig habe frage ich manchmal auch ob ich mit meinen 1-2 Teilen vor kann und bedanke mich dann auch dafür.
    Selber lasse ich so jemanden auch vor, wenn ich selbst eine Menge Zeug habe.

    Und dann gibt es die, die überhaupt nicht fragen sondern sich einfach vordrängeln, bevor man überhaupt die Chance hat, sie freiwillig vorzulassen. :meckert: Wenn man sagt "So gehts nicht. Einfach vordrängeln ! Fragen Sie halt vorher:meckert: " kriegt man auch noch blöde Antworten "hab doch nur ein Teil" "stell dich nicht so an" "mach keinen Stress". :augenring
     
  8. benqt

    benqt New Member

    Auch wenn's nicht direkt mit Manieren zu tun hat (höchstens ein wenig mit denen von TV-Programmdirektoren), solltet ihr diesen sehr interessanten Artikel mal durchlesen. Es geht dabei auch um den Einfluss des Fernsehens auf die Gesellschaft.

    Indirekt wird darin meine These gestützt, dass sich weniger Fernsehen günstig auf die Gesellschaft auswirken könnte, bzw. dass das Fernsehen uns vielleicht doch stärker schaden könnte, als wir es für möglich halten.

    Gruß
    Markus
     
  9. Schaumberger

    Schaumberger Wurschthaut, alte


    Das mit der Erziehung und dem "Bitte/Danke" ist aber auch schwierig:
    Mein Sohn (2 Jahre) bekommt bei unserem Dorfmetzger immer eine Scheibe Gelbwurst, das lernt er natürlich und schreit eines Tages nach Betreten des Ladens im lauten Befehlston in die Runde "Wo ist die Gelbwurst??" – das haben wir ihm zum Glück schnell wieder abgewöhnen können, nun kämpfen wir mit dem Bitte/Danke: wenn ich ihm vorher sage er solle sich Bedanken wenn ihm jemand etwa zusteckt dann schreit er nach Betreten des Ladens laut "DANKE–DANKE–DANKE" bis ich ihn wieder zum Schweigen bringe...Wenn er dann seine Wurst bekommt ist er so selig dass er alles um sich rum vergisst – auch das Danke sagen, nach der Aufforderung ("Wie sagt man") kommt dann meist ein schüchternes "Bitte?"

    Ich bin aber sicher dass ers irgendwann lernen wird :nicken:

    Zum Thema: ich pers. halte das Geweine um den Verfall der Sitten für ein untrügliches Zeichen des fortgeschrittenen Greisentums. "Früher war alles besser" – ja, ja und aus Holz – So ein Unsinn. Bauerntrampel gabs damals auch schon, nur erinnert man sich nicht an sie. :augenring
     
  10. batrat

    batrat Wolpertinger


    Heutzutage wird der Effekt aber mit Privatfernsehen verstärkt. :crazy: :crazy:
     
  11. HirnKastl

    HirnKastl Alt-68er

    Vorgestern hatte ich in unserem Schulhaus folgenden Fall zu klären: ein Schüler, elf Jahre alt, stellt vor meinen pädagogischen Augen einem Mädchen, dass gerade vorbei geht, ein Bein, so dass es fast auf die steinernen Stufen der Treppe gefallen wäre, nur mit Mühe entgeht es dem Sturz. Er dreht sich lachend und feixend weg, als sei nichts geschehen.

    Ich rufe ihn zu mir her und frage ihn noch ganz freundlich, ob er denn wisse, dass es gefährlich sei, einem anderen Kind vor den Treppen ein Bein zu stellen. Er antwortet mit Händen in den Hosentaschen und anscheinend völlig selbstsicher, er wisse das nicht, wobei er sich zu seinen Freunden umdreht, Blickkontakt mit ihnen sucht und lacht.

    Ich gebe ihm eine zweite Chance, frage ihn konkreter, ob er sich vorstellen könne, wie es wäre, wenn er mit dem Kopf auf die Kanten der steinernen Stufen fiele, vielleicht sogar mit dem Gesicht. Wieder dieser "du-kannst-mir-garnichts" Gesichtsausdruck, Hände in den Hosentaschen, freches Grinsen. Nö, er könne sich das nicht vorstellen.

    Jetzt werde ich ernster, lasse die Freundlichkeit verfliegen, trete einen Schritt auf ihn zu und frage ihn relativ scharf, ob er mir tatsächlich einreden wolle, er könne sich mit elf Jahren noch immer nicht vorstellen, dass es ziemlich weh tut, mit dem Kopf auf die Kante einer Steinstufe zu knallen, abgesehen davon, dass es schlimme Verletzungen nach sich ziehen könne. Er spürt den seelischen Szenenwechsel, wird etwas unsicher und kleinlauter, beharrt jedoch immer noch darauf, dass er von nichts wisse.

    Ich mache ihm klar, dass er nun seine Chancen auf einen glimpflichen Ausgang der Sache verspielt habe und verlange von ihm, dass er bis zum nächsten Tag einen kleinen Aufsatz zu schreiben habe, in welchem er den Hergang der Tat schildern sollte. Außerdem erwarte ich von ihm ein schönes Bild, zum Beispiel einen Blumenstrauß, mit dem Wort "Entschuldigung" darunter.

    Das trifft ihn schlimmer als ein Peitschenhieb, er versucht sich herauszuwinden, bietet mir an, das unaussprechliche Wort "Entschuldigung" sofort und unmissverständlich auszusprechen - zu spät. Ich beharre nun auf meinem Wunsch und teile es auch seiner Lehrerin mit.

    Am nächsten Morgen komme ich wie gewohnt die Treppe herauf. Der Schüler erwartet mich schon, kommt mir freundlich entgegen, begrüßt mich mit Handschlag und überreicht mir Aufsatz und Bild. Ich schaue beides an und stelle fest, dass er sich Mühe gegeben hat, die Schrift ist klar und gut lesbar, das Bild nach den Regeln der Kunst ausgeführt. Ich sage ihm, dass es mir gefällt, worauf er sich erleichtert abwenden will.

    Ich rufe ihn zurück, übergebe ihm seine Arbeit und mache ihm klar, dass ich nicht der richtige Empfänger sei, er müsse das Bild dem Mädchen geben, denn er habe sie stolpern lassen, nicht mich. Er erbleicht, schluckt, fügt sich dann aber ins Unvermeidliche. Er geht zu dem Mädchen hin, das in einiger Entfernung im Kreise seiner Freundinnen steht, übergibt ihr leicht errötetend den Brief und wendet sich rasch ab.

    Was nun geschieht, ist zauberhaft: die Freundinnen wollen alle einen Blick auf den Brief und das Bild werfen. Offensichtlich gefällt ihnen, was sie da sehen. Sie schauen hinüber zu dem Jungen, der bei seinen Freunden steht und so tut, als sei alles ganz cool und easy. Es entgeht mir nicht, dass er dennoch immer wieder verstohlen zu den Mädchen herüberschaut. Ich gehe zu den Mädchen hin und frage sie so, dass man es hören kann, was sie dazu sagen, ob sie den Brief auch schön fänden. Sie lächeln, nicken und sagen ja, der sei sehr schön. Aus den Augenwinkeln bemerke ich, dass der Knabe, der gestern noch so frech gewesen, nun zwischen Stolz und Hilflosigkeit hin und her schwankt. Einerseits tut es ihm gut, wie die Mädchen - vor allem das eine - seine Arbeit loben, andererseits fehlt ihm noch die Möglichkeit, damit umzugehen. Aber das kann ja noch kommen.

    Auch heute grüßte er mich ganz freundlich auf meinem Weg die Treppe hinauf.
     
  12. benqt

    benqt New Member

    Fordern und Fördern.
     
  13. batrat

    batrat Wolpertinger

    @HirnKastl : Finde ich gut, wie du das gehandhabt hast. :)

    In einem in etwa ähnlichen Fall erging es einer mir bekannten Lehrerin allerdings etwas anders : Der Vater des Satansbratens kam in die Sprechstunde und verlangte die Strafarbeit aufzuheben. :O
    Übrig geblieben ist nach Rücksprache mit dem Schuldirektor eine lauwarme Entschuldigung. :crazy:
     
  14. maceddy

    maceddy New Member

    @ HirnKastl
    das war ja wohl Psychoterror, diesem Knaben wäre mit einer „Doublette" besser geholfen worden. :teufel: :cry:


    maceddy
     
  15. HirnKastl

    HirnKastl Alt-68er

    Ja, das ist die falsch verstandene Art des "In-Schutz-Nehmens" seiner Kinder, vor allem dann, wenn die Eltern getrennt leben und die Elternteile sich vor ihrem Kind profilieren wollen.

    @maceddy
    Die "Doublette" hätte möglicherweise dazu geführt, dass der Knabe ewig vor mir Respekt gehabt hätte. Ich muss zugeben, der Gedanke hat etwas Verlockendes. Allerdings hätte mir die "Doublette" eine Menge juristischer Schwierigkeiten einbringen können und am Ende hätte ich mich bei dem Schüler entschuldigen müssen. Das hätte ihm gar nicht gut getan.

    Ich wollte jedoch, dass er den Mädchen mit etwas mehr Aufmerksamkeit begegnet, auch wenn er mich nicht in der Nähe weiß - ich musste mich also entscheiden. :)
     
  16. maceddy

    maceddy New Member

    Natürlich hast Du recht.


    maceddy
     
  17. HirnKastl

    HirnKastl Alt-68er

    Und eine weitere Ursache für diese Verwahrlosung liegt darin, dass Fernseher und Computer als Kindermädchen eingesetzt werden.
     

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